Felix Lensing ist ein Styler von Kopf bis Fuss. Von der Frise bis in seine Zehenspitzen versteht der Sportstudent aus dem Pott stilsicher aufzutreten. In unserer Ausgabe 35 hatten wir den Artikel “Video Daze”, in dem uns der 23- Jährige erzählt, welche Videoparts ihn inspirieren. Früher, als auch heute noch.


Portrait by Biemer

Meiner Meinung nach kann man Skateboarder bezüglich ihres Medieninteresses in zwei grundsätzlich verschiedene Gruppen aufteilen: Die einen verbringen täglich mehrere Stunden vor dem Rechner, um sich die neuesten Clips anzugucken, während an den anderen eigentlich alles vorbeizieht, es sei denn man setzt sie direkt davor oder Facebook ist so überfüllt mit einem immer wiederkehrenden Link, dass die schlummernde Neugierde das gewöhnliche Desinteresse übersteigt.

Natürlich kann man schon davon ausgehen, dass auch die eine oder andere Mischform existiert. Weiterhin muss man konstatieren, dass diese polarisierende Zuordnung nicht wertend gemeint ist, da alle Skateboarder unabhängig davon, wo und in welcher Form und Struktur sie ihre Motivation zum Skaten gewinnen, die Liebe zum Skateboarding gemeinsam haben (sollten).


Fs Boardslide für die TPDG Gang. Pic by Biemer

Seit ich denken kann, würde ich mich zu ersterer Gruppe zählen, wobei sich mein Konsumverhalten gerade in den letzten Jahren stark verändert hat. Durch den Siegeszug des Internets sind wir in einem Zeitalter angelangt, in dem nahezu im Sekundentakt neue Videos und Clips erscheinen und dem jeweiligen Protagonisten zu einigen Stunden virtuellem Ruhm oder auch Hohn verhelfen. Dabei scheint durch die Offenheit von Plattformen wie YouTube oder Vimeo für jedermann das klassische Skatevideo auf VHS bzw. DVD von einer undefinierbaren Masse an Tricktips, Park-Footage und Sponsor-Me-Tapes überrollt zu werden. Das führt zwangsläufig dazu, dass man als Interessierter nahezu mehr damit beschäftigt ist, die sinnlosen Clips herauszufiltern, als wirklich inspirierendes Skateboarding zu sehen. Doch auch wenn viele Nostalgiker meinen, dass diese Entwicklung eine rein negative ist, könnte das wohl besiegelte Aussterben des klassischen Skatevideos auch zu einem Aufbruch der ziemlich festgelegten Struktur von Skatevideos führen und neue Möglichkeiten der Inszenierung eröffnen und etablieren.
Weiterhin darf man nicht vergessen, dass man durch YouTube so einfach wie noch nie zuvor aktiv Skateboardhistorie neu erleben und auch nachholen kann. Nahezu alle bedeutenden Videoparts der letzten 20 Jahre sind, sofern die GEMA es nicht mittlerweile verhindert hat, durch drei Klicks erreichbar. Hiermit starte ich einen Appell an alle Kids, die diesen Text hier lesen, die Klassiker wie Mouse (Girl), Mosaic (Habitat) oder auch Photosynthesis (Alien Workshop) nachzuholen, um zu erkennen, dass die Helden vergangener Tage schon damals besser waren, als es die meisten von uns (ich eingeschlossen) jemals sein werden, und dass sie für viele vielleicht mehr Inspiration bieten, als der heißeste Webpart für 2,99 bei iTunes.


Was Pappalardo in New York kann, macht Felix in FFM. Bump Ollie. Pic by Biemer

Im Folgenden habe ich eine kleine Liste der Parts erstellt, die aus meiner Sicht absolute „Pflichtlektüre“ sind, und die ich mir immer wieder und wieder angeguckt habe, angucke und auch in Zukunft angucken werde:

Jason Dill – Habitat: Mosaic
Jason Dill war, was sein Skaten angeht, immer seiner Zeit voraus, nicht zuletzt dank einer aus meiner Sicht exzellenten Trick- und Spotauswahl. Sein Part in der Alien-Workshop-Section im Mosaic-Video von Habitat besteht ausschließlich aus Lines und wird durch zwei Songs von Spoon untermalt. Allein wegen der Lines am Ghetto Spot in Los Angeles gucke ich mir den Part in regelmäßigen Abschnitten immer wieder an und frage mich, wie zum Teufel man so geile FS K-Grinds machen kann.

Anthony Pappalardo – Habitat: Mosaic
Ebenfalls in der Workshop-Section lieferte Pappalardo den aus meiner Sicht mit Abstand besten Part seiner Laufbahn ab. Zu Dinosaur Jr. zerlegt er New York in seine Einzelteile und hat dabei einen Flow, der seinesgleichen sucht. Der Switch-Ollie über den Philly Bump am Anfang vom zweiten Song ist so hart, dass man es kaum glauben kann, wenn man sich die Abschussrampe vor Ort mal anguckt. Auch wenn der Fully Flared-Part (Lakai) von vielen Unwissenden gehatet wurde, ist auch der beinhart, und man kann nur hoffen, dass Pops in den nächsten Jahren ein bis zwei Stühle weniger schnitzt und dafür noch mal einen letzten Part raushaut. Fest steht jedenfalls: Er hat sich mit diesem Part ein absolutes Denkmal gesetzt!
Übrigens: Wer Mosaic nicht kennt, sollte sich aus meiner Sicht am besten das gesamte Video angucken, da es als perfekte Symbiose von Stimmung, Skaten und Editing eines der eindrucksvollsten Videos aller Zeiten ist.

Mike Carroll – Transworld: Modus Operandi
Mike Carroll darf natürlich als absoluter Oberstyler in dieser Liste nicht fehlen. Mir gefallen eigentlich alle Parts von Carroll, aber die erste Line im Modus Operandi-Part ist so unglaublich flüssig und perfekt, dass ich sie tagelang auf Repeat angucken könnte. Daher muss man diesen Part einfach gesehen haben.

Arto Saari – Flip: Sorry
Arto Saari ist einfach ein Phänomen. Es gibt kaum einen anderen Skateboarder, der über einen so langen Zeitraum so harte Tricks rausgehauen hat, wie der sympathische Finne. Der erste ganz große Meilenstein war sein Part im Sorry-Video von Flip. Zwei Songs, unglaubliche Kontrolle und Style bis zum Abwinken machen diesen Part und damit Arto Saari vermutlich auf alle Zeiten unsterblich.

Ach ja, Felix kann auch Skaten. Und das ziemlich stylish, unserer Meinung nach. Was du kennst nix von ihm? Zeit, dass du dir seinen Über– Part reinziehst.

Den ganzen Artikel findet ihr in der Ausgabe 35. Go, get it.