Wir treffen Danny Way in der Rockstarsuite der Superbude in Hamburg St. Pauli. Im Rahmen eines ersten Screenings der Dokumentation „Waiting for Lightning“ ist der mittlerweile 38-jährige Plan B-Pro und Übermensch extra vorbei gekommen, um allen Interessierten Rede und Antwort zu stehen. Wir haben zehn Minuten Zeit und hätten am liebsten noch eine Stunde länger geplauscht – immerhin bekommen wir ihn zu Gesicht und wollen noch nicht einmal, dass er skatet…

Hi Danny, wie geht´s dir?
Danke, gut! Ich bin gestern in Deutschland angekommen.

Du warst zur „Harald Schmidt Show“ eingeladen, doch hast abgelehnt. Was war da los?
Ja, das habe ich. Sie wollten, dass ich auf der Bühne Skateboard fahre, aber ich denke, dass Skateboarding einfach mehr zu bieten hat, als nur eine Zaubershow. Wenn es um Skateboarding gehen soll, dann soll es auch den Respekt bekommen, den es verdient. Als sie meinten, ohne zu skaten, komme ich nicht in die Show, war mir das recht, nicht hin zugehen. Wenn das der einzige Grund ist und wenn meine History of Skateboarding nicht genug ist für die Show, dann eben nicht. In Amerika werde ich auch öfters zu solchen Shows eingeladen, doch die sind einfach nur peinlich. Die stellen Skater als Witzfiguren dar, wie Toys aus dem Spielzeugladen. Wenn ich so was mache, dann richtig und wie ich mir das vorstelle.

Cool, ziemlich smart von dir. Okay, kommen wir mal zu deinen Anfängen. Kannst du dich noch erinnern, als du das erste Mal in den Skatepark von Del Mar gekommen bist und Leute wie Tony Hawk und Chris Miller gesehen hast?
In dem Park bin ich groß geworden. Ich musste nicht auf eine Demo gehen, um Tony Hawk, Chris Miller oder Christian Hosoi zu sehen, die sind einfach die ganze Zeit in meinem Localpark geskatet, in dem sie eben auch groß geworden sind.

Also hast du die Jungs jeden Tag gesehen?
Ja, schon sehr oft. Del Mar war in den 80ern einfach DER Spot.

Das hat dich wahrscheinlich sehr inspiriert, oder?
Absolut! Die Erfahrungen, die ich damals in Del Mar gesammelt habe, sind der Grund, warum ich Skateboarding liebe.

Colin McKay hat mal gesagt, dass du einer der besten Slalomskater aller Zeiten hättest werden können. Stimmt das?
Mein allererster Contest in Del Mar war Bank-Slalom. Also die Pylonen wurden in einem Ditch auf die Banks gestellt und dann musste man diese abfahren. Und naja, den Contest habe ich gewonnen und da ich nie wieder einen Slalom Contest gefahren bin, bin ich also ungeschlagen, haha.

Und fährst du auch heute noch gerne Slalom?
Nein, haha. Das war das einzige Mal, dass ich Slalom gefahren bin.

Du warst außerdem Profi-Snowboarder bei Type-A Snowboards.
Ja, mir gehörte sogar die Company. Ich mit diese mit meinem Partner gegründet, mit dem ich auch Plan B gemacht habe. Anfang der 90er Jahre war Skate- und Snowboarding sehr familiär. Skateboarding hatte direkten Einfluss auf Snowboarding, so dass eine Menge Pros eben auch Snowboard gefahren sind, z.B. John Cardiel und Pat Duffy.

Aber du hast dich dann für die Skateboardkarriere entschieden?
Ich habe nie daran gedacht, mit Skateboarding aufzuhören. Snowboarding war einfach leicht zu lernen, bei allen Tricks ist dein Board an deinen Füssen festgeschnallt, also ist ein Backlip an einem Rail viel einfacher.

Hat dir Snowboarding denn geholfen, um Tricks auf dem Skateboard in der Vert- oder Megaramp zu lernen?
Ich würde sagen eher nein, Snowboarding hat einfach Spaß gemacht. Ich bin Skater und meine Herangehensweise war immer aus der Perspektive von Skateboarding.

Du hast als Teenager mit deinem Bruder auf einem großen Grundstück in Kalifornien gelebt. Habt ihr da eigentlich eine Zeitlang alleine gewohnt?
Nicht die ganze Zeit, meine Mutter war auch die meiste Zeit da. Mein Bruder war achtzehn, ich war fünfzehn, als meine Mum zu ihrem neuen Freund zog. Mein Bruder war nun alt genug, um auf das Haus aufzupassen.

Habt ihr zu dem Zeitpunkt eure ersten Rampen gebaut?
Eigentlich habe ich schon als kleines Kind angefangen, Rampen zu bauen.

Stimmt es, dass du eine Knarre hattest und auf Kühe geschossen hast?
Kühe? Nein, ich habe nie auf Kühe geschossen…

Das habe ich so gehört!
Haha, funny. Aber eine Menge Menschen schießen die ganze Zeit auf Kühe, jeder hier im Raum isst Kühe, die erschossen wurden! Also selbst, wenn ich auf Kühe geschossen hätte, wenn würde das schockieren?

Hast du schon mal schlafende Kühe umgeschubst?
Ich hab schon mal davon gehört, aber hab´s noch nie ausprobiert. Das ist doch ein Märchen, ich glaube das funktioniert nicht. Aber er hört sich lustig an!

Mitte der Neunziger zu Zeiten des „Questionable“ Videos, bist du auch sehr viel Street gefahren. Heutzutage wirst du eher als Vertskater wahrgenommen, ist deine Faszination dafür höher?
Vertskating ist einfach ein größerer Rausch, es bedeutet gleichmäßige Geschwindigkeit. Streetskating ist stop-go-stop-go, in der Vertrampe hast du Full Speed drauf, bis du fällst. Es sind viel flüssigere Bewegungen, während Street manchmal einfach steif ist. Eine Transition hat für mich mehr Flow, die meisten Streetskater wissen es einfach nur nicht. Obwohl eine Menge von ihnen die Fähigkeiten besitzen, wenn sie es öfters probieren würden. Ich bin glücklich darüber, dass ich genug Erfahrung besitze und weiß, wie beides funktioniert. Vertskating ist aber auch oft einfach bequemer, die Rampe steht da, du wirst niemals gekickt und kannst machen, was du machen willst. Man muss vor allen Dingen nicht den ganzen Tag von Spot zu Spot herumfahren und auf Parkplätzen oder vor Shopping Malls abhängen. Aber ich mag beides.

Okay, die Zeit ist leider fast vorbei höre ich gerade, also Danny, what´s next? Wirst du vielleicht der erste Skater auf dem Mond sein?
Plan B Video. That´s next.

Du filmst einen Full Part?
Ja.

Und wer wird den letzten Part haben?
Wir werden sehen. Hoffentlich nicht ich! Wohl einer von den Jüngeren…

Wann kommt es denn endlich?
So etwas braucht man eigentlich niemanden zu fragen, der ein Skatevideo plant. Aber eins kann ich sagen: es wird kommen. Es geht voran und alle, die an dem Projekt arbeiten wissen das. Bleibst du aber auf der Couch sitzen, gehst du im Staub verloren. Einige Jungs haben bereits genug Footage zusammen für ihre Full Parts. Wir sehen es als Erbe von Plan B, fürs Business ist es allerdings eine schlechte Idee.

Interview: Benni Markstein
Pics: Sönke Bruhn