Hinter jedem guten Brand steckt immer ein guter Art Director. Alles geht durch seine Hände und prägt die visuelle Identität der Marke. Unsere Rubrik Behind the Scenes gibt Einblicke in die Arbeit der kreativen Köpfe bei den aufregendsten Brands… Und als „aufregend“ kann man das momentane Leben von Pontus Alv sicherlich bezeichnen. Immer auf dem Sprung, die nächste Idee im Kopf, ein wahrer Denker und Lenker. So war es vor drei Jahren, als er zusammen mit seinem langjährigen Freund Stefan Narancic Polar Skateboards in die weite Welt entsandte. Es kamen als Teamfahrer und weiterer kreativer Kopf Jacob Ovgren und der Fotograf Nils Svensson ins polare Art Department hinzu. Man machte sich gemeinsam daran, die Skateboard-Welt auf ein modernes, europäisches Maß der Dinge zu heben. Interessant hierbei sind vor allem zwei Aspekte: zum einen die schier unendliche Kreativität, die aus Malmö kommt; zum anderen die fast schon naive DIY-Attitüde der Business-Neulinge. Wir interessieren uns für beides und haben die Verantwortlichen zum Gespräch getroffen.

Hi Stefan, woher kommst du, und was ist dein Background?
Ich wurde 1977 im Süden Schwedens geboren und bin in Malmö groß geworden. Meine Eltern kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Zu Hause wurde ich jugoslawisch erzogen, und vor der Tür habe ich Schwedisch gelernt.

Wie bist du bei Design, Zeichnen und Malen gelandet?
Als ich so 20 war und es mit dem Skateboarding nicht mehr so geklappt hat, brauchte ich eine Alternative, der ich mich widmen konnte und die mir im besten Falle auch eine berufliche Zukunft geben würde. Ich hatte Mathe, Physik und Chemie studiert, weil ich ursprünglich Wissenschaftler werden wollte – meine Noten waren aber zu schlecht, weil ich mehr geskatet bin als zu lernen. Das Einzige, was mir schon immer Spaß gemacht hat, war das Zeichnen, also schlug ich diesen Weg ein. Ich war nicht besonders gut und konnte deswegen keine Kunst- oder Designschulen besuchen, aber irgendwann durfte ich an einem Computer- und Mediakurs teilnehmen – und das war, was ich gebraucht hatte. Ich arbeitete dort zum ersten Mal mit Photoshop und Illustrator und lernte dort auch einen Freund kennen, der mir viel über die Kunstwelt beigebracht hat. Ab dem Zeitpunkt war ich superinteressiert, fing an zu üben, zu studieren und habe alles andere um mich herum vergessen.

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Wie bist du denn zum Skateboarding gekommen?
Ende der Achtziger gab es in Schweden einen Skateboard-Boom. In meiner Nachbarschaft gab es eine Demo mit Mike Vallely, die ich aber verpasste, weil ich den ganzen Sommer in Jugoslawien war. Als ich zurückkam, skateten alle meine Freunde – es war verrückt: Überall Skater mit Rat Bones-Jogginghosen und Vision-Boards.

Erinnerst du dich an dein erstes Board?
Mein erstes Board war ein rotes Plastikboard. Irgendwann hat mein Bruder mir mein erstes Pro-Board geschenkt: Ein gebrauchtes Vision Mark Gonzales. Das erste Board, das ich mir gekauft habe, war ein schwarzes Powell „Skull & Snake“ Mike McGill mit blauen Rat Bones-Rollen – ich glaube es hatte weiße Tracker-Achsen.

Muss man gelangweilt sein, um Kunst zu machen?
Auf keinen Fall. Es gibt kein Universalrezept um Kunst zu machen, jeder hat da seine eigene Herangehensweise. Langeweile war nie mein Antrieb. Mich fasziniert es, Ideen und Geschichten zu erzählen, und ich mag die handwerkliche Komponente. Seit ich die Kunst entdeckt habe, kenne ich keine Langeweile mehr, es gibt immer was zu lernen.

Hast du studiert oder dir alles selbst beigebracht?
Ich bin auf die Danish School of Design am Institute For Visual Communication gegangen und hatte als Schwerpunkte Illustration und Animation. Nach meinem Bachelor habe ich die Schule verlassen und als Freelancer hauptsächlich für die Werbung gearbeitet. Ich habe in diesen Jahren sehr viel über Kommunikation, Design, 3D, Film, Animation und Motion Design gelernt, wollte aber eigentlich viel lieber zeichnen und malen. Also habe ich irgendwann versucht, das full-time durchzuziehen – um meine Miete zu zahlen habe ich dann Auftragsarbeiten gemacht.

Was inspiriert dich?
Heutzutage ist es durch das Internet relativ leicht, sich vielfältig zu bilden und zu lernen. Selbst die auf den ersten Blick uninteressanten Dinge werden interessant, wenn man sich mit ihnen beschäftigt, man muss nur offen sein für alles. Es ist unglaublich, wie viel ich in den letzten Jahren durch das Internet gelernt habe. Viele Themen ergänzen sich wunderbar, auch wenn man es nicht auf den ersten Blick wahrnimmt, sondern erst bei der Arbeit merkt. Natürlich kommt auch viel Inspiration durch das Studium: Die Meister der Renaissance, zeitgenössische Kunst, Skulpturen. Alles ist irgendwie interessant und ergänzt sich nahtlos.

Wie lange kennst du Pontus mittlerweile?
Ich glaube Pontus war sieben und ich war 10 – also 26 Jahre…

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Wie hat das mit Polar seinen Lauf genommen?
Im Januar 2011 erzählte mir Pontus, dass er bereit sei für das nächste Kapitel seiner Skateboard-Karriere und eine neue Company starten wollte, die für all die Dinge steht, die uns am Skateboarding seit jeher faszinieren. Er sagte, er wolle all seine Kraft in das Projekt stecken und hätte Nils Svensson und mich als Art Departement im Auge. Wir fuhren wochenlang umher und suchten nach einem erschwinglichen Büro. Während wir suchten, sprachen wir viel über die alten Zeiten, Dinge, die wir mögen und wie wir diese in die heutige Zeit übertragen könnten. Der Name Polar kam mir in den Kopf, und ich erzählte Pontus davon; als er daraufhin sagte, er habe den Namen auch schon im Kopf gehabt, war alles klar. Ich fing an, das Logo zu entwerfen und es zu animieren, das war der Anfang. Jacob Ovgreen kam ins Skate-Team und unterstützt mich seitdem auch im Drawing Department.

Wie würdest du die visuelle Identität von Polar beschreiben?
Wir versuchen, uns kreative Freiheiten zu lassen und können so persönlichen Stil einbringen und uns weiterentwickeln. Die einzige Regel lautet: Keine Logo-Boards.

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Was designst du am liebsten?
Ich mag es, Geschichten zu erzählen, dabei aber noch genüg Platz für Interpretationen zu lassen. Wie ein Still aus einem Film, bei dem man sich vorstellt, was davor und was danach passiert. Vielleicht ist es also eher ein Vorschlag zu einer Geschichte, als eine wirkliche Erzählung. Ich lasse mich bei meinen Zeichnungen einfach treiben – wenn ich anfange, habe ich meistens nur eine vage Idee im Kopf. Im Moment arbeite ich am liebsten mit Graphit, Acryl und Vektorgrafik…

Hast du ein persönliches Lieblings-Artwork?
Nein, ich habe keinen wirklichen Favoriten. Ich bin irgendwie happy mit allen Sachen, die ich gemacht habe, aus den verschiedensten Gründen. Die Antidote-Boards sind wichtig für mich, weil es eine spezielle Zeit war, als ich sie gemalt habe. Der Lucid Dreamer ist vom Thema interessant für mich und Oski.

Wie sieht ein typischer Tag im Office kurz vor der Deadline aus?
Wenn ich früh genug im Büro bin, zeichne ich erst mal eine Stunde – das bringt mich in die richtige Stimmung. Später mache ich Illustrator auf, spiele ein bisschen rum und mache Reinzeichnungen von den Arbeiten, die ich in diesem Monat für Polar gemacht habe. Bis ich zufrieden und fertig bin, vergehen ein paar Stunden und der Arbeitstag ist gelaufen. Danach widme ich mich meinen persönlichen Sachen und zeichne so viel ich kann. Am nächsten Tag gehe ich dann zum Polar-Büro und präsentiere meine Arbeiten, wir diskutieren über Details und Farben – meistens denken wir ziemlich ähnlich, aber was Farben angeht… Pontus mag es bunter und kontrastreicher als ich. Wir müssen also Kompromisse schließen, bevor wir uns an neue Arrangements machen und noch mal die Sachen durchgehen, die es nicht in die engere Auswahl geschafft haben. Manchmal finden Pontus und Jakke noch etwas, das sie dann doch mögen und das heißt für mich: Nachtschicht. Ich mache die Sachen dann druckfertig und schicke die Dokumente an Pontus.

Bist du in Kontakt mit den Teamfahrern und bekommst Input von ihnen, oder schlägst du deine Ideen vor?
Wir haben einen Whatsapp Chat für die Firma, wo wir miteinander kommunizieren. Pontus oder ich schicken Previews rum und die Teamfahrer teilen ihre Meinung mit uns. Sie sind ehrlich, und es lässt sich so gut mit ihnen arbeiten…

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Hat Pontus immer das letzte Wort?
Technisch gesehen schon. Er hat all die Verantwortung, verwaltet die Finanzen und ist Kontaktperson für die Produzenten.

Was gefällt dir besonders an Polar?
Ich bin von Anfang an dabei und habe die Freiheit, meine eigene visuelle Sprache zu entwickeln. Einen Job zu haben, bei dem ich mit meinen engsten Freunden zusammenarbeite und viele Leute kennenlerne – das macht mich glücklich. Mich freut, dass Polar weltweit geschätzt und anerkannt wird.

Interview: Benni Markstein
Fotos: Stefan Ward