Alles begann im Jahr 2009. Nach meinem zweiten Frühling im Skateboarding mit Anfang 30, einem Jahr der Arbeitslosigkeit, das ich komplett dem Skateboarding gewidmet hatte, fand ich mich mit meinem zweiten Mittelfußbruch zu Hause im Bett wieder. Natürlich war die Stimmung im Keller und über meine Zukunft habe ich mir auch hin und wieder mal Gedanken gemacht.

Das Glück im Unglück kam mit dem Anruf von Benni, der mich fragte, ob ich down wäre, mit ihm zusammen das PLACE Magazine redaktionell zu übernehmen. Die Antwort war ein klares Ja. Allein schon, weil ich die Position als Underdog-Magazin in der deutschen Skateszene für cool befand und mich in einer ähnlichen Rolle sah.

In einem Nebenraum beim «Style & The Family Tunes» Magazin gestalteten wir unser erstes gemeinsames Heft. Redaktionell völlig uns überlassen, mit ein wenig Hilfe von Holger von Krosigk aus Köln, unserem damaligen Verleger. Ein gelungenes Produkt, wenn man bedenkt, dass wir den Sprung ins kalte Wasser wagten.

Aber es war der erste Schritt in jene Richtung, die das heutige PLACE Magazine auszeichnet. Es folgten Deadlines, in denen wir nach einem Cover rangen, kleine Unstimmigkeiten mit der Grafik, zwei Vaterschaften (Barnabas und meine eigene) und Office-Umzüge, umgekippte Festplatten (bring niemals einen Säugling mit ins Office) und ein neuer Mann an unserer Seite – Pille Popstar, den Benni aus Köln geholt hat, um uns redaktionell und grafisch zu unterstützen.

Wir alle kannten uns schon lange zuvor, doch jetzt war die Situation eben anders: Wir mussten und wollten mit-
einander arbeiten.

sebi_vellrath

Narrenfreiheit war das Stichwort.

Die PLACE war während der Ausgaben #19-#38 definitiv in einer Selbstfindungsphase mit vielen Ups & Downs, guten wie schlechten Ideen, stilweisenden, aber auch eher weniger schönen Grafiklayouts (trotzdem immer Liebe, Skism), Finanzkrise, persönlichen Krisen und allem, was man sich sonst so als Steine im Weg vorstellen kann. Dennoch sind wir unserer Linie treu geblieben: Letztendlich haben wir damals schon an dem Ansatz festgehalten, anders zu sein als die „Konkurrenz“ (obwohl ich es hasse, dieses Wort in Bezug auf Skateboarding zu verwenden).

Ein Konzept, was viele Leute anfangs nicht verstanden haben. Aber hey, wer hatte das erste Interview mit Haftbefehl in einem Skateboard-Mag, von Wiz Khalifa und K.I.Z ganz zu schweigen? Wer hat Gino Iannucci so lange genervt, dass selbst eine Legende wie er pünktlich zur Deadline seine Antworten ablieferte? Für wen hat Chet Childress den Pinsel geschwungen? Wer hat die Szene ein bisschen auf die Schippe genommen, als alle anderen „dead serious“ daherkamen und wer, wenn nicht wir, hat die Berliner Szene gefeatured, so dass manch einer sogar von einem Overkill sprach?

Das waren Benni und ich. In einer Zeit, in der viele nicht den Mut hatten, das zu tun, was wir getan haben – Grenzen zu sprengen und Experimente zu wagen. Und unser Grafikmeister Skism hat dabei auch eine große Rolle gespielt, no doubt. Genauso wie Renko und Pille, um auch alle zu erwähnen. Aber wir waren eben dieses kleine Team.

Oft haben wir unsere Hefte im Nachhinein angeguckt und Fehler entdeckt, aus denen wir gelernt haben. Aber auch Artikel, die bis heute zeitlos-stylisch bleiben und die den Weg geebnet haben für die „jetzige“ PLACE. Ich bin stolz auf meine Zeit und die Arbeit, die ich in das Magazin gesteckt habe: Drei Jahre, 19 Ausgaben und dazugehörige Deadlines, Schweiß und Tränen (meistens der Freude über bescheuerte Witze).

Es war eine prägende Zeit für Benni und mich. Wir haben viel voneinander gelernt. Wer jetzt mehr von wem hatte, ist dabei egal, denn wir sind beide reifer geworden. Ich könnte jetzt hier noch weit ausholen, aber das bleibt einfach unser „Betriebsgeheimnis“.

Dass Benni seinen Traum weiterlebt und ein cooles, kompetentes Team gefunden hat, Leute, die im Herzen genauso Skateratten sind, wie wir es damals waren (und immer noch sind), macht mich froh. Die PLACE ist der letzte Felsen in der Brandung einer langsam aussterbenden Printmedia, aber durch interessante Themen und Artikel ist sie immer noch relevant. Und das – meiner Meinung nach – mehr als je zuvor.

Keep on, brothers. I love you guys.
Auch die Neuen.

Dieser Beitrag von Sebi Vellrath findet sich in unserer Jubiläumsausgabe, die du hier bestellen kannst.