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Fred van Schie ist Social Media Consultant und betreut mit seiner Firma FvS Media unter anderm die Kanäle von Torey Pudwill, David Gonzales oder Omar Salazar. Wir haben uns mit ihm über Skateboarding im digitalen Zeitalter unterhalten:

Hi Fred, wie hat sich Skateboarding in den letzten Jahren durch Social Media verändert?
Skateboarding ist viel direkter geworden, sämtliche Inhalte können einerseits sofort geteilt werden, andererseits haben sie aber eine viel kürzere Lebensdauer. Ich mag, dass man dank der sozialen Medien zum Beispiel sehen kann, welche Pros und Ams wirklich viel skaten gehen – das inspiriert und beeinflusst Skater rund um den Globus. Die Leute finden es einfach gut, wenn ihre Lieblingsskater richtige Skate-Rats sind.

Was ist denn heutzutage der wichtigste Social-Media-Kanal und warum?
Ich würde definitiv sagen Facebook, schon allein wegen der Funktionen – man kann Videos hochladen, zusätzliche Buttons wie „Watch more“ oder „Shop now“ einfügen und damit Verkäufe ankurbeln oder Traffic für YouTube-Videos und Blogs generieren. Instagram ist auch super, aber alle im Skateboarding legen viel Fokus darauf und kämpfen um dieselben Follower und ihre Aufmerksamkeit. Abgesehen von diesem #linkinbio-Stuff kann man aber keine Clicks generieren.

Ist der Social-Media-Output authentisch, wenn der Kanal von einem Agenten betreut wird?
Wenn es eine konstante Kommunikation darüber gibt, welche Geschichten erzählt werden sollen, dann schon. Ich arbeite mit meinen Kunden daran, regelmäßig zu posten. Wenn sie es wollen, poste ich für sie auf Facebook und Twitter, nachdem wir den Inhalt haben (zumindest in 99% der Fälle). Es ist anstrengend, mehrere Social-Media-Accounts mit täglichen Updates zu füttern, ich entlaste sie nur.

Wie wichtig ist es für Pros heutzutage, in den sozialen Medien präsent zu sein?
Durch Social Media wird dein Name zur Marke, es kann also sehr hilfreich sein. Aber es ist eben auch Arbeit und funktioniert nur, wenn man sich darum kümmert. Vielen älteren Pros fällt das schwer, sie sehen die sozialen Medien nur als Mittel zum Zweck der Selbstvermarktung. Die neue Generation, die mit Smartphones und Social Media aufgewachsen ist, hat dagegen keine Probleme damit – sie setzt die neuen Standards.

Werden Pros eigentlich dafür bezahlt, wenn sie in den sozialen Medien präsent sind? Haben sie Klauseln im Vertrag, die regeln, dass sie Links oder Hashtags verwenden? Wie kann man sich das vorstellen?
Einige Pros werden dafür bezahlt, bestimmten Content oder gebrandete Posts zu teilen – aber das sind eher Leute wie Sheckler und Co. Das ist auch eher bei den großen Corporate-Sponsoren üblich. Wenn du eine gewisse Reichweite hast, bezahlen die Firmen, um an deiner Reichweite teilzuhaben.

Immer mehr Firmen legen in ihren Verträgen fest, dass der Skater einmal oder öfter pro Monat über den Sponsor posten muss, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Ich denke, wir vergessen manchmal, wieso die Skater überhaupt gesponsert werden… Es ist eine Business-Beziehung, die darauf abzielt, durch das Können der Skateboarder neue Kunden zu erschließen. Social Media ist der neueste Weg, die Verkäufe zu pushen – Touren, Anzeigen und sonstiges Marketing haben aber dasselbe Ziel.

Wie denken die Sponsoren – sollten ihre Teamfahrer nicht nur auf dem Board, sondern auch online aktiv sein?
Viele Skateboard-Companys unterschätzen noch immer die Power und den Einfluss der Pros in den sozialen Medien. Die meisten nutzen sie nicht optimal und lassen so viele Chancen ungenutzt. Seitdem viele Pros aber mehr Follower haben, als die Brands selbst, findet langsam ein Umdenken statt, das längst überfällig ist. Die Pros sind heutzutage ihr eigener Brand und nicht immer auf ihre Sponsoren angewiesen. Chris Cole zum Beispiel verkauft seine eigenen Boards, er braucht keinen Board-Sponsor mehr, der ihm ein paar Pro-Models und ein paar Anzeigen im Jahr bietet. Er hat das Business selbst in die Hand genommen.

Manche Sponsoren haben ihren Teamfahrern nahegelegt, Social-Media-Accounts anzulegen, wenn sie noch keine hatten, und die meisten haben das auch getan. Ich denke, sie haben es sich schlimmer vorgestellt als es eigentlich ist. David Gravette ist ein gutes Beispiel: Bis vor einem Jahr hatte er nur ein altes Handy, heute ist er die Nummer Eins bei C1RCA und Creature – zumindest was die Follower angeht. Er kann einen großen Einfluss auf die Verkäufe der Brands nehmen, was ihm wiederum zugute kommt: Er bekommt ja Geld für jedes verkaufte Pro-Board bzw. Pro-Schuh.

Was, wenn ein Pro sich dazu entscheidet, nicht im Internet präsent zu sein? Ist das überhaupt noch möglich heutzutage?
Wes Kremer ist Skater of the Year geworden und ist in keinem sozialen Netzwerk aktiv. Es gibt allerdings eine Menge Fake-Accounts auf Facebook und Instagram. Er hat sich durch seine Parts und durch seinen Sponsor DC Shoes & Apparel einen Namen gemacht. Er ist ein großartiger Skateboarder, doch wenn seine Karriere einmal zu Ende geht, kann er nicht auf seine Follower zurückgreifen, wenn er sein weiteres Leben gestaltet. Es ist ein Risiko, aber natürlich kann man auch ohne die sozialen Medien zurechtkommen, zumindest im Moment.

Was ist denn eine gute Strategie, die du den Pros in Bezug auf ihr Online-Verhalten empfehlen würdest?

Regelmäßig aktiv sein ohne zu viel zu posten. Steve Caballero ist ein unglaublicher Skateboarder und eine wahre Legende, aber auf Instagram postet er so viel, dass es die Leute nervt – ich kann ihm nicht länger als einen Tag folgen. Scheinbar hat ihm das noch niemand gesagt, oder er denkt, dass es tatsächlich der richtige Weg ist. Ich sollte ihn demnächst mal anrufen…

Außerdem ist es wichtig, mit seinen Fans und Followern zu interagieren – ein „Like“ ist das neue Autogramm. Es gibt immer weniger Touren, und doch haben die Pros die Möglichkeit mit ihren Fans in Kontakt zu sein. Als ich einmal etwas zu „Pretty Sweet“ auf Instagram gepostet habe, kam innerhalb von einer halben Stunde ein Kommentar von Guy Mariano – das war verrückt.

Wie wird es mit den sozialen Netzwerken weitergehen – weniger ist mehr?
Weniger ist mehr ist immer eine gute Wahl, doch die meisten Plattformen funktionieren am besten, wenn man regelmäßig postet. Gerade bei Facebook mit ihrem Algorithmus: Wenn du Posts von Seiten likest, kommentierst oder teilst, ist die Chance größer, in Zukunft Posts dieser Seiten ausgespielt zu bekommen. Ohne diesen Algorithmus würdest du ungefähr 1.500 Posts pro Tag sehen – viel zu viel.

Im Moment sieht man circa 300, was immer noch viel ist. Wenn aber Seiten keinen guten Content posten, verlieren sie ihre Berechtigung im Newsfeed. Facebook spielt mehr Content von Pros oder Bands aus als von Brands, also sollten Brands versuchen, ihren Content auch über ihre Pros zu verbreiten, um mehr Reichweite zu generieren. Instagram-Posts haben eine geringe Reichweite – im Schnitt liken nur 3-5% der Follower deinen Post, das ist kein sonderlich guter Wert.

Gibt es eigentlich die nächste große Social-Media-Plattform?
Diese Frage stellen mir eine Menge Leute. Ich würde sagen Snapchat, aber die meisten Brands sind dort noch nicht aktiv. Einige Pros sind schon dabei, und Joey Brezinski ist momentan der Größte – kein Wunder, denn er ist seit Jahren auf allen Plattformen aktiv. Außerdem wird YouTube noch größer. Die Plattform wächst seit Jahren, aber 2015 wird sie noch wichtiger – wieso sollte man noch den Fernseher anschalten, wenn man alles auf YouTube sehen kann.

Ich versuche mich auf das zu konzentrieren, was im Moment funktioniert, und das sind Facebook, Twitter und Instagram. Wie gesagt, die meisten Brands und Pros legen den Fokus auf Instagram, was es einfacher macht, schnell bei Facebook und Twitter zu wachsen. Torey Pudwill hat im letzten Jahr 700.000 Fans bei Facebook und 50.000 Follower auf Twitter gemacht. Diese Zahlen lügen nicht, und jeder dieser Menschen könnte einen Link klicken. Das kann die Verkäufe ganz schön ankurbeln – denn am Ende ist Skateboarding auch nur ein Business wie jedes andere.

by Benni Markstein

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