Arne Stein und die eindeutige Inspiration.
Du sitzt zusammen mit deinen Leuten am Spot und es fällt “Scheiß Hipster”. Nun ist bekannt, dass diese Pop Kultur sich eindeutig von Skatern inspirieren lässt. Ein Blick von Kopf bis Fuß reicht und ein Außenstehender wird Probleme haben, dich von dem Hipster an der Ecke zu unterscheiden, du hast eventuell kein Nasenpiercing – was nicht ist, kann ja noch werden. Wir befinden uns also immer auf sehr dünnem Eis, wenn wir uns über Hipster beschweren, völlig unberechtigt… Oder warte, woher kommt denn das hochgekrempelte Hosenbein und das Loch in deinem weißen T-Shirt? Du trägst Ringe? Schnee von gestern, früher hast du deine rote Trainingshose noch viel höher gekrempelt, zusammen mit einem Jersey Tanktop, langen Haaren und dicken, fetten Schuhen – Thema Chad Muska. Wir bilden uns oft ein, dass wir Trendsetter sind, das Rad neu erfinden und über den Dingen stehen. Skater sind nunmal ziemlich nah an der Straße und bekommen Sachen vielleicht etwas früher mit. Mitläufer, Nachahmer – whatever. Jeder lässt sich von irgendetwas inspirieren, sei es modisch, technisch oder anders gesehen – geh mal auf ein AC/DC Konzert. Nun kommt da ein junger Mann aus dem Herzen Ostfrieslands und die ganze Welt ist geschockt. “Der trägt ja genau die gleichen Sachen wie Dylan” und “check Mal seinen Arm nach dem Nollie Flip”. Unfassbar, sowas gab es doch noch nie. Zitat Jason Dill: I got a whole bunch of motherfuckin’ kids tuckin’ their shirts in and it touches my heart. I love it. Especially like some young, nine-year-old brothers skating up with their shirts tucked in..I fuckin’ love it. Wir können froh sein ein Hobby zu haben, statt stumpf abzuhipstern. Let the kids play und Stock aus dem Arsch.

Hallo Arne, du bist zur Zeit ein gefragter Mensch – ungewollt. Ist es spürbar, dass da etwas passiert
ist? Bekommst du all die Sachen mit?

Halbwegs, es ist natürlich spürbar das sich da etwas verändert hat. Die Anonymität ist auf jeden Fall
zum großen Teil verloren gegangen. Früher bin ich skaten gegangen und es hat niemanden
interessiert. Wenn ich heute irgendwo auftauche geht es gleich los mit „Ey, bist du nicht Dylan
Stein?“. Im Endeffekt ist mir das egal, mir gefällt nur nicht die Aufmerksamkeit die damit
einhergeht. Andererseits habe ich wahrscheinlich auch nur einen Bruchteil von dem was wirklich,
vor allem im Internet, abgegangen ist mitbekommen.

Woher kommt diese intensive Inspiration und wie weit geht sie?
Es ist ja nicht so, dass ich von heute auf morgen gedacht habe ich werde die perfekte Kopie. Das
war nie meine Absicht und ich denke auch nicht das ich es bin. Als der Gravis Part von Dylan
rausgekommen ist habe ich gemerkt wie ästhetisch Skateboardfahren sein kann, ich denke das war
die Phase in der ich gerade begonnen hatte auch auf Style im Skateboardfahren zu achten und das
hat sich dann mit der Zeit bei mir eingeschlichen. Ich konnte mich auch außerhalb des
Skateboardings relativ gut mit dieser „Don’t give a fuck if it doesn’t look good“ Attitude
identifizieren und es hat mich definitiv auch beeinflusst. Aber das heißt bei weitem nicht, dass ich
alles tun würde was Dylan auch täte, ich bin immer noch ich selbst und muss mir keine High Heels
kaufen, wenn Dylan das macht.

Was machst du zur Zeit?
Ich habe zur Zeit relativ wenig zu tun, weil ich in einer Kleinstadt wohne in der ich selten die
Möglichkeit habe unter guten Umständen Skateboardfahren zu gehen. Das verschafft mir allerdings
Zeit, mich ein wenig auf die Schule zu konzentrieren.

Hast du Dylan schon einmal persönlich kennen gelernt? Möchtest du das überhaupt?
Ich habe Dylan noch nie persönlich getroffen. Falls sich aber die Chance ergeben sollte, würde es
mich nicht stören mit ihm zu reden. Natürlich ist die Vorstellung etwas komisch, aber mir geht es da
eher um die Person die hinter der Fassade steckt als darum mir den neuesten Klamottenstil
abzugucken. Ich muss eben nicht nach München fahren um mir zwei Street League Runs von ihm
anzugucken und dann wieder nach Hause zu fahren. Die Zeit verbringe ich dann doch lieber mit
meinen Freunden bei einer entspannten Session.


Fan & Dylan bei der HUF Demo in Berlin. Pic via fuckyeahdylanrieder.tumblr.com

Den Clip gibt es nicht mehr zu sehen, hast du ihn persönlich gelöscht?
Das stimmt, ich habe ihn auch persönlich gelöscht. Das Problem für mich war, dass es keinesfalls
mehr um das Skaten an sich ging, sondern nur noch um den Style. Ich hatte auch niemals bezweckt
so viele Aufrufe auf das Video zu erzielen, ich hatte einfach keine Lust auf die Aufmerksamkeit.
Mein Ziel ist es einfach irgendwann einmal relativ gut Skateboard zu fahren, nicht überall bekannt
zu sein.

Was hältst du von all den negativen Kommentaren aus den Foren?
Ich habe davon ehrlich gesagt wenig mitbekommen, weil ich das Internet eigentlich kaum in diesem
Zusammenhang nutze. Aber auch wenn ich denn genauen Wortlaut der Kommentare jetzt nicht
kenne lasse ich da jedem das Recht zu denken was er will.


Dylan, FS Flip.

Ist Dylan deine einzige Inspirationsquelle?
Auf keinen Fall, mich inspiriert eigentlich jeder, der in meinen Augen schön Skateboard fährt. Ich
lasse mich da auch gerne inspirieren. Zu diesen Menschen gehören für mich zum Beispiel Jason
Dill, Mark Gonzales, Kevin ‘Spanky’ Long und Andrew Reynolds. Aber auch Dinge außerhalb von
Skateboarding inspirieren und beeinflussen mich, wie Kunst und Musik.

Vielen Dank Arne.