Tag: Domeplatte

Inspiriert von Helge Tscharns „Crossprocessed“-Arbeit, begab sich Friedjof Feye in die Heimatstädte unserer Legenden des deutschen Skateboardings. Zunächst einmal soll die Technik ein wenig erläutert werden, denn heutzutage könnte man doch fast meinen, dass der Look der Scans womöglich dem Instagram-Filter „Valencia“ geschuldet sei. Viel komplizierter: Geschossen wurden die Bilder auf abgelaufenen Fuji Sensia 400 oder Provia 400 Dia-Filmen und anschließend im wiederum normalen C41-Verfahren entwickelt. Man spricht von der Umkehrentwicklung eines Farbnegativfilms, wobei das Filmmaterial in seinem gegenteiligen Entwicklungsprozess entwickelt wird.

Passend zur relativ alten Technik und dem längst vergessenen Farbtrend, konnte Friedjof einige unserer immer noch sehr trendigen und aktiven Skateboard-„Großväter“ vor die Linse bekommen, die dann noch einmal an ihrem Heimat-Spot performen mussten. Intern konnten wir nach dem Eintreffen der Fotos in der Redaktion auch einige Highlights der Jungs Revue passieren lassen, zum Beispiel Oliver Tielsch SW Flip Backtail am Wassertorplatz, welcher auch heute noch ein absoluter Curtain Closer wäre.

Wann warst du zum ersten Mal an dem Spot?
Das erste Mal mit dem Skateboard an der Domplatte war ich schätzungsweise 1995; wir sind damals mit unserer Crew mindestens einmal im Monat mit dem Wochenendticket und allem Erstparten nach Köln gefahren. Erst das neueste 411 und so viel Stuff besorgt, wie es das Portemonnaie hergab, dann an der Domplatte geskatet, bis der letzte Zug ging. Die Curbs erschienen uns damals utopisch hart und wir haben uns vor allem damit beschäftigt, über die dunkel abgesetzten Bodenplatten zu springen und Flat-Tricks zu lernen. 

Wie hat sich Skateboarding in deiner Heimatstadt (deiner persönlichen Skateboard-Heimat) verändert?
Seit 1995 hat es sich massiv verändert, da Skateboarding in Köln damals komplett um den Dom zentriert war, mit Ausnahme der North Brigade vielleicht. Man fuhr einfach immer ohne groß nachzudenken zum Dom und die Homies waren schon da. Es gab alles, was man brauchte, Curbs in allen Höhen, die 4er, die 7er, die 8er, die Phila und da wir eine ziemlich große Crew waren und auch viel Leute von außerhalb kamen, gingen immer großartige Sessions. Fast jeden Tag ist etwas lustiges oder absurdes passiert, wir waren also ganz schön verwöhnt. Als dann nach langem Hin und Her die Curbs 2007 von der Stadt eingefräst wurden, war der Platz von ein auf den anderen Tag so gut wie unskatebar.

Wir sind dann auf die Barrikaden gegangen, haben den Dom Skateboarding e.V. gegründet und haben vom vorübergehenden DIY Spot bis hin zu inzwischen mehreren Skateparks in Köln alles rausgeholt, was ging. Aber inzwischen kann man nicht mehr von der Hand weisen, dass Skateboarding in Köln hauptsächlich in Skateparks stattfindet und nicht mehr auf der Strasse. Das ist wohl die größte Veränderung. Abgesehen davon haben wir zum Glück eine sehr vitale und vielseitige Szene hier, durch die vielen Möglichkeiten wahrscheinlich vielseitiger als je zuvor.

Wo siehst du deutsches Skateboarding im europäischen Vergleich?
Ich denke, dass wir ziemlich gut dabei sind. Natürlich prägt Pontus von Malmö aus momentan die ganze Welt in gewisser Weise, und wir haben auch keine Company wie Cliché, die sich international darstellt, aber wir haben viele Talente und interessante Charaktere und müssen uns sicher nicht verstecken. Danny Sommerfeld, Willow, Lem, Denny, Chris Pfanner, um nur ein paar zu nennen, die sicher weit über unsere Landesgrenzen bekannt sind. Ich muss hier aber auch direkt an ein Interview mit Jan Kliewer denken, wo er meinte, viele jüngere Skater sind nicht so offen, fahren nicht einfach auf gut Glück irgendwohin, crashen Couches und machen internationale Connections, so wie er es damals gemacht hat. Ich denke, da können sich die Jüngeren einiges von den Engländern und Franzosen abschneiden, die ziemlich gut darin sind, sich weltweit zu vernetzen. Aber es kommen gerade wieder so viele junge Talente an den Start, die werden hoffentlich ihre Chancen zu nutzen wissen!

Wer sind deine deutschen „Lieblingsskater“, damals und heute?
Damals gab es einige, die Favoriten waren ganz klar Sami Harithi und Jan Kliewer. Als Jan mit Flip Backside Nosebluntslides in Göttingen am Rathaus um die Ecke kam, konnte ich es erst mal nicht fassen. In Köln waren Chris Weinlechner und Sebi Vellrath für mich immer ganz vorne dabei. Heute hab ich in dem Sinne keine Lieblingsskater, aber Daniel Pannemann find ich immer gut, Niklas Speer von Cappeln war für mich von Anfang an ein Ausnahmetalent, Vladik ist mit einem unglaublichen Style und Talent gesegnet, Danny Sommerfeld sowieso. Michi Mackrodt und Günni wären noch zwei Jungs aus meiner Generation, die hier nicht fehlen dürfen.

Deine persönliche „Golden Era“ der gesamten Karriere?
Für mich war natürlich die Zeit nach der Jahrtausendwende die beste, Zivildienst, noch wenig bis keine Verantwortung und den ganzen Tag mit der Crew am Dom verbracht, jeden Tag neue Tricks gelernt und abends mit den Homies losgezogen. Alles war noch neu, die Sponsoren, Interviews mit Helge und Gentsch zu fotografieren war der Hammer und hat mich unglaublich gepusht damals, und die ersten großen Trips haben mich sehr begeistert. Und auch wenn ich der größte Contest-Loser war, haben wir in München, auf dem ESC und wo es uns sonst immer hin verschlagen hat, immer eine großartige Zeit gehabt. Mit zehn Mann in einem Doppelzimmer im Holiday Inn in München beschreibt ziemlich genau, was damals bei uns los war.

Wie lange wird man noch mit dir rechnen können?
Ich bin mit den Jahren sicher privater geworden, was mein Skaten angeht und die Motivation, auf Missions zu gehen hat auch nachgelassen, aber ich skate viel, bin nicht weniger motiviert als früher und hab auch nicht das Gefühl, etwas verlernt zu haben. Insofern, solange meine Sprunggelenke das mitmachen, werde ich dabeibleiben, ich habe kein Ende eingeplant.

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