Inspiriert von Helge Tscharns „Crossprocessed“-Arbeit, begab sich Friedjof Feye in die Heimatstädte unserer Legenden des deutschen Skateboardings. Zunächst einmal soll die Technik ein wenig erläutert werden, denn heutzutage könnte man doch fast meinen, dass der Look der Scans womöglich dem Instagram-Filter „Valencia“ geschuldet sei. Viel komplizierter: Geschossen wurden die Bilder auf abgelaufenen Fuji Sensia 400 oder Provia 400 Dia-Filmen und anschließend im wiederum normalen C41-Verfahren entwickelt. Man spricht von der Umkehrentwicklung eines Farbnegativfilms, wobei das Filmmaterial in seinem gegenteiligen Entwicklungsprozess entwickelt wird.
Passend zur relativ alten Technik und dem längst vergessenen Farbtrend, konnte Friedjof einige unserer immer noch sehr trendigen und aktiven Skateboard-„Großväter“ vor die Linse bekommen, die dann noch einmal an ihrem Heimat-Spot performen mussten. Intern konnten wir nach dem Eintreffen der Fotos in der Redaktion auch einige Highlights der Jungs Revue passieren lassen, zum Beispiel Oliver Tielschs SW Flip Backtail am Wassertorplatz, welcher auch heute noch ein absoluter Curtain Closer wäre.
Wann warst du zum ersten Mal an dem Spot?
Das war wahrscheinlich 1994. Damals haben wir (die Skater vom Land) angefangen, die Street-Skate-Szene in Hannover aufzumischen und Dennis Laas hat uns viel gezeigt. Kurze Zeit später hatte ich eine Freundin in Hannover, die direkt anliegend am gezeigten Spot gewohnt hat und dadurch wurde es ein „daily Spot“ für mich. Hinter der Mensa gibt es noch ein 7er Rail, das wir verstärkt geskatet sind und an dem ich wohl die ersten Switch Rail-Tricks in Deutschland überhaupt gemacht habe.Insgesamt wird an den Mensa-Banks wohl schon seit dem Entstehen im Jahr 1981 geskatet. Der Spot ist auch heute noch nicht ausgereizt, wie zum Beispiel Farids FS Blunt Transfer zeigt.
Wie hat sich Skateboarding in deiner Heimatstadt (deiner persönlichen Skateboard-Heimat) verändert?
In Wietzen, dem kleinen Dorf zwischen Hannover und Bremen, in dem auch meine Skatescheune steht, hat sich leider die Szene quasi aufgelöst. Alle Crews, die den Skate-Vibe seit unserem Anfang um 1990 weitergetragen haben, sind langsam aber stetig in die Städte ausgewandert, so dass kaum noch Nachwuchs begeistert werden kann. Obwohl die Scheune noch immer jeden Tag (außer sonntags) und ohne Eintritt genutzt werden könnte. Ich hoffe, dass sich das schnell wieder ändert und die nächste Generation da wieder rockt. Die Rampen sind auf jeden Fall eine Reise wert und top in Schuss – seht selbst:
Wo siehst du deutsches Skateboarding im europäischen Vergleich?
Die deutsche Skateszene hinkt leider schon immer in puncto Style und Output den Engländern und Franzosen hinterher, obwohl Deutschland den größten Euro-Skatemarkt besitzt und es auch sehr viele Skater gibt.
Leider gibt es nur wenig Fahrer, die internationale Beachtung finden, und es gibt nicht eine deutsche Board-Company, die über die Grenzen Deutschlands bekannt ist. Wieso das so ist, kann ich nicht erklären, aber es wird Zeit, dass sich das ändert!
Wer sind deine deutschen „Lieblingsskater“, damals und heute?
Lieblingsskater kommen und gehen mit den Jahren, aber einige sind da für mich schon sehr wichtig. Das sind Leute wie Jan Waage, Sami Harithi, Klaus Dieter Span und Jan Kliewer, die mich persönlich sehr beeinflusst haben, und natürlich all die Jungs, die ich gut kenne und die dann durch die Decke gegangen sind wie Willow, Paco Elles, Tjark Thielker oder Michi Mackrodt und Glenn Michelfelder.
Dann ist da noch eine Riesenliste an Skatern, die mich einfach von ihrer Art zu skaten berühren, z.B. Louis Taubert, Valerie Rosomako, Daniel Pannemann, Patrick Rogalski oder Farid, von denen man noch sehr viel hören wird.
Deine persönliche „Golden Era“ der gesamten Karriere?
Es klingt etwas seltsam, aber ich kann das wohl zwei Phasen meiner Skatezeit zuordnen: Einerseits die Zeit um 95/96, in der ich sehr große Schritte in meinem Können gemacht habe und vielleicht im Vergleich zur weltweiten Szene sehr weit vorne war, aber leider nie den Schritt ins internationale Game gewagt habe – aber dafür um so mehr Spaß mit den Homies hatte. Und dann die letzten sieben Jahre, in denen ich wieder sehr viel gefahren bin und auch vom Skaten leben konnte. Man wird mit dem Alter zwar etwas ruhiger, was den Stuntfaktor angeht, aber man lernt immer mehr dazu, so dass ich sagen möchte, ich bin heutzutage ein besserer Skater als je zuvor.
Wie lange wird man noch mit dir rechnen können?
Ich finde nicht mehr so viel Zeit wie früher, um Output zu produzieren, da jetzt mein Sohn Milo da ist und ich auch viel mit unserer Company Yamato Living Ramps beschäftigt bin. Aber so schnell werdet ihr mich nicht los und dann werdet ihr hoffentlich auch immer mehr Skateparks (checkt mal Chemnitz aus!) aus meiner Feder fahren.