Tag: place 50

Skateboard-Theorie braucht eigentlich kein Mensch. Und doch drifteten meine Gedanken in diese Richtung, als ich im Internet über den Fußballphilosophen und Weltmeistertrainer César Luis Menotti und seine Theorie vom „linken und rechten Fußball“ stolperte.

Denn tatsächlich frage ich mich häufig, warum beim Skaten oft simple Kleinigkeiten die Macht besitzen, dich vollkommen zu elektrisieren oder aber total abzuturnen: Die spontane Kreativität von Blender, ein Ollie von Jessee, ein Push von Busenitz, ein „Charge!“ von Oski… gegen stumpfes Trick-Abgespule ohne Herz und Verstand, unreflektiertes Banger-Geballer, Unstyler oder Fremdschäm-Gelaber von Blendern…

Aber zu Menotti: Dieser war nämlich Feuer und Flamme für den linken Fußball. Ihm zufolge orientiert sich dieser nicht nur am Sieg, sondern auch an Schönheit und Ästhetik. Wohingegen der rechte, so Menotti, den Blick lediglich aufs Resultat wirft. Dieser sei uninspiriert und zweckendfremdet. Die Spieler werden in ein Systemkorsett gepresst, das in erster Linie dazu diene, die Fantasielosigkeit und mangelnde Inspiration seiner Vertreter zu verbergen.

Die Ansichten des Argentiniers ergeben, wie ich finde, viele Parallelen zur Rollbrettkunst – was nicht nur daran liegt, dass dieser gerne „auf der Bank saß und 50 Zigaretten rauchte“, wie es Reals blonder Engel, Bernd Schuster, einmal beschrieben hat.

Denn wie Menottis linker Fußball, feiert auch spicy Skateboarding die Intelligenz und fördert die Fantasie. Werte, die zum Beispiel auch dieser blonde Engel auf dem Bild hier vertritt – nämlich Kunst und Schönheit durch geniale Einfachheit.

Ob Skateboarding oder Kicken: ein fehlerloses, aber eben auch einfallsloses System verbreitet Langeweile und dient nur dazu, Mittelmäßigkeit zu verbergen. „Inspire others to inspire themselves“. Oder wie hier: „I believe (in) you!“

Und es geht noch weiter, denn Menotti meint etwas nebulös: „Die Welt der Utopien ist gestorben. Wir leben in einer Nützlichkeitsgesellschaft, und da ist der Fußball zur Welt der großen Geschäfte verdammt. In der Dritten Welt nimmt man den Menschen das Brot, in den Industrienationen stiehlt man ihnen die Träume.“ Und das lässt sich doch auch ohne Weiteres auf die immense Reizüberflutung und die Abstumpfung übertragen, die uns Dutzende täglich erscheinende Mittelmäßigkeitsclips bescheren.

Doch glücklicherweise gibt es ja Orte wie die PLACE die sicherstellen, dass bei uns am Ende mehr zählt als nur der Sieg, das geschossene Tor; wir können auch der spektakulären und schönen Aktion, die zum Pfostentreffer führt, etwas abgewinnen. Denn mit fantasielos errungenen Siegen Bangern kann man die Herzen der Menschen nicht erreichen.

Dieser Beitrag von Jan Kliewer findet sich in unserer Jubiläumsausgabe, die du hier bestellen kannst.

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Malte Spitz, Feeble Grind

S: Arnie, I thought we had a deal here. Are you fucking me on this?! Am I getting fucked here?!
A: My hands are tied, Sazo. They really are.

Bullshit! I’ve been on the road with these creeps for over three weeks now. We’ve hit up the entire Northwest Coast, skated all the demos, signed all the posters, foreheads, and sideboobs, gotten fucked up at all the bars, tindered all the local slags, and I still haven’t been paid our per diem! We’re running on fumes here, Arnie. It’s gotten so bad, the only trick any of these idiots is pulling are those shit-ass feeble grinds! Feeble grinds! I mean, come on, the name says it all! Can’t you hear that new guy Ricky trying one of them behind me as we speak?!
Hey Sazo, what can I say? It’s your job to motivate the kids. Get them psyched. Get the bangers, man. Kill the demos and get the locals to support the brand. That’s what we pay you for.

Pay?! I’m still waiting on that first tour check! Are you fucking kidding me?
Calm down, Sazo. I can try sending you some more boards and you guys can see if you can sell them maybe…

WHAT?! BOARDS?! Heads are gonna roll if you send me a box of boards, Arnie! Believe you me!
Oh calm the fuck down man, I…

Listen here, Arnie, I expect the money to be wired over to us by tomorrow morning or we’re burning the fucking van and selling Ricky to the Romanians for food and drug money!!! Comprende?!?!

DISCLAIMER:
This is a phone conversation as reported by the so-called Sazo. All characters appearing in this work are fictitious. Any resemblance to real persons, living or dead, is purely coincidental.

Dieser Beitrag von Alex Pires findet sich in unserer Jubiläumsausgabe, die du hier bestellen kannst.

Alles begann im Jahr 2009. Nach meinem zweiten Frühling im Skateboarding mit Anfang 30, einem Jahr der Arbeitslosigkeit, das ich komplett dem Skateboarding gewidmet hatte, fand ich mich mit meinem zweiten Mittelfußbruch zu Hause im Bett wieder. Natürlich war die Stimmung im Keller und über meine Zukunft habe ich mir auch hin und wieder mal Gedanken gemacht.

Das Glück im Unglück kam mit dem Anruf von Benni, der mich fragte, ob ich down wäre, mit ihm zusammen das PLACE Magazine redaktionell zu übernehmen. Die Antwort war ein klares Ja. Allein schon, weil ich die Position als Underdog-Magazin in der deutschen Skateszene für cool befand und mich in einer ähnlichen Rolle sah.

In einem Nebenraum beim «Style & The Family Tunes» Magazin gestalteten wir unser erstes gemeinsames Heft. Redaktionell völlig uns überlassen, mit ein wenig Hilfe von Holger von Krosigk aus Köln, unserem damaligen Verleger. Ein gelungenes Produkt, wenn man bedenkt, dass wir den Sprung ins kalte Wasser wagten.

Aber es war der erste Schritt in jene Richtung, die das heutige PLACE Magazine auszeichnet. Es folgten Deadlines, in denen wir nach einem Cover rangen, kleine Unstimmigkeiten mit der Grafik, zwei Vaterschaften (Barnabas und meine eigene) und Office-Umzüge, umgekippte Festplatten (bring niemals einen Säugling mit ins Office) und ein neuer Mann an unserer Seite – Pille Popstar, den Benni aus Köln geholt hat, um uns redaktionell und grafisch zu unterstützen.

Wir alle kannten uns schon lange zuvor, doch jetzt war die Situation eben anders: Wir mussten und wollten mit-
einander arbeiten.

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Narrenfreiheit war das Stichwort.

Die PLACE war während der Ausgaben #19-#38 definitiv in einer Selbstfindungsphase mit vielen Ups & Downs, guten wie schlechten Ideen, stilweisenden, aber auch eher weniger schönen Grafiklayouts (trotzdem immer Liebe, Skism), Finanzkrise, persönlichen Krisen und allem, was man sich sonst so als Steine im Weg vorstellen kann. Dennoch sind wir unserer Linie treu geblieben: Letztendlich haben wir damals schon an dem Ansatz festgehalten, anders zu sein als die „Konkurrenz“ (obwohl ich es hasse, dieses Wort in Bezug auf Skateboarding zu verwenden).

Ein Konzept, was viele Leute anfangs nicht verstanden haben. Aber hey, wer hatte das erste Interview mit Haftbefehl in einem Skateboard-Mag, von Wiz Khalifa und K.I.Z ganz zu schweigen? Wer hat Gino Iannucci so lange genervt, dass selbst eine Legende wie er pünktlich zur Deadline seine Antworten ablieferte? Für wen hat Chet Childress den Pinsel geschwungen? Wer hat die Szene ein bisschen auf die Schippe genommen, als alle anderen „dead serious“ daherkamen und wer, wenn nicht wir, hat die Berliner Szene gefeatured, so dass manch einer sogar von einem Overkill sprach?

Das waren Benni und ich. In einer Zeit, in der viele nicht den Mut hatten, das zu tun, was wir getan haben – Grenzen zu sprengen und Experimente zu wagen. Und unser Grafikmeister Skism hat dabei auch eine große Rolle gespielt, no doubt. Genauso wie Renko und Pille, um auch alle zu erwähnen. Aber wir waren eben dieses kleine Team.

Oft haben wir unsere Hefte im Nachhinein angeguckt und Fehler entdeckt, aus denen wir gelernt haben. Aber auch Artikel, die bis heute zeitlos-stylisch bleiben und die den Weg geebnet haben für die „jetzige“ PLACE. Ich bin stolz auf meine Zeit und die Arbeit, die ich in das Magazin gesteckt habe: Drei Jahre, 19 Ausgaben und dazugehörige Deadlines, Schweiß und Tränen (meistens der Freude über bescheuerte Witze).

Es war eine prägende Zeit für Benni und mich. Wir haben viel voneinander gelernt. Wer jetzt mehr von wem hatte, ist dabei egal, denn wir sind beide reifer geworden. Ich könnte jetzt hier noch weit ausholen, aber das bleibt einfach unser „Betriebsgeheimnis“.

Dass Benni seinen Traum weiterlebt und ein cooles, kompetentes Team gefunden hat, Leute, die im Herzen genauso Skateratten sind, wie wir es damals waren (und immer noch sind), macht mich froh. Die PLACE ist der letzte Felsen in der Brandung einer langsam aussterbenden Printmedia, aber durch interessante Themen und Artikel ist sie immer noch relevant. Und das – meiner Meinung nach – mehr als je zuvor.

Keep on, brothers. I love you guys.
Auch die Neuen.

Dieser Beitrag von Sebi Vellrath findet sich in unserer Jubiläumsausgabe, die du hier bestellen kannst.

Unsere PLACE 50 Exhibition ist vorgestern mit einem audivisuellen Leckerbissen zu Ende gegangen – der Premiere der langerwarteten TPDG Doku “Street Jazz”. Gerrit Piechowski hatte sich ein paar Nächte im Schnittbunker verschanzt und jede Menge Liebe in Details gesteckt, was von den zahlreichen Gästen nach dem Video mit viel Applaus gewürdigt wurde. Wir möchten uns bei allen Gästen für diesen wahrhaft schönen Abschluss bedanken, ebenso bei Figub, der die Meute mit feinstem Hip Hop beschallte und natürlich bei Johannes Lehmann, der für diese Snapshots verantwortlich ist – es war uns ein Fest!

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Öctagon ist ein Independent Skateboard-Video, welches in einer ganz eigenen visuellen Welt in schwarz und weiß spielt, kreiert von Joaquim Bayle, Nicolas Decatoire und Clément Vanpeperstraete, supported von Carhartt WIP. Mit dabei sind Bram De Cleen, Joseph Biais, Valentin Bauer und Edouard Depaz. Im Rahmen der PLACE 50 Exhibition präsentieren wir die Premiere des Videos am Montag, den 19.01. in der Urban Spree Gallery, zusammen mit dazugehörigen Installationen und einer extra Öctagon-Fotoausstellung von Maxime Verret. Im Anschluss spielen Jean Nipon, Coni und Primat von ClekClekBoom ein DJ Set, die auch für den Soundtrack des Video verantwortlich sind.

“The Öctagon is totalitarian and omniscient. Billions of data are generated by this independent system and build a unique reality. Individuals live within the Öctagon. Geographic space doesn’t exist for real, it is not tangible but still defined by a multitude of data.”

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Zur Feier unserer 50. Ausgabe haben wir 50 Wegbegleiter eingeladen, jeweils eine Doppelseite zu bespielen. Herausgekommen sind faszinierende Beiträge zur Skateboardkultur und wir könnten stolzer nicht sein! Aus diesem Grund stellen wir alle Mitwirkenden im Rahmen der PLACE 50 Exhibition in der Urban Spree Gallery aus. Zu sehen gibt es neben klassischen Fotoprints diverse Installationen im Rahmen verschiendener Events. Los geht’s mit der Vernissage am Samstag, den 17.01. ab 19.00 Uhr in der Revaler Str. auf dem RAW Gelände, wo unser unnachahmlicher Art Director Skism ein paar schöne Tunes für das Publikum auflegen wird. Mit dabei sind u.a. Holger von Krosigk, Eric Mirbach, Fred Mortagne, Helge Tscharn, Thomas Gentsch, Lucas Beaufort, Easy Does It und viele mehr. Wir freuen uns über zahlreiches Erscheinen!

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