Es ist der 15.01.2014 und der Tag vor dem großen Opening der Nike SB Shelter Streetfläche in der Skatehalle Berlin. Zu diesem Anlass treffen wir Donovan Piscopo – dieser ist eingeladen worden nach Berlin zu kommen, um die brandneuen Obstacles auf ihre Tauglichkeit zu testen. Wir treffen einen 19-jährigen, der sich von Skateboarding aus den 80er Jahren inspirieren lässt und eine ziemlich reife Meinung für sein noch junges Alter besitzt. Nicht umsonst wird er im Nike SB Roster als Newcomer gepusht und gefeiert, so eröffnet sein Part das ebenfalls gerade erschienene “Chronicles 2” Video. In Deutschland ist Donovons Persönlichkeit noch eher unbekannt, weswegen wir ein paar Fragen gestellt haben. Angefangen über Übelkeit beim Fliegen, die Rolle seines Vaters und einem Beinahe-Haiangriff.
Fotos & Interview: Benni Markstein
Hi Donovon, wie war dein Flug?
Super mellow. Wir sind Business-Klasse geflogen, das war etwas eigenartig. Die Leute sind ziemlich snobby und riechen nach Kohle. Aber vom Fliegen her natürlich angenehm, einer der besseren Flüge.
Bist du zum ersten Mal in Europa?
Nein, ich bin zum zweiten Mal hier. Ich war schon während der Bright Tradeshow in Berlin, als die Levi’s Backyard Session stattgefunden hat. Wir sind damals direkt aus Aserbaidschan gekommen.
Aus Aserbaidschan? Was ging denn dort?
Das Land ist auf jeden Fall anders, aber es hat Spaß gemacht. Wir haben dort für das Chronicles Video gefilmt. Es gab nur wenige Spots, aber es war auf jeden Fall cool.
Wie bist du zum Skaten gekommen?
Mein Vater ist Skater, dadurch bin ich natürlich dazu gekommen und sobald ich laufen konnte, habe ich auf einem Board gestanden. Eigentlich skate ich also schon mein ganzes Leben lang.
Und wann kam der erste Kickflip?
Hmm… vielleicht als ich neun Jahre alt gewesen bin. Es hat schon eine Weile gedauert.
Ist Skateboarding leicht für dich gewesen?
Es war eigentlich immer sehr natürlich und hat sich richtig angefühlt. Ich bin aber auch viel hingefallen und bei bestimmten Tricks ständig geslammed. Vieles hat definitiv seine Zeit gebraucht.
FS Feeble – Photo: Nike
In einem anderen Interview konnte man lesen, dass du mittlerweile sehr gerne surfen gehst. Stimmt das?
Ja, Surfing ist definitiv meine neue Lieblingsbeschäftigung. Es hat mein Leben komplett verändert, es ist einfach krass. Es ist in etwa wie Skateboarding, das Prinzip aufzusteigen und loszulegen ist sehr ähnlich. Das fühlt sich bei mir auf dem Surfboard sogar gerade etwas besser an, da ich mich wieder wie ein Kid fühle, dass gerade Skaten lernt. Und es verändert mein Skaten total! Es ist einfach hammer.
Was war denn mit dem Hai? (TM Kaspar aus dem Off)
Ja, das war heftig. Ich war ganz normal skaten, aber die Session war irgendwie nicht so cool. Am Ende bin ich alleine in Manhattan Beach surfen gegangen und bin gegen 15.00 Uhr raus gepaddelt. Es waren noch zwei andere Surfer im Wasser, während ich draußen auf meinem Board gelegen habe. Plötzlich sah ich eine Flosse, die um uns herum geschwommen ist und auf einmal hat ein Hai kurz seinen Kopf aus dem Wasser gehoben und er war so nahe, dass ich ein paar Spritzer abbekommen habe. Ich habe mich total erschrocken und tierisch Herzklopfen bekommen und bin sofort raus ans Ufer. Am nächsten Tag bin ich noch mal hin und es sind Helikopter über den Strand geflogen, um zu checken, ob sich noch Haie in Strandnähe befinden. Es hat sich raugestellt, dass es noch ein Baby-Hai gewesen ist, dem ich begnetet bin. Glück gehabt.
Aber Skateboarding wird dich nicht an Surfing verlieren, oder?
Nein, natürlich nicht. Skateboarding bestimmt ganz klar mein Leben und das werde ich auch für immer tun. Im Moment macht mir Surfen einfach super viel Spaß.
Wann hast du denn angefangen zu surfen?
Es ist noch gar nicht so lange her. Eigentlich wollten mein Dad und ich einfach nur mal etwas Neues ausprobieren.
Dein Dad ist scheinbar ziemlich wichtig für dich, oder?
Ja auf jeden Fall. Er ist der Grund, weswegen ich hier bin und er tut alles für mich. Er weiß was cool ist und in welche Richtung es für mich gehen muss.
Nimmt er auch eine Vorbildfunktion ein?
Er ist absolut ein Vorbild und außerdem mein bester Freund.
Welche Leute inspirieren dich für deine Art Skateboard zu fahren?
Definitiv Anthony van Engelen, er ist schon so lange auf einem so hohen Niveau dabei und rippt immer noch superhart. Das gibt mir Hoffnung auch noch gut zu skaten, wenn ich alt bin, haha…
Bist du traurig gewesen, als AVE Alien Workshop verlassen hat?
Er ist der Grund, weswegen ich überhaupt für Alien fahre. Anfangs war ich geschockt, als er gegangen ist. Aber was er jetzt macht, stoked mich eben auch und es ist alle cool wie es ist.
Wie läuft’s denn bei dir mit Alien? Du hast das Tattoo auf dem Finger.
Es läuft. Aber du weißt nie, was als nächstes kommt. Das Tattoo ist eine schöne Erinnerung an die gute alte Zeit, das haben alle. Eine schöne Erinnerung sind für mich außerdem alte Christian Hosoi Parts oder auch Mike Hill ist wirklich ein Genie.
Du schaust soweit zurück bis in die 80er Jahre?
Ja schon. Natürlich finde ich auch alles cool, was neu ist. Aber diese Art von Old School ist eigentlich die Essesenz für mich, worauf es ankommt. Es gibt nichts besseres, als diese Zeit. Skateboarding kommt genau daher. Und dass so ein Typ wie Mike Hill aus Ohio mit seinen Videos einfach seiner Zeit voraus gewesen ist.
Das ist verrückt, so etwas habe ich wirklich noch nie von einem 19-jährigen gehört.
Naja, dieses Zeug ist einfach wesentlich interessanter und viel cooler!
Also ist der Nyjah-Modus eher weniger dein Ding?
Naja, es ist furchtbar. Klar, es ist krass auf seine Weise aber überhaupt nicht meine Art zu skaten. Ich mag Grant Taylor oder Cory Kennedy. Diese Jungs sind für mich echte Skateboarder.
Also magst du es weniger kommerziell?
Ja wahrscheinlich. Zu kommerziell zu sein ist mir unheimlich.
Als ich deinen Part aus dem Chronicles 2 Video geschaut habe, habe ich das ein oder andere Mal eine Ähnlichkeit zu Omar Salazar gesehen: Hose hoch gekrempelt, Nike Blazer, Alien Board, die Frisur und die Art zu pushen… Hast du das schon mal zuvor gehört?
Ach ja? Nee, das habe ich noch nicht so wirklich gehört. Omar ist ein guter Freund, ich mag ihn.
Na das wird ihn sicherlich freuen, falls er das hier liest. Bis dahin: Danke für das Interview!
Donovan’s Part aus dem Nike SB “Chronicles 2” Video: