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Manche Menschen entfalten ihr Talent etwas später und zeigen ihr wahres Können erst im sportlichen Bestalter von 26 Jahren – Konstantin Rutschmann ist so ein Kandidat. Der Potsdamer ist außerdem eine extrem bescheidene Natur und ein ziemlich vielbeschäftigter Mann, dabei hat er im Grunde genommen auch nur eine Sache im Kopf – Skateboarding. Nachdem wir ihn gefragt hatten, ob er nicht Lust hätte, mit Biemer an einem Artikel zu arbeiten, ist er direkt am nächsten Tag losgezogen. Anschließend ging es für acht Tage nach Sizilien, um an Ende dann genügend Fotos für zehn weitere Seiten im Gepäck zu haben. Koni, so sein Spitzname, ist mindestens genauso intensiv damit beschäftigt, seine Spots zu finden, denn an den üblichen Hotspots wirst du ihn wohl eher ohne Skateboard und stattdessen mit einem Bier in der Hand antreffen können. Es ist Mittwoch, der 9. April 2014, und ich treffe mich mit Koni um 17 Uhr in Berlin-Neukölln an einem Spätkauf, um dieses Interview zu führen. Zwei Augustiner, eine Bank und Sonnenschein sind unsere Zeugen.

Konstantin Rutschmann - wallie to wallride - Biemer
Wallie to Wallride

Konstantin, stell dich doch erst einmal unseren Lesern vor.
Ich heiße Konstantin Rutschmann und bin 26 Jahre alt. Zurzeit stecke ich noch in der Ausbildung zum Erzieher, werde diese aber in zwei Monaten voraussichtlich abschließen. Außerdem komme ich aus Potsdam, wobei ich das letzte Jahr in Berlin gelebt habe.

Du bist aber vor Kurzem zurück nach Potsdam gezogen, richtig? War dir Berlin zu heikel?
Ne, gar nicht eigentlich! Ich bin vor Kurzem mit meiner Freundin zusammengezogen, nach Potsdam, in ein Haus am See und direkt in einem Park. Finanziell war das einfach die richtige Entscheidung. Die Wohnung ist groß und günstig. Wir sind in der Beziehung an einem Punkt angekommen, an dem man das ruhig machen kann. Eine kleine Bude mitten in Neukölln im Hinterhof gegen eine Wohnung am See.

Klingt nach einem ziemlich guten Tauschgeschäft. Wie ist die Szene generell in Potsdam? Gehst du auch in Potsdam skaten?
Früher war ich auf jeden Fall des Öfteren auch in Potsdam skaten. Inzwischen habe ich leider gar nicht mehr die Zeit dafür – Ausbildung, Freundin, Nebenjobs usw… Wenn ich also skaten gehe, dann eher direkt in Berlin. Mit Saco (Francisco Saco), Martin (MK1) oder Jo Peters auf Mission gehen und mit euch skaten. Ab und zu kommt es aber auch mal vor, dass ich an einem Sonntag in den Lindenpark gehe, dort wo eigentlich auch alles angefangen hat. Es gibt auch immer noch die alte Crew von damals, mit denen ich früher viel häufiger unterwegs war. Die haben aber alle auch einfach gar nicht mehr so viel Zeit. Ansonsten sind dort bestimmt 50 kleine Kids, die jeden Tag am Start sind. Konrad Waldmann zum Beispiel, um mal einen zu nennen. Der ist Potsdamer! Eine Zeit lang dachte ich sogar, dass der schon in Berlin wohnt. Der Junge zieht die Kids in Potsdam an, da er einfach greifbar und jung ist.

Eigentlich ist Berlin auch nur eine Ansammlung von mittelgroßen Bezirken. Wie siehst du die Verbindung Potsdam–Berlin. Ist Potsdam so etwas wie ein entfernterer Stadtteil?
Ja, schon irgendwie… Potsdam ist aber auch eine ziemliche Spießer-Stadt. Das habe ich schon des Öfteren zu spüren bekommen. Die Polizei freut sich, wenn es mal etwas zu tun gibt. Ich fühle mich dort superwohl, und es ist irgendwie eine Art Urlaub für mich. Viel Grün, viele Seen, aber auch total das Dorf. Die Szene kennt sich und ist vergleichbar mit den Leuten in Neukölln und Friedrichshain. Aber trotzdem ist es anders und definitiv viel dörflicher als Neukölln. Heute wurde ich zum Beispiel wieder angehalten, weil ich falsch in eine Einbahnstraße gebogen bin – mit dem Fahrrad. Zum Glück konnte ich mich da noch rausreden und musste die 20€ nicht zahlen. Man muss schon mit offenen Augen durch die Straßen Potsdams fahren.

Konstantin Rutschmann - ollie transfer - Biemer
Ollie Transfer

Wir haben dort ja auch schon diesbezüglich zusammen Erfahrungen machen können: Als Sylvain (Tognelli) für mehrere Stunden in den Knast gesperrt wurde, weil er keinen Ausweis am Mann hatte.
Haha, ja, genau. So ist das mit der Polizei dort. Wenn die merken: „Boah, endlich was zu holen“, dann haben die da auch Bock drauf. Total übertrieben.

Günther Jauch schon mal getroffen?
Haha, ja, der wohnt auch in Potsdam. Der sitzt öfter mal mit seiner Frau im Café, in dem ich arbeite.

Okay, nächstes Thema: MK1. Wie war das Filmen für das Video? Gerade in dem Jahr, als du auch in Berlin gewohnt hast.
Wir haben so circa zwei Jahre dafür gefilmt, aber intensiv wurde es dann genau in dem Zeitraum, als ich auch in Berlin gewohnt habe. Für mich ist es immer was Besonderes, mit Martin filmen zu gehen. Der weiß halt ganz genau, wie man Leute motivieren kann. Wir sind Freunde, wir kennen uns sehr gut. Ich muss zum Beispiel nicht darüber nachdenken, wie lange ich vielleicht für einen Trick brauchen könnte. Der Martin filmt so lange, bis alles im Kasten ist. Das läuft halt einfach. Du verzweifelst an einem Trick und Martin weiß genau, was gerade das Problem ist, gibt dir einen Tipp, und dann läuft es auch wieder. Die Zeit um MK1 war sehr geil. Eigentlich ist der Großteil meines Parts auch im Sommer letzten Jahres entstanden. Vollgas! Ich hatte einfach Bock.

Du benötigst dann wahrscheinlich auch ein bisschen Druck. Zu wissen, dass das Projekt bald vorbei sein wird?
Ich mache mir den Druck selber, da das auch irgendwie mein Antrieb ist. Ich brauche das! Und da ich generell nicht so übertrieben viel Zeit hatte und Geld verdienen musste, wusste ich, dass ich hier und jetzt was machen muss. Wenn ich also skaten gehen kann, denke ich oft „geil, jetzt hab ich Bock.“ Das ist meine Motivation. Das, was Malte zum Beispiel in meinem Talents (PLACE #45) beschrieben hat, das stimmt schon irgendwie. „Permanentes Aktivsein und grenzlose Motivation.“ – Zitat Malte Spitz.

Konstantin Rutschmann - 5-0 - Biemer
5-O

Sizilien stelle ich mir dann ähnlich vor. Du hast das Interview in acht Tagen geschossen und bis auf einen Trick auch alle dort gemacht…
Ja, leider hat es vorher in Berlin nicht so klappen wollen. Ich habe mir einiges vorgenommen, aber zeitlich nicht abhaken können, außer halt den 5.0 am Rail. Ich hatte jetzt in Sizilien keinen extremen Druck. Aber im Hinterkopf zu haben, dass man das, was man da gerade versucht, vielleicht für das Interview nutzen könnte, motiviert mich ungemein. Wir sind hier, um einen Artikel zu schießen, da passiert was, das ist immer gut. Teilweise ging das auch von ganz alleine. Wir hatten einfach beide (Valerie Rosomako) Bock zu skaten. Anstrengend, aber gut! Wir sind dann abends zurück in die Wohnung gekommen und es war ruhig. Alle waren platt. Früh morgens wurde man dann wieder von Saco geweckt, dieser hyperaktive Mensch.

Apropos Francisco Saco: Du filmst auch gerade für sein neustes Projekt?
Wir haben in Sizilien darüber gesprochen, aber ich habe es auch nicht so ganz verstehen können, haha. Soll wohl so eine Mischung aus den Leftovers von Video Diays aus dem letzten Jahr und den neuen Sachen aus diesem Jahr werden. Valerie Rosomako, Steve Forstner, die Perus Crew – und ich habe wahrscheinlich auch einen Part. Homo-Pop-Gun ist der Name, haha. Eigentlich sollte das MK1-Video so heißen, Martin war aber dagegen. Francisco hat sich den Namen dann geschnappt. Der Fand den Namen so geil, haha. Beschreibt die Tour auch besonders gut: Acht Tage, vier Dudes und nur Dünnes kommt raus, haha. Hat Spaß gemacht, geiler Haufen!

Wenn man dir beim Skaten zuschaut oder Aufnahmen sieht, bekommt man das Gefühl, dass du dir schon irgendwie Gedanken machst, welche Spots du fährst. Tricks an den Bänken oder am Polendenkmal sieht man eher selten, oder?
Bewusst geworden ist mir das eigentlich erst nach meinem Part im MK1-Video. Das stimmt tatsächlich. Das ist mir vorher nie so wirklich aufgefallen. Ich hatte nicht die Absicht, dass ich nach außen so rüberkommen will. Das war auf jeden Fall nie der Plan. Das liegt, glaube ich, an dem Erkundungsdurst und den Fahrradtouren. Gefunden, abfotografiert, Martin geschickt und hingefahren: „Lass uns was probieren“. Das kam halt einfach so. Ich finde aber, dass das in eine coole Richtung geht. Ist ein gutes Gefühl, Spots zu skaten, die sonst noch keiner gefahren ist. Polendenkmal ist auch einfach nicht mein Spot, da hab ich nicht so Bock drauf. Selbst in Sizilien gab es Spots, die mir einfach nicht zugesagt haben – zu offensichtlich! Ich nehme mir dann lieber das Curb auf eine andere Art und Weise vor.

Konstantin Rutschmann - tailslide - Biemer
FS Tailslide

Wo findest du in der Regel die nötige Inspiration? Hast du bestimmte Quellen?
Puh, woher habe ich meine Inspiration? Ich glaube, meine Motivation inspiriert mich an allererster Stelle. Ich gucke mir eher weniger Skatevideos an, bevor ich rausgehe. Das Gefühl, wenn wir auf die Straße gehen, auf Mission. Wir gehen filmen! Das Gefühl motiviert und inspiriert mich. Auf den Bordstein ollien – zack an die Wand und wieder runter. Eine Line filmen mitten im Stadtgeschehen, die Leute glotzen und so weiter – das pusht mich! Die Leute checken nicht, was man da macht. Straßen-Feeling!

Ein schöner Schlusssatz; kann man so stehen lassen! Danke, Koni!

Interview by Daniel Pannemann
Fotos: Biemer

Den Franzosen wird nachgesagt, sie hätten einen tollen Geschmack und einen guten Stil, und man muss ehrlich gestehen, dass das in vielerlei Hinsicht auch oftmals zutrifft. Joseph Biais ist ein Paradebeispiel, was das angeht: Er besitzt eine gesunde Trickauswahl, einen frischen Style, wenn er seine neonfarbigen Beanies trägt, und eine Prise Humor, wenn man ihn mit unterschwelligen Klischees konfrontiert. Mit einigen davon wollten wir im Rahmen eines Gedankenspiels im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft aufräumen – doch irgendwie lässt uns das Gefühl nicht los, dass das dann doch nicht so recht geklappt hat. Ein deutsches Interview mit einem Franzosen, der deutscher ist, als man denkt.

Hi, Joseph! Wie geht’s und wo bist du gerade?
Mir geht’s gut, ich sitze gerade in meiner Küche in meinem Pariser Apartment mit meiner Freundin. Sie ist aber keine Französin, sondern kommt aus San Francisco.

Bist du denn gebürtig aus Paris?
Nicht ganz. Ursprünglich komme ich aus einem Vorort im Westen, direkt in der Nachbarschaft von Versailles. Kennt eigentlich jeder, dort steht das berühmte Schloss. Mittlerweile bin ich aber in die City umgezogen.

Was machst du denn momentan im täglichen Leben?
Vor ca. anderthalb Jahren habe ich mein Studium beendet und bin seitdem eigentlich nur geskatet. Seit Kurzem arbeite ich nun für die SOMA (französisches Skatemag). Es gab intern einige Veränderungen, so hat z.B. Tura (David Turakiewicz) SOMA verlassen, um sich mehr um das Apropos (ebenfalls franz. Mag) zu kümmern und erst hieß es, es würde nicht weitergehen. Mein Freund Loic (Benoit), der Fotograf, ist dann eingestiegen und so bin ich auch dazugekommen. Hauptsächlich kümmere ich mich um Artikel für die Webseite. Und ich skate eben auch viel.

FS Smith Grind
FS Smithgrind

Dann sind wir ja quasi Kollegen! Macht’s dir Spaß?
Ja, sind wir. Es macht voll Spaß und es fühlt sich richtig an, über etwas zu schreiben, das man so gut kennt und wo man auch die Leute alle kennt. Auch wenn es anfangs etwas merkwürdig gewesen ist, das alles von der anderen Seite zu betrachten, schließlich skate ich seit Jahren und bin selbst des Öfteren in Magazinen vertreten. Momentan möchte ich aber beides machen, und ich glaube, es wird noch viel mehr Bock machen, wenn ich erst mal richtig drin bin.

Nun stell dir mal vor, du würdest nach Deutschland umziehen und deutscher Bürger werden. Wie würdest du dann heißen?
Haha, das wäre dann… lass mich kurz einen coolen deutschen Namen ausdenken. Meine Freundin sagt gerade Hans, das ist eine gute Idee! Obwohl, ich finde Heinrich noch besser. Ah: „Isch ’eiße Heinrich Heinzmann.“

Ach du sprichst also schon deutsch?
„Ein bischchen, isch ’abe für fünf or sechs Jahre gelernt, aba isch bin sehr, sehr schlecht. Isch kann verstanden, wenn es kommt zum Sprechen…“ Aber es ist nicht wirklich gut.

Wir können das Interview auch auf Deutsch machen!
„Nein, isch denke nischt.“

Aber das ist ja schon mal gut, damit wärst du ja schon mal beinahe deutsch. Also Heinrich Heinzmann, wo würdest du als Deutscher leben?
Auf jeden Fall in Berlin. Obwohl ich gestehen muss, dass ich in nicht besonders vielen Städten in Deutschland gewesen bin, trotzdem passe ich wahrscheinlich am besten nach Berlin.

FS 50-50
FS 50-50

Warum denkst du das?
Es ist recht günstig, besonders im Vergleich zu Paris. Und natürlich auch, weil die Skateszene ziemlich cool ist und einiges abgeht, außerdem habe ich dort Freunde. Berlin hat so viele Vorteile gegenüber anderen Städten (obwohl ich nicht dort gewesen bin). Aber ich würde sofort sagen: Berlin.

Wer wären deine deutschen Skatebuddies?
Da ich ja in Berlin wohnen würde, würde ich eigentlich Sylvain (Tognelli) sagen, aber der ist ja kein Deutscher. Obwohl, lass uns einfach sagen: er ist Halbdeutscher, also würde ich mit ihm abhängen und nur Deutsch sprechen, kein Französisch. Wahrscheinlich würde ich außerdem mit Hirschi abhängen, Daniel (Pannemann) und Jan Kliewer. Das wäre ein guter Start für meine neue, deutsche Crew.

Was wäre dein Lieblingsessen?
Der 1€-Falafel zu dem mich mal Sarah (Parson-Texas) gebracht hat, und Apfelstrudel – obwohl ich noch nie Apfelstrudel in Berlin gegessen habe, aber den liebe ich einfach.

Und dein Lieblingsgetränk?
Es gibt dieses Bier, „Berliner“, aber das mag ich nicht so gerne. Ich trinke am liebsten Paulaner und Jägermeister-Shots – classic.

Wie würdest du als Deutscher skaten?
Als Deutscher in Berlin würde mein Skating wahrscheinlich ungefähr genauso wie jetzt auch aussehen. Ich denke, die Pariser und die Berliner Skateszene haben viele Gemeinsamkeiten. Es wäre wohl identisch. Wobei ich wahrscheinlich besser in Skateparks skaten könnte, weil ich den ganzen Winter im Nike Shelter abhängen würde und am Ende doch noch gut in Skateparks werden würde.

Skatest du nicht gerne in Skateparks?
Doch, schon. Aber ich fahre am liebsten Street, da ich nie einen Skatepark in der Nähe hatte. Mittlerweile gibt es aber in den Pariser Vororten ein paar gute Parks, aber ich bin einfach mehr Streetskater. Also würde ich über die Winterzeit meine Skatepark-Skills ausbauen.

FS Boardslide
FS Boardslide

Was würdest du denn als deutscher Skater für Klamotten tragen?
Auf jeden Fall würde ich die ganze Zeit eine gerade Kappe von DC tragen, natürlich weiße iPod Kopfhörer und Klamotten von LRG. Und wahrscheinlich Cleptomanicx Underwear.

Was können die Franzosen von den Deutschen lernen?
Pünktlich zu Verabredungen zu erscheinen wäre großartig. Außerdem das Lernen der englischen Sprache bzw. von Sprachen generell. Deutsche sind da schon ein Stück voraus. Und natürlich, wie man supertechnische Tricks auf Contests macht.

Und was können die Deutschen von den Franzosen lernen?
Die Deutschen sollten aufhören, irgendwelche komischen Sachen in Croissants zu stecken. Für uns Franzosen ist ein Croissant etwas, das man morgens ohne etwas drauf isst, aber in Deutschland werden oft Schinken, Salat oder andere Dinge hinzugetan.

Was besitzt du denn sonst noch für Talente? Musik, Kunst, Sport?
Ich habe mal versucht Gitarre zu spielen, aber ich war zu schlecht. Meine Freundin spielt Schlagzeug, aber das steht natürlich auch nicht in unserer Pariser Wohnung. Manchmal habe ich Phasen, in denen ich irgendwas Kunstmäßiges mache. Dann fange ich etwas an, z.B. Fotografieren, und es kann sein, dass ich dann wieder sechs Monate lang gar nichts mache. Also eigentlich habe ich keine weiteren Talente, schätze ich.

Und nun bist du ein Skateboard-Redakteur! Hast du früher schon Texte geschrieben?
Hauptsächlich kam ich dazu, da ich viel Zeit mit Loic verbracht habe, denn er ist auch mein Teammanager bei Vans, für die ich schon seit einer Ewigkeit fahre. Wir waren schon superoft zusammen auf Tour und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Als er dann bei SOMA mit eingestiegen ist, habe ich zu ihm gesagt, dass ich ja gerne mit Leuten rede und viele Geschichten höre. Da ich ja auch aus der neuen Generation bin und mich mit sozialen Netzwerken gut auskenne und viel sehe, hat es einfach perfekt gepasst.

SW Kickflip
SW Kickflip

Wie lange skatest du schon?
Ich glaube so 14, 15 Jahre mittlerweile. Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht.

Und du magst farbige Beanies?
Haha, ja, auf jeden Fall. Eigentlich kommt es nur daher, dass ich im letzten Jahr meine Haare abrasiert habe – und ich finde, dass es auf Fotos blöd aussieht. Dazu war auch noch Winter, während ich die meisten Fotos geschossen habe. Die orangefarbene Beanie habe ich allerdings wohl so um die sechs Jahre am Stück getragen.

Interview by Benni Markstein
Portrait: Loic Benoit

Um unseren folgenden Interviewpartner ranken sich etliche urbane Mythen: Immer wieder hört man Leute davon erzählen, was für verrückte Geschichten Timmi jetzt schon wieder passiert sind. Das letzte Gerücht, das wir zu Ohren bekommen haben, erzählt von einer Zugfahrt von Berlin nach Düsseldorf, bei der Timmi sage und schreibe fünf Fahrräder dabei gehabt haben soll – ganz alleine unterwegs wohlgemerkt. Wie er das gemacht hat, wo die Räder herkamen und ob es stimmt, ist eigentlich egal, denn so eine Aktion ist ihm leicht zuzutrauen. Er trägt sein Herz auf der Zunge, sagt, was er empfindet und bleibt dabei stets humorvoll und ehrlich. In anderen Worten: Er ist die Art von Gesprächspartner, bei dem man noch richtig was bekommt fürs Fragen – und selbst nach der kürzesten Frage wird man schnell mal mit irgendeiner Geschichte überrascht. Ein Interview war eigentlich längst überfällig, doch vielleicht war sein Skating noch nicht ganz reif dafür, wobei man nicht vergessen darf, dass er zwischenzeitlich auch mit schlimmen Knieverletzungen zu kämpfen hatte. Für uns steht eines auf jeden Fall fest: El Sicko ist ein Charakter, den Skateboarding braucht, um real zu sein.

El Sicko Frontboard
FS Boardslide

Hi Timmi, wie geht’s?
Alles gut! Ich gucke gerade Fernsehen, smoke mir einen, gerade gegessen… voll am Abchillen.

Wie war dein Tag heute?
Bombig! Ich bin mit meiner Freundin shoppen gewesen und hab mir neue Schuhe geholt, Vans Slipper.

Wo gehst du denn immer skaten?
Eigentlich recht viel im Krupp Park. Das ist ein Miniplaza, gebaut von Thyssen-Krupp, nur Curbs und ein Flatrail hier in Essen-West.

Essen-West!
Ja, Digger, normal, ich wohne auch in Essen-West!

Das hört sich an wie eine Rap-Combo oder eine Graffiti-Crew.
Ja, das gibt’s hier beides, auf jeden!

Bist du auch in einer Crew?
Nein, Digger, auf keinsten. Nee, nee, ich kenne da vielleicht einen Typen oder so. Ich wohne auch noch nicht lange hier, sondern bin erst vor Kurzem mit meiner Freundin zusammengezogen, vor ca. acht Monaten. Seitdem ich einen Job habe eigentlich… läuft.

Das hört sich stabil an.
Ja, gut, direkt auf den ersten hört sich das stabil an, eigentlich nämlich gar nicht, wa! Ich habe einen 400-Euro-Job und gehe dreimal die Woche arbeiten, fünf Stunden jeweils, also immer halbtags. Das ist ziemlich entspannt, sind am Ende sogar 450 Flocken. Dann kriege ich noch Kindergeld, 180 Euro, superentspannt.

Wo arbeitest du denn?
Bei DC Shoes im Centro in Oberhausen.

Musst du dann nicht auch die ganze Zeit DC-Schuhe tragen? Eben meintest du noch, du hättest dir Vans gekauft.
Ja, ich darf nur in DC arbeiten. Ich habe mir drei Outfits komplett von DC gekauft nur für die Arbeit. Privat bin ich eher nicht so der DC-Typ.

Was bist du denn für ein Typ?
Vans Slip Ons, HUF Slip Ons und Janoskis. Und ich bin neulich Supra Slip Ons gefahren, der war auch bombig.

Hast du keinen Schuhsponsor?
Nee… nix. Hehe… ich bekomme hier EK im Shop, das geht schon mal klar.

tim junga kickflip
Kickflip

Bist du eitel und achtest du darauf, was du anziehst?
Ja, auf jeden, voll krass. Ich seh’ zwar nicht so aus, aber das ist schon alles ausgewählt. Ich habe bestimmt 15 Paar Dickies Chinos ca. einen Zentimeter enger genäht, damit die noch ein bisschen baggy sind, aber nicht zu krass. Kennst du das, wenn du so Bock auf ’ne Dickies hast und die ist dann zu breit? Deswegen habe ich die alle umnähen lassen. Ich habe ca. jede Farbe zweimal im Schrank.

Das heißt, bei dir sitzt die Hose auf den Zentimeter genau?
Ja, normal.

Was war als Kind dein Lieblingsspielzeug?
Boah, Alter… auf jeden Fall ’ne Waffe, Alter. Ich hatte Unmengen an Waffen. Einfache Knarren, Wasserpistolen, mit Platzpatronen, alles… ich war ein richtiger Waffenfreak. Ich hatte komplette Camo-Outfits, da hängen bei meiner Mom noch Kinderfotos von mir im Wohnzimmer. Zum Geburtstag habe ich mal ein komplettes Armee-Outfit inklusive Rucksack mit Plastikbesteck usw. bekommen. Ich habe wochenlang nur damit gegessen, ohne Spaß! Mein Onkel, das ist so ein richtig krasser Rocker mit Harley, langen Haaren und Tätowierungen. Ich habe früher immer richtig gerne bei dem gepennt, das ist auch so ein Waffenfreak, der hat Messer und Knarren und so. Bei dem habe ich immer mit einer echten Knarre unter dem Kopfkissen gepennt, richtig killer.

Was gibt’s Neues von der Almaros Crew?
Wir sind gerade am Filmen für’s nächste Video, das soll in HD kommen. Marcel (Kühnemund) hat schon superviel Footage gesammelt, ich hänge mal wieder hinterher. Ich habe noch nie wirklich ein Ticket gehabt, ich muss immer schwarzfahren. Das geht aber gerade nicht mehr, auch nicht nach Düsseldorf. Deswegen bin ich gerade hier mit ein paar Leuten am Filmen. Aber das ist eben VX-Stuff.

Wieso darfst du nicht mehr schwarzfahren? Wurdest du schon so oft erwischt?
Ja, Digger, boah, kannst du dir nicht vorstellen, normal! Einen Sommer lang habe ich voll übertrieben und alle Briefe abgefangen. Dann musste ich eine richtig krasse Geldsumme bezahlen und die wollten mich krass abfucken. Die meinten so „Knast“, dies, das. Es ging dann alles zum Anwalt von der Bahn, voll die krassen Wixer. Dann habe ich bei Facebook einen Aufruf gestartet, ob mir nicht jeder zwei Euro geben kann, damit ich das bezahlen kann.

Haha, sozusagen dein eigenes Crowdfunding, damit du nicht in den Knast musst!?
Ja, ja…

Und haben dir die Leute das Geld gegeben?
Ein paar Leute schon, aber das ist dann eher für Dope draufgegangen. Irgendwann habe ich alles meinen Eltern gebeichtet und die haben das auch wiederum über einen Anwalt geklärt. Ich zahle das noch heute monatlich ab, obwohl es schon drei Jahre her ist.

Du kommst ursprünglich aus Bergkamen, richtig?
Ja, eine der kriminellsten Städte in NRW, eine richtig krasse Ghettostadt.

Hast du auch viel Scheiße gebaut?
Nee, eigentlich nicht. Ich bin da immer gut bei weggekommen und habe nie wirklich viel Scheiße gebaut.

Hast du schon mal Stress ohne Grund gemacht?
Nee, auf keinsten! Stress ohne Grund muss nicht sein. Ich lasse mich einfach an Securities oder Leuten aus, die uns am Spot kicken wollen. Aber einfach so? Niemals.

Was passiert, wenn du auf Paddy Zentgraf triffst?
Wir bauen einen, haha… Klar, wir springen uns kurz an und er schreit: „Sicko!“ Aber dann geht’s auch direkt schon: „Hast du Blättchen?“ „Normal, Digger, lass einen smoken.“

Was macht für dich einen guten Homie aus?
Auf jeden Fall Zuverlässigkeit, und in meinem Fall ist es echt hart. Man muss viel opfern: Ich muss überall duschen können, mir Socken, Unterhosen und Zahnbürsten leihen. Ich bin schon ein harter Sauger, Schnorrer und Zecker. Also jetzt auch nicht zu hart, ich mache einfach Politik mit den Leuten, dann kann ich auch überall duschen meistens. Ich bekomme von meinen Freunden schon verdammt viel und davon lebe ich eigentlich auch.

Junga Boneless
Boneless

Ich habe gehört, du hast einen kleinen Underground Skateshop und dass du ständig Sachen tauschst.
Jaaa, Digger, das hat meine Freundin auch gerade gesagt! Tauschbereit müssen meine Freunde sein! Ey, ohne Spaß, egal wen ich treffe: Jeder hat im Kleiderschrank immer mindestens ein Ding, das ich unbedingt haben will. Und dann gebe ich ihm dafür auch, was er will. Meistens habe ich dann auch den coolsten Stuff, den die dann feiern und dann wird gedealt. Ich tausche supergerne Cappies, ich bin halt Cappy-süchtig – 5-Panels, 6-Panels, im Moment läuft’s bei mir.

Wie viele Kappen hast du in deinem Besitz?
Ich schätze mal so 30 richtige Premium-Dinger.

Wie viele HUF Plantlife Socks hast du im Schrank?
1, 2, 3, 4, …. zählen DGK Plantlife auch?

Klar, Plantlife ist Plantlife…
Dann so ca. 15 Stück, mehr sind das eigentlich nicht.

Was war der beste Deal, den du je gemacht hast?
Bester Deal? Warte, pass auf… das ist schwierig, ich habe schon so viele gemacht. Ich habe mal mit Max Pack, dem Filmer aus Aachen, einen guten Deal gemacht, aber… das kann ich nicht sagen. Neulich habe ich 139er Indies gegen einen ganz neuen, schwarzen, vorne-und-hinten-mit-Logo HUF Hoody getauscht mit Felix Lensing. Der ist schnell mit seinem Auto vorbeigekommen. Ist eigentlich ein ganz geiler Deal, oder?

Ja, beides stylisch!
Ja schon, aber ich habe mit 139ern abgeschlossen, geht einfach nicht mehr. Ich fahre jetzt gerade 159er.

So breit?
Ja, ja, aber läuft! Ich fahre normalerweise ein 8.5er Almaros Board. Das macht schon Bock!

Schätz mal, wie viele FS Feebles hast du schon in deinem Leben gemacht?
Boaaa, 420! Ist echt so… FS Feeble ist einfach richtig bombig.

Würdest du gerne mal mit DCVDNS skaten gehen?
Whoa, DCVDNS feier’ ich voll! Ein Kollege hat mir mal ein Video gezeigt, in dem er fährt. Ich würde übergerne mal mit ihm skaten gehen!

Wie geht’s deinen Knien? Du hattest schon zwei Kreuzbandrisse.
Ganz genau. Ich hatte im rechten Knie mal einen Meniskusabriss, da wurde dann was abgeschnitten und der Rest wieder festgenäht, das ist wieder stabil. Und das linke Knie: Ich habe mal Treflip eine Zehnerstufe probiert, das Board weggekickt und bin unglücklich gelandet, dann war das Kreuzband durch. Das wurde dann mit einem künstlichen Kreuzband wieder hergerichtet. Und nicht mal ein Jahr später war ich schon wieder voll auf dem Film und hatte voll Bock mit Henne (Herzmann) loszuziehen. Es war alles noch ganz frisch und ich war das erste Mal wieder richtig skaten, hatte ein komplett neues Set-up. Wir gingen an ein Zehnerrail, die Anfahrt mit Platten ausgelegt, und ich habe einen FS Feeble probiert. Beim ersten Versuch bin ich direkt first try voll perfekt durchgegrindet, Alter, wie krank, näh?! Ich habe dann aber voll gekämpft, ca. 12 Versuche und war schon voll am Zittern. Ich wollte einfach nicht aufhören! Dann bin ich bei einem Versuch nicht richtig reingekommen und von ganz oben ins Flat geflogen und mit dem linken Bein aufgekommen und dann zack: wieder komplett durch. Wieder ins Krankenhaus, wieder OP, wieder alles rausgenommen, das war schon whack.

Das war aber auch nicht gerade die schlaueste Entscheidung, in der ersten Session nach einem Kreuzbandriss auf ein Zehnerrail zu springen!
Ja, nicht die schlaueste. Aber Sammy (Steffens) und Kaio (Hillebrandt) waren dabei, Henne hatte schon die Blitze aufgebaut, Severin (Strauss) am Filmen und ich hatte einfach mega Bock! Das war ja nicht das Ding, ich hatte das ja alles angeleiert. Ich bin schon immer so gewesen: Wenn ich was machen wollte, dann mache ich das jetzt. Egal, ich fahre da hin, auch schwarz mit dem Zug, egal, ich mache da einen FS Feeble, voll stur und dann… tja, doch nicht rasiert. Aber seitdem denke ich beim Skaten auf jeden Fall anders.

Tim Jungo Ollie
Ollie

Und was ist die letzte krasse Story, die dir passiert ist?
Boa… okay: Ungefähr vor drei Wochen war mit meinem Homie Nils in Essen skaten und wir haben mit so einer alten Videokamera gefilmt, so Palace-mäßig. Ja und nach dem Skaten haben wir dann ein paar Bierchen getrunken und waren schon richtig besoffen und pushen den Steig in der U-Bahn Essen Hauptbahnhof entlang auf dem geilen Marmorboden, als die Bahn eingefahren kommt. Ich halte mich daran fest, Nils guckt mich noch an, auf einmal gibt die U-Bahn richtig Kette und ich konnte nicht mehr loslassen! Mein Board fliegt auf die Gleise, während die Bahn mich noch ein Stück mitgezogen hat. Die Leute kamen gar nicht klar und mein Kumpel hat geschrien, weil er dachte, jetzt ist es vorbei mit mir. Ich war eine Sekunde lang mit der Schulter zwischen Bahn und Steig, aber ich habe dann losgelassen, und es ist bis auf ein paar Kratzer wirklich nichts passiert! Danach habe ich einfach den krassesten Lachanfall bekommen, Board geschnappt und losgepusht. Die Leute kamen gar nicht klar.

Warum passieren dir immer solche Geschichten?
Keine Ahnung, warum immer mir so etwas passiert – immer dicht halt.

Wie viele Joints rauchst du denn am Tag?
Alice, wie viele Joints rauche ich so am Tag? (Tim fragt seine Freundin). 420, haha… Na ja, schon einige. Nach der Arbeit, normal: erst mal ein Joint zum Chillen. Dann gehe ich skaten, da wird auch ein Joint gepafft. Dann gehe ich nach Hause, da wird dann auch ein Joint gepafft. In letzter Zeit bin ich wieder gut am Smoken auf jeden Fall!

Kannst du besser skaten, wenn du stoned bist?
Boa, nee! Hm… ja, nicht wirklich dicht irgendwie. Eine Stunde nach einem Joint ist optimal. Manchmal ist aber auch direkt schon ganz geil. Die Leute denken, der pafft sich jetzt einen und kann eh nicht skaten. Aber wenn dann doch der BS Flip im Flat klappt fange ich an schnell zu pushen und bringe den Kreislauf in Schwung. Dann kann ich meistens doch auch gut rasieren.

Was bedeutet Kiffen für dich?
Ich trinke halt weniger Bier, das ist mein Recht auf Rausch.

Würdest du dich selbst als Freigeist bezeichnen?
Auf jeden Fall, ich würde mir Freigeist direkt tättowieren lassen! Ich habe superviel Zeit zum Skaten, ich bin komplett finanziell für mich selbst verantwortlich, ich mache Cash, ich zahle meine Miete, ich wohne selbstständig mit meiner Freundin, ich bekomme alles alleine hin. Zeit ist einfach das Wichtigste für mich. Solange meine Miete bezahlt ist, komme ich auf jeden Fall klar, auch ohne Kohle. Ich würde auf jeden Fall auch mit 180 Euro klarkommen, nachdem ich 150 Euro für Miete bezahlt habe. Wenn die Miete bezahlt ist, ist mir das im Moment scheißegal. Mit so einem easy Job ist es natürlich noch besser, dann habe ich genug Zeit und genug Cash. Aber ich glaube auch, dass es ohne Job gehen würde. Zeit ist auf jeden Fall das Wichtigste. Zu viel Zeit zu haben auf eine gewisse Dauer ist natürlich auch nicht gut, aber easy arbeiten und ein gutes Verhältnis mit dem Chef haben und dann geht man auch gerne dahin. Ich bin der übelste Verkäufer, ich verkaufe übelst gerne alles halt.

Was steht bei dir an für die Zukunft?
Ich würde gerne, also so krank das klingen mag, meinen eigenen Skateshop aufmachen: „El Sicko Skateshop“. Als ich 16 war, wurde ich mal krass am letzten Schultag verprügelt von so einem besoffenen Typen, weil ich mit seinem Mädel getanzt habe. Er kam so angerannt, ich habe das gar nicht gecheckt, und hat mir die Überbombe mit einem Schlagring verpasst. Ich erlitt Nasen-, Jochbein und Oberkieferhöhlenbrüche und musste vier bis fünf Mal durch den Mund und am Auge operiert werden. Ein halbes Jahr lang hatte ich eine Stahlplatte im Gesicht anstelle eines Jochbeins. Dadurch habe ich ein paar Prozent an Sehkraft verloren, aber der Typ hatte reiche Eltern. Er selbst war voll durch und ist irgendwann in der Psychiatrie gelandet. Die haben mir auf jeden Fall 10.000 Euro Cash gegeben und das Geld haben meine Eltern vor ein paar Jahren für mich angelegt. Und im nächsten Jahr im Juni bekomme ich es dann. Wo ich den Shop aufmachen will, weiß ich noch nicht genau. Vielleicht als mobiler Skateshop am MACBA rumfahren. Boah, ich würde alle Menschen so zuquatschen.

EL SICKO COVER

Warum El Sicko?
Haha… ich habe vor ca. zwei Jahren, als es nicht so gut lief zu Hause, bei Aladin (Cabart) Unterschlupf gesucht. Er hat zu der Zeit in Düsseldorf in einer WG mit Marcel (Kühnemund) und Roberto (Cuellar) gewohnt. Er ist schon ein superlanger Kollege von mir, ein Vorbild und der beste Mensch. Ich habe bei ihm ein paar Monate lang auf der Couch gelebt, und weil ich kein Cash hatte, um Miete zu zahlen, habe ich Hausarbeiten von A-Z erledigt, abgespült, gewischt und gesaugt und alles immer sauber gehalten. Die waren aber auch schon ein bisschen auf mich abgefuckt, und immer dann habe ich einfach Roberto nachgemacht und mit mexikanischem Akzent geredet. Und dann sind die irgendwie auf „Sicko“ gekommen und dann meinte ich: „Ey, wenn schon, dann El Sicko!“ Also eigentlich hat mir der Kühnemund den Namen gegeben.

Verfolgst du, was so in der deutschen Skateszene abgeht?
Ach, das Ding ist, ich habe noch nie so richtig Internet gehabt. Und selbst wenn, dann habe ich das nicht wirklich genutzt. Ich habe Facebook, aber wenn man mal guckt, wann ich da das letzte Mal online war – das war glaube ich letzte Woche irgendwann. Ansonsten gehe ich nur mal ins Internet-Café und checke kurz Emails. Wenn ich bei Freunden bin, geht’s immer voll ab. Die geben mir dann immer ein Update, aber in letzter Zeit komme ich kaum hinterher. Luan-Part, Thrasher-Clips, Supreme-Video, dies, das, boah, keine Ahnung. Ich bekomme das eigentlich nur über Kollegen mit.

Und hast du das Gefühl, dass du was verpasst?
Das hatte ich früher mal, aber im Prinzip… nee. Obwohl man eigentlich schon mal allen zeigen will, was so abgeht. Aber das ist ja auch eigentlich schon in der Mache und solange ich am Chillen bin, gutes Weed habe, mir nichts passiert, ich machen kann, was ich will und die Tricks klappen und einfach nur weiß, dass ich irgendwann einen korrekten Part rausballern kann – das ist so für mich das Wichtigste.

By Benni Markstein
Portrait: Laura Kaczmarek
Fotos: Tim Korbmacher

Brian Anderson hat seine ganz eigene Meinung zu Contests: In diesem kleinen Clip plaudert der 3D Pro ein bißchen über verpatzten Run, die Anfänge des Pro Daseins und wieso er mit seinen mittlerweile 37 Jahren immer noch Bock hat, seine Wochenenden auf irgendwelchen Contests zu verbringen. Ein bißchen Footage gibt es übrigens auch zu sehen.

Sylvain Tognelli passt einfach in keine Schublade: Wie man es auch versucht, mit absoluter Gewissheit lässt sich über ihn kaum etwas sagen. Doch was überhaupt macht einen guten Skateboarder heutzutage aus? Charakter ist wohl ein wichtiger Faktor, ja vielleicht sogar das Wesentliche und Entscheidende? Da kann man noch so viele Stufen runtersegeln… über die 3 Sekunden Fame kommt man selten hinaus, besonders in der heutigen Zeit, in der die hart erkämpfe Footage auf Plattformen wie Instagram verkloppt wird. Sylvain hinterlässt nach Begutachtung seiner Tricks oft das Gefühl, dass er viel mehr zum Ausdruck bringen möchte, als nur den neusten Trick oder ganz allgemein sein Talent auf dem Board zu zeigen. Es geht stattdessen eher um die Atmosphäre, um den Vibe, um etwas Zeitloses. Trends kommen und gehen, Stil aber bleibt und ist keiner Mode unterworfen. Vielleicht ist Sylvain auch eher auf der anderen Seite zu verorten: ein Trendsetter also. Man erinnere sich an eine Sequenz, in der er eine Straße per Fakie 360 Flip SW Wheelie bezwingt – von Bordstein zu Bordstein und im Schnee! Solche Sachen brennen sich förmlich ins Gedächtnis und sind erfrischend. Erfrischend wie auch dieses Interview mit dem 28-jährigen Franzosen, den wir in seiner eigenen Küche – sein Mitbewohner Nils Brauer war so freundlich uns reinzulassen – via Skype zu einem Gespräch getroffen haben, während er in der Wohnung seiner Schwester in Paris gesessen hat.

Dann legen wir mal los, Sylvain. Kannst du uns hören?
Nimmst du schon auf? Wie überhaupt?

Mit meinem Mobilfunktelefon. Hier, siehst du?
Das ist schon irgendwie seltsam. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich damals in der Schule diesen riesigen Apparat benutzen musste. Ziemlich pompös und aggressiv lag das Teil vor einem. Es war halt so richtig offiziell und hat Geräusche gemacht, und so hat man seine Präsenz auch nicht so schnell vergessen. Jetzt gerade merke ich ja quasi gar nicht, dass wir hier ein Interview führen. So ein altes Kassettenteil haben wir auch noch, benutzen wir aber kaum noch. Ist immer ein wenig ungewiss, ob es überhaupt noch vernünftig aufnimmt.

sylvain-kickflip
Kickflip to Nadelöhrgrind
Seq: David Turakiewicz

Nils: Was macht deine Schwester, wie geht es ihr? Ist das Baby schon da?
Ihr geht es sehr gut, ich bin sogar gerade bei ihr. Das Baby ist noch nicht da, könnte aber jeden Augenblick kommen. Dann werde ich Onkel, zum siebten Mal! Unsere Familie ist ganz schön aktiv, was das angeht, haha! Lustig, direkt am Krankenhaus befindet sich ein Spot, und
ich habe mir schon ausgemalt, dass ich mit Ludovic (Filmer für das Nozebone Skateshop Video) dieses Gap springen gehe, wenn das Baby dann endlich kommt – als Freudensprung quasi. Ein ziemlich großer Satz und die Landung ist eine kleine Hubba, zum runterfahren. Schon irgendwie gefährlich. Na ja, vielleicht kann ich das nächste Woche probieren, wenn ich zurückkomme und dann alles zeitlich passt. Meine Schwester könnte mir sogar direkt aus ihrem Fenster dabei zuschauen.

Das ist also dein zweites Interview heute, und ich hab gerade zum ersten Mal den Opener des Interviews gesehen; wie kam es dazu?
Tura (David Turakiewicz) und ich haben ein wenig herumgesponnen, und er meinte, ich würde ja schließlich so viele Interviews in letzter Zeit geben. War also eher ein kleiner Insider-Witz. Wir wollten kein gewöhnliches Porträt, und da dachten wir, dass wir das „Ins-Rampenlicht-Stellen“ etwas auf die Schippe nehmen könnten.

Wie lange habt ihr gebraucht, um die Mikrofone zu basteln?
Oh, Mann, jeder normale Mensch hätte das sicherlich in weniger als 15 Minuten geschafft, aber wir haben mindestens zwei Stunden gebraucht, bis es dann einigermaßen brauchbar aussah. Wir haben das Ganze sogar gefilmt, sieht ziemlich verrückt aus. Alles war vollkommen durchgeplant, wir sind in den Skateshop gegangen, um Leute zu holen, die uns helfen. Einen Moment lang haben alle aufgehört zu arbeiten, um uns dabei unter die Arme zu greifen – bzw. die Mikrofone zu halten, haha.

Kannst du ungefähr sagen, wie viele Interviews du bisher gegeben hast?
Das waren schon einige, vielleicht so um die 20 oder so!? All diese kleinen E-Mail-Geschichten heutzutage, da kommt schon eine ganze Menge zusammen. Obwohl das mit den E-Mail-Interviews schon irgendwie was anders ist. So wie wir es gerade führen, da kann ich mich selbst nicht so wirklich kontrollieren. Wenn es rein schriftlich passiert, ist es schließlich so, dass ich lange über meine Antworten nachdenken kann. Das ist komplett anders als so ein Live-Interview. Ich denke immer sehr viel nach über die Dinge, die ich von mir gebe, was ich in dieser Situation nicht machen kann – und das finde ich auch gut so. Funktioniert eigentlich sogar besser.

Nils: Ich erinnere mich da an eine Geschichte, wo du einen Tourbericht schreiben solltest?
Ah, ja.. selbst für die kleinsten Texte brauche ich enorm viel Zeit, bis alles so ist, dass man es auch anderen eventuell zeigen könnte. Das kann auch gerne mal drei Wochen dauern, obwohl ich vorher vielleicht mit 10 Minuten gerechnet hätte.

Sylvain Tognelli bs powerslide Biemer
BS Powerslide
Foto: Biemer

Denkst du, dass so ein Interview an sich enorm wichtig ist?
Nun ja, wenn ich weiß, dass etwas veröffentlicht wird, mache ich mir schon intensiv Gedanken darüber, was ich sage. Nur ist es irgendwie schwer, was man so macht, in Worte zu fassen. Die Leute können dich schließlich komplett falsch verstehen! Der Ausdruck, den du für eine bestimme Sache benutzt, kann von einem anderen Menschen komplett anders aufgefasst werden. Und je größer das Lesepublikum, desto schwieriger wird es, etwas relativ allgemein zu halten – damit einen hinterher auch jeder versteht. Das Schreiben ist in meinen Augen eine Art Kunst, ähnlich wie die Malerei. Du brauchst ein gewisses Selbstbewusstsein in deiner Muttersprache, und dann musst du das auch noch richtig umsetzen können. Wenn du wiederum jemanden skaten siehst und es gefällt dir, was er da macht, und du verfolgst dazu noch ein wenig, was diese Person nebenbei so alles macht, dann kann das manchmal ganz schön enttäuschend sein. Der Zauber geht ein wenig verloren, das Bild zerbröckelt.

Wie muss denn so ein Interview in deinen Augen aussehen? Sollte der Text denselben Stellenwert haben wie die Fotos?
Ich denke, das zu entscheiden, ist eher die Aufgabe eines Journalisten; man sollte auf jeden Fall gut vorbereitet sein und schon im Vorfeld wissen, wie das Interview ungefähr gestaltet werden soll. Es gibt natürlich professionelle Interviewpartner, die ganz genau wissen, was sie sagen möchten, da sie eben auch viele Interviews geben müssen. Man kann schon einiges falsch machen, denke ich. Und dann ist das Ganze ja auch nicht zu 100 Prozent unabhängig: Bestimmte Companys schalten Anzeigen, es gibt Verträge, und das führt dazu, dass man vielleicht doch nicht alles sagen kann. Also wird es ziemlich schwierig, jemanden richtig zu braten. Es läuft also alles immer etwas voreingenommen-entschärft ab. Nehmen wir mal an, dass jemand ein Interview geben muss, der sich kaum ausdrücken kann, bzw. nicht durch Worte, weil er sich vielleicht allein durch sein Skateboarding ausdrücken möchte. Diese Person ist deswegen ja nicht gleich als dumm einzustufen; er wählt nur eine andere Ausdrucksweise. Auf seine eigene Art ist er hochintelligent. Vielleicht wollen sich gar nicht alle immer in Worten ausdrücken, die Szene möchte aber hören, wie diese oder jene Person denkt, und somit kommt vielleicht ein falsches Bild zustande.

Nils: Du gehst also auch davon aus, dass Leute wirklich wissen wollen, was man in solchen Interviews sagt? Lesen Skater überhaupt? Geht es nicht viel mehr um die Tricks?
Wieso gibt es dann überhaupt noch Texte, man kann doch eigentlich auch Interviews komplett ohne Worte zeigen?! Nur durch die gewählte Ausdrucksform: Skateboarding. Das sollte funktionieren und ist in einigen Fällen sicherlich auch nicht verkehrt. Ist wahrscheinlich nicht gerade einfach umzusetzen, aber vielleicht manchmal einfach besser. Man hat da schon eine ziemliche Verantwortung als Herausgeber.

Sylvain nosegrind
BS Nosegrind
Foto: David Turakiewicz

Es gab vor kurzem einen Instagram-Clip von dir auf The Skateboard Mag. Was hältst du von dieser Form von Footage-Verwertung?
Das war so oder so Footage, die wir anderweitig wohl eher nicht benutzt hätten. Von daher ist das schon okay. Zumindest wird es irgendwie verwertet, anstatt im Rechner zu verstauben. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich Unmengen an Footage besitze, es hat nur einfach besser gepasst. Paul Shier hat mir empfohlen, die Footage doch mal Matt Price vom Skateboard Mag zu senden und der war direkt down. Dann kann es wenigstens irgendwer auf seinem winzigen Smartphone-Screen begutachten, auf dem ich so klein zu sehen bin, dass man eh nur erahnen kann, was da genau passiert, haha. Einen halben Zentimeter groß! Schau mal hinter dir, wie groß im Vergleich ein Kopfkissen ist!

Wie hat es dir eigentlich in den Staaten gefallen?
Ich mag es dort, ich bin immer wieder gerne drüben. Es kommt natürlich drauf an, was für einen Ansatz du mitbringst. Es macht wenig Sinn dort von Spot zu Spot zu gehen, um dann zu versuchen, den nächsten heißen Scheiß zu reißen – das ist ziemlich hart. Es gibt aber viele kleine Spots, und man macht einfach sein eigenes Ding. Andererseits ist es schon auch jedes Mal eine ziemliche Mission. Mein Ansatz ist dann eher, der Kälte zu entkommen und einfach skaten zu gehen in einem Land, in dem diese Kultur schon viel älter und verfestigter ist als in Europa. Und Freunde zu treffen und die Industrie ein wenig besser zu verstehen. Man kann schließlich schon sagen, dass L.A. zum Beispiel derjenige Ort ist, an dem immer vieles passiert und entschieden wird. Man wird dadurch irgendwie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dort drüben ticken die Uhren einfach anders. In Europa könnte man schnell denken, man wäre etwas Besonderes – eine große Nummer. Dabei ist das nur unser eigener kleiner Kosmos. Ich merke immer wieder, wie gut es mir persönlich tut, dort drüben gewesen zu sein. An jeder Ecke sieht man so viel gutes Skateboarding, so viele Visionen. Das ist in Europa schon etwas reduzierter und schwieriger zu finden… ich lerne dort also zugleich, meine Herkunft zu schätzen.

Nils: Man betrachtet dich dort drüben auch nicht als bekannten Skater, oder? Wenn du zum Beispiel bei The Berrics bist oder so, dann bist du der Kumpel von einem Kumpel, richtig?
Klar, dort drüben kennt mich natürlich kaum irgendwer. Wir schauen uns zum Beispiel das Thrasher Magazine an, aber ein Amerikaner guckt eher selten auf die europäischen Magazine. Wobei es natürlich auch Ausnahmen gibt.

Man bekommt den Anschein, dass man früher unbedingt in den Staaten angekommen sein musste, um von Skateboarding leben zu können. Heute gibt es einige Europäer, die es auch hier ganz gut schaffen, auch ohne amerikanischen Sponsor.
Ja, das stimmt, wenn du mit den Skatern aus Kalifornien sprichst, wünschen die sich ein Leben in Europa, weil genau das hier möglich ist. Mich wundert es bis heute, dass so wenig Amerikaner nach Europa gehen, um dann alles auf eine Karte zu setzen. Es gibt natürlich einige Skater, die in den Staaten so viel Geld verdienen, wie es für sie in Europa niemals möglich wäre. Ich denke da eher an Leute, die seit Ewigkeiten Amateure sind oder in einem Flow-Programm stecken. Die könnten nach Deutschland oder Frankreich ziehen und hätten gleich ein komplett anderes Ansehen. Hier hast du einfach mehr Möglichkeiten, wenn es drüben nicht klappen soll – wobei auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Man muss wohl einfach nicht mehr zwingend nach Kalifornien ziehen, um über die Runden zu kommen.

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Wallie FS Wallride
Foto: Tim Urpman

Wie steht es denn um Isle Skateboards? Kann man die Bretter bereits in den Staaten beziehen? Wo gibt es Isle zu kaufen?
Ja, auf jeden Fall. Isle Boards gibt es in vielen Shops zu kaufen. Supreme L.A., Supreme NYC, haha. Paul Shier vertreibt das Ganze dort drüben und es nimmt alles seinen Lauf. Wir haben von Anfang an versucht, den Leuten zu vermitteln, dass wir nicht einfach eine Brand sind, sondern das wir alle dahinterstehen und eine Vision haben, die wir gerne teilen möchten. Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten und das war erst der Anfang. Jetzt wird sich zeigen, wohin es geht. Wir haben so gesehen auch nicht wirklich etwas zu verlieren. Wir bekommen aber echt viel Zuspruch, und so langsam hab ich das Gefühl, dass es einigen Leuten wirklich gefällt.

Wie wichtig ist es dir, bei deinen Sponsoren mitreden zu können, wenn es zum Beispiel um Teamentscheidungen, Grafiken etc. geht?
Damals bei Blueprint hatte ich nicht wirklich viel zu sagen, da wir, bevor ich ins Team geholt wurde, schon eine ziemlich große Mannschaft waren. Da wurde mir dann eigentlich eher das Endprodukt gezeigt. Das ist mit Isle natürlich ganz anders: Ich weiß jetzt, dass ich da die Sachen wirklich selbst in die Hand nehmen und steuern kann. Man teilt Ideen, Vorschläge und wertet sie gemeinsam aus. Vor einem Jahr waren wir „nur“ eine Idee auf dem Papier, und jetzt fragst du mich schon, wie es momentan so läuft. Die Zeit vergeht so schnell und alles hat sich so unglaublich rasant entwickelt. Ich muss aber auch gestehen, dass ich mich auch gerne mal treiben lasse und nicht zwingend entscheiden muss. Ich gehe nun mal echt verdammt gerne einfach skaten – zu den Bänken (Warschauer Straße) – und mache das, was mir am meisten Spaß macht. Wenn ich mich also zu sehr mit all diesen anderen Dingen beschäftige, verliere ich meine kostbare Skate-Zeit. Es macht mir Spaß, mich mit meinen anderen Team-Mates zu treffen, um deren Footage zu checken. Man erkennt dann, wie viel Zeit manche Dinge einfach brauchen. Bei Lakai ist es ziemlich gut, dass wir so unabhängig handeln können. Mathieu macht einen echt guten Job und lässt mich auch auf Trips mit meinen Freunden fahren, weil er genau weiß, dass gerade solche Sachen funktionieren. Ich sehe mich da in einer guten Position. Das gleiche gilt für Carhartt, und selbst der Skateshop Nozebone zahlt mir ab und zu ein Flugticket, was verrückt ist. Das habe ich bisher von keinem anderen Skateshop gehört.

Vor kurzem gab es eine Serie von Isle-Clips exklusiv für Dazed Digital. Wer kam auf die Idee und wie hat sich die Umsetzung gestaltet?
Nick Jensen hauptsächlich. Er wurde von einer Fashion-Seite namens Dazed Digital kontaktiert, die gerade eine neue Internet-Präsenz gelauncht haben und uns gerne dabei haben wollten. Nick war also der Hauptverantwortliche und hat sich um alles gekümmert. Wir haben dann ein paar Ideen ausgetauscht und die Jungs von Dazed Digital standen vollkommen dahinter. Für Nick war das Ganze eine Menge Arbeit, die sich über drei bis vier Monate hingezogen hat. Alles wurde bis ins kleinste Detail geplant und aufgeschrieben. Ich selbst war vielleicht 10 Tage komplett involviert, ging also im Vergleich für mich noch recht schnell.

Nils: Nick hat mir erzählt, dass es nicht nur für Skater konzipiert war, sondern für ein breiteres Publikum, richtig?
Ja, genau, die Leute, die dafür arbeiten, wollten etwas Besonderes aber auch sehr Spezielles. Theoretisch ist das Ganze trotzdem recht simpel aufgebaut: Tag/Nacht, Links/Rechts und so weiter. Also leicht verdaulich und verständlich, auch wenn du kein Vollblut-Skater bist. Auch wer noch nie auf einem Board gestanden hat, kann es verstehen. Wenn du hingegen einen x-beliebigen Part schaust und keine Ahnung vom Skateboarding hast, stelle ich mir das ziemlich langweilig vor…
Wieso habt ihr eigentlich beide einen lila Pullover an?

Das sieht nur so aus. Das ist wohl das Licht, dein Pullover ist auch irgendwie lila?!
So wie mein Gesicht, das ist immer lila.

sylvain frontboard
FS Boardslide Bigspin
Seq: Kyle Carmarillo

Nils: Wie läuft es mit den Girls in Paris?
Darüber müssen wir doch nun wirklich nicht gerade jetzt sprechen (Gelächter). Erzählt mir doch lieber, ob ihr heute skaten wart? Wie ist es momentan in Berlin, kann man schon wieder vor die Tür gehen?

Absolut, 12 Grad und die Sonne scheint, die Saison gilt als eröffnet. Siehst du Berlin eigentlich als deine Heimat?
Ja, auf jeden Fall, was irgendwie auch seltsam ist, da ich nicht das beste Deutsch spreche…

Da wären wir bei der nächsten Frage: Wie läuft es mit deinen Deutschkenntnissen?
Ach, ich weiß auch nicht. Ehrlich gesagt habe ich dafür keine wirkliche Entschuldigung, wieso das so schleppend läuft. Ich könnte es einfach machen, aber eine Ausrede ist zum Beispiel das ständige Reisen in den letzten 3-4 Jahren. Es dauert einfach so lange, bis der Kopf wieder umschaltet, ich komme also eher schlecht als recht voran. Na ja, eigentlich sind das alles Ausreden, haha.

Schon mal ein deutsches Buch gelesen?
Ja, wirklich, habe ich! Einen Teil des Dschungelbuchs, haha. Und deutsche Skateboard-Magazine, haha. Na ja, und kurze Gespräche funktionieren eigentlich auch ganz gut. Sobald man sich etwas sicherer fühlt, lernt und spricht man automatisch besser, man muss den Stein nur erst mal ins Rollen bringen.

Was anderes: Die ewige Diskussion um HD vs. VX nimmt kein Ende. Wie wichtig ist dir das Format?
Ich finde, dass es eher zweitrangig ist, in welchem Format ein Trick aufgenommen wurde. Du könntest die schlechteste Kamera benutzen und damit das beste Video aller Zeiten filmen. Ich fürchte, viele Filmer werden mich jetzt dafür hassen, aber ich denke, dass der Filmer an sich nicht so besonders wichtig ist, sondern vielmehr die eigentliche Idee und Umsetzung beider Akteure. Krooked „Naughty“ ist ein Beispiel dafür. Gonz hat einfach nur ein paar Digi-Cams in die Runde geworfen und los ging es. Persönlich bevorzuge ich jedoch das VX-Format. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich damit aufgewachsen bin. Ich kann es mir da einfach am besten vorstellen, wie hinterher die Footage aussieht. Man sollte offen für alles sein und sich einfach umsehen – alles ausprobieren!

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50-50
Foto: Henry Kingsford

Und nun bleibst du erst einmal in Berlin?
Es geht in wenigen Tagen wieder zurück nach Paris, um die letzten Tricks für das Nozebone-Video einzutüten und um meine Schwester zu besuchen.

Wie lange warst du in den letzten vier Monaten überhaupt hier in deiner Wohnung?
Vielleicht 15 Tage, wenn’s hoch kommt, haha. Ich würde eigentlich gerne weniger Kurztrips machen und stattdessen ein paar Orte für längere Zeit besuchen. Aber sobald es wieder wärmer wird, werde ich mehr Zeit in Berlin verbringen, das steht definitiv fest!

Interview: Daniel Pannemann & Nils Brauer

Leo Romeros Band Travesura im Interview für das Stattbad Wedding, in welchem sie am 02.August, im Rahmen der skatebaren Welle, das Eröffnugskonzert abhalten werden. Das Projekt Die Welle Im Wedding benötigt weiterhin eure Unterstützung und unter DIESEM Link könnt ihr selbst kleine Beträge spenden, jeder Taler bringt das Projekt ein Stückchen näher. Weitere Informationen über Die Welle Im Wedding gibt es HIER. Mehr über Leos Band findest du HIER.

Casper. Der Name steht für ausverkaufte Hallen, kreischende Mädchen und mindestens goldene Schallplatten – nicht unbedingt für Skateboarding. Seine zweite Tour zum aktuellen Album „Hinterland“ ist – wie schon die erste – binnen kürzester Zeit ausverkauft gewesen, und bevor es für Benjamin Griffey in die Hallen der Nation geht, haben wir uns den sympathischen Wahlberliner geschnappt und ihn aufs Board gestellt. Wir hatten mit wenig gerechnet und wurden eines Besseren belehrt…

Casper, wie steht es um deine Skills auf dem Skateboard?
Rostig, sehr rostig. Ich hab bestimmt vier Jahre nicht mehr wirklich auf ’nem Board gestanden. Aber dann waren wir ja eben unterwegs, und ich fand das erstaunlich super. Ich hatte erst ein bisschen Angst, als wir losgezogen sind, ich dachte so „Oh fuck, auf was haste dich da eingelassen… Jetzt haben die extra noch den Fotografen einfliegen lassen, und ich muss jetzt hier für ein Skateboard-Magazin performen…“ Ich hatte ehrlich gesagt meine Zweifel, ob ich überhaupt ’nen Ollie hinbekommen würde – und jetzt hab ich den ersten Kickflip meines Lebens geschafft. Richtig super, ich bin sehr glücklich.

Du bist also früher mal Skateboard gefahren?
Mein erster Kontakt mit Skateboarding war tatsächlich eher zufällig. Ich war 13 oder 14 und kompletter Metalhead. Ich hab immer die ganzen Metal-Magazine und -Fanzines gelesen. Irgendwann bin ich zu meinem Vater nach Amerika geflogen und hatte tatsächlich schon alle Musikmagazine gelesen, die es am Flughafen gab. Aus irgendeinem Grund hab ich mir dann das Monster Magazin gekauft und es auf dem Flug viermal komplett von vorne bis hinten durchgelesen – ich fand das so heftig, so krass. Mein Vater hat mir dann in Nashville tatsächlich ein Board gekauft: Ein Chet Childress von Creature mit Ghouls und Goblins drauf – und Venture-Achsen. Von dem Zeitpunkt an war ich dann richtig angefixt. Das Problem war nur, dass ich in einem Kaff namens Bösingfeld bei Extertal aufgewachsen bin und dort einfach niemand Skateboard gefahren ist, wirklich niemand. Nach ’ner Weile wurde das wirklich langweilig, alleine an der Realschule zu fahren. Ich habe also aus Ermangelung an Möglichkeiten aufgehört; es war schwer sich zu motivieren, und irgendwann hab ich lieber Bong geraucht und hab mit der Musik angefangen…

Aber du warst anscheinend schon richtig into it…
Total, ich hab alle Mags gelesen und bin immer in die Factory nach Barntrup gefahren. Das war so eine Halle voller Miniramps, die von Dave Duncan gebaut wurde – da haben damals alle ziemlich drauf abgeflasht. Ingo Naschold ist da auch immer gefahren…

Wie steht’s denn um deine Kenntnisse der deutschen Skateszene?
Ich bin da aktuell nicht so auf dem Laufenden, aber Claus Grabke, Sami Harithi, Mehmet Aydin oder Marcus Jürgensen sind mir schon ein Begriff. Die waren auch so ein bisschen Hood, oder? Also ich könnte mir vorstellen, dass das die Typen sind, die mich scheiße finden… (lacht)
Und Christian Drüke aus Lemgo kenne ich, mit dem hab ich mal zusammengearbeitet im Titus.

Du hast mal im Skateshop gearbeitet?
Genau, in Bielefeld damals, so eineinhalb Jahre lang. Da hängt heute immer noch ein Griptape von mir an der Wand. Ich konnte nämlich nie Griptape aufziehen, und als ich es dann einmal doch machen musste, weil alle anderen in der Mittagspause waren, gab es direkt ’ne Reklamation, weil das so krumm und schief und scheiße war… Das war auf jeden Fall gar nicht meine Disziplin.

Bist du denn heute auch noch an Skateboarding interessiert? Liest du Magazine oder so?
Also für Zugfahrten leih’ ich mir tatsächlich gerne mal bei iTunes ein Video aus. Das neue Zero-Video hab ich letztens gesehen, doch, das interessiert mich schon… wieder. Eine Zeit lang hat es mich gar nicht interessiert, da war mir das alles zu technisch: Flip rein, raus, Gezwirbel. Ich mag lieber ’nen straighten Kickflip Stufen runter: Hoch, schnell, ehrlich. Das ist Skateboarding, das ich mag. Ich feier’ diese Punkrock-Videos.

Und nun hast du heute den ersten Kickflip deines Lebens geschafft…
Ja, voll geil – ich bin wieder angefixt! Voll am Start…

Also das nächste Mal dann auf einen Treflip mit dir?
Laserflip! Ansage!

Danke für das Interview, Casper, und bis bald!
Danke euch, hat Spaß gemacht!


Text & Interview: Philipp Reul
Fotos: Daniel Wagner

READY TO GO

Als Mark Nickels erstmalig im Frühjahr den Namen Yoshi Tanenbaum erwähnt, kommt es mir vor, als hätte ich diesen irgendwo schon mal gehört. Hatte ich auch, schließlich hatte der Bursche bereits mehrere Clips auf The Berrics zum Besten gegeben. Doch es war wohl gar nicht mal so sehr sein Können auf dem Board oder sein außergewöhnliches Repertoire, sondern vielmehr sein Nachname, an den man sich, wenn einmal gehört, mit Leichtigkeit erinnern kann. Wie dem auch sei, jedenfalls erzählte Mark, dass Yoshi diesen Sommer für ein paar Wochen nach Berlin kommen würde und ob wir nicht was mit ihm machen wollen. Wie immer habe ich gesagt, dass wir natürlich erst mal schauen müssen, was bei ihm so geht. Nun, nachdem Yoshi durch Berlin und München marschiert ist, wir viel zusammen erlebt haben und sämtliche Bilder hier auf der Festplatte liegen, ist es mir ein großes Vergnügen, sein Interview abzutippen (obwohl es der nervigste Teil der Redaktionsarbeit ist). Aber Yoshi ist nicht nur ein verdammt gutes Skatekid mit einem einprägsamen Nachnamen, sondern er hat selbst mit seinen 17 jungen Jahren bereits richtig was zu erzählen.

By Benni Markstein feat. Mark Nickels
Pics: Burny


BS Kickflip

Hi Yoshi, wir sitzen hier einen Tag vor deinem Rückflug in die Staaten zusammen, und es ist eine Menge passiert. Doch lass uns noch viel früher anfangen: Du wurdest in Israel geboren, richtig?
Ja, genau, ich wurde in Jerusalem geboren und habe dort die ersten zehn Jahre gelebt.

Wie war es dort, wie können wir uns das vorstellen?
Es war auf jeden Fall wild und verrückt. Die Probleme der verschiedenen Kulturen, zwischen Arabern, Muslimen und Palästinensern sind allgegenwärtig. Du musst es dir wie ein Dreieck vorstellen, in dem jeder in seiner Ecke sitzt und Krieg herrscht.

Das hast du als kleiner Junge alles schon so mitbekommen?
Auf jeden Fall, das ist dort der Alltag, in dem du aufwächst. Sie bringen es dir bereits in der Schule bei, und mein Vater war bei der „Special Arms Force“, er war Ausbilder beim Militär. Er hat mir und meinem Bruder immer alles erklärt, was im Klartext bedeutete: Wenn die Araber dich stressen wollen, darfst du das nicht zulassen, sondern musst dich wehren. Es ist ziemlich hardcore dort. Mein Vater ist mal in einen Terroranschlag geraten, was letztendlich auch den Ausschlag gegeben hat, von dort wegzuziehen.

Ein Terroranschlag?
Ja, es passierte im jüdischen Viertel mitten in Jerusalem. Es kamen auf einmal Araber mit Gürteln und Messer, die anfingen auf die Leute einzuprügeln. Das Traurige dabei war, dass auch Soldaten mit Gewehren anwesend waren, doch am Sabbat ist es ihnen nicht erlaubt, diese zu benutzen. Auf jeden Fall hat mein Dad sich nichts gefallen lassen und hat zurückgekämpft, bevor er ein Messer in den Kopf gerammt bekommen hat. Er hat es sofort raus gezogen und sich den Typen komplett vorgeknöpft. Dabei hat er einen zweiten Messerstich in die Schulter abbekommen, doch er hat immer weiter gekämpft. Er hat vier oder fünf Typen kaltgemacht, bevor sie weggelaufen sind.

Nosebluntslide

Mark: Wie sehr hat dich das alles in deiner Entwicklung als Kind und Jugendlicher und deinen Blick auf die Welt beeinflusst?
Alles, was dort passiert ist, haben mein Bruder und ich bei unserem Umzug nach Amerika mitgenommen. Wir dachten, es sei dort genauso, also immer wenn wir Araber gesehen haben, dachten wir, wir müssen uns beschützen und die Jungs fertigmachen. Es sind eben die „Feinde“. Es hat ein paar Monate gedauert, und auch die Lehrer mussten uns viel erklären, bis wir endlich verstanden hatten, dass es kein Problem gibt. Wir wurden auch schon mal von der Schule verwiesen, nachdem wir zwei muslimische Russen-Kids vermöbelt hatten. Das war in der allerersten Woche auf der Schule. Aber es war für uns halt Normalität, so war es eben in Israel; in den Neunzigern und Anfang der Nuller-Jahre hat jeder für dieses kleines Stück Land gekämpft und jeder war davon überzeugt, dass es ihm gehören würde – und dazu kam noch der Krieg mit dem Irak. Ich erinnere mich noch an die Sirenen und die Raketen in der Luft, die der Irak nach Israel geschickt hat. Es war beinahe Normalität, in der Schule gab es eben keinen Feuer- sondern Raketenalarm. Das war recht beängstigend, aber es war Standard. Im Kindergarten gab es sogar Gasmasken, die bunt bemalt waren, um freundlicher auszusehen.

Und dann haben deine Eltern entschieden, nach Amerika umzuziehen?
Ja, das war der Plan, es wurde einfach alles zu krass, und ein Teil unserer Familie hat bereits in den Staaten gelebt. Dort sollten wir ein besseres Leben haben. Zu diesem Zeitpunkt haben sich meine Eltern allerdings geschieden, meine Mum kommt aus einer streng christlichen Familie, sie ist Südafrikanerin, und mein Dad ist jüdischer Amerikaner. Mum ist nach Israel gegangen, um zum Judentum zu konvertieren; dort haben sie sich dann kennen gelernt. Als wir eigentlich nach Amerika ziehen wollten, haben sie sich meine Eltern hart gestritten. Wir Kids dachten, wir würden in die USA fliegen, doch meine Mum hat uns mit nach Südafrika genommen. Das war so gesehen eigentlich Kidnapping. Eine ziemlich ätzende Situation war das, und am Ende sind wir für drei Jahre in Südafrika geblieben, bevor wir dann nach Washington gezogen sind.

Und dort hast du dich zu einem ziemlich guten Geschäftsmann entwickelt, richtig?
Haha, ja, das stimmt. Aber bevor das passiert ist, hat meine Mum uns in die jüdische Privatschule geschickt, was sehr teuer ist und eigentlich für Kids gedacht, die später mal Rabbi werden wollen. Das war aber alles gar nicht unser Ding, und so sind wir ab der sechsten Klasse auf eine reguläre Schule gegangen. Ich ging in so eine ghettomäßige middle school, und alle haben irgendwas wie Kaugummis oder so verkauft. Ich dachte mir, verdammt, ich bin alt genug, um meine eigene Kohle zu verdienen. Mein Bruder hatte eines Tages die Idee und hat einen 12er-Träger Cola-Dosen mit in die Schule genommen. Er hat die für jeweils einen Dollar verkauft, und es lief ziemlich gut. Irgendwann hatte er aber keinen Bock mehr, die Dosen zu schleppen, also habe ich das Family-Business übernommen. Ich habe mir einen Rucksack organisiert, in den 35 Dosen gepasst haben. Die Leute haben mich ziemlich schräg angeschaut für das Riesenteil, in dem ja nicht mal Bücher waren. Und als ich auf die Highschool gekommen bin, kam der Durchbruch: Viel mehr Kids, die Cola wollten, und so habe ich ca. 650 Dollar pro Monat Profit mit Cokes gemacht, dafür dass ich nur 20 Minuten jeden Tag in die Schule gegangen bin. Ich bin noch nicht mal mehr in die Klasse gegangen, ich kam einfach zur Frühstückspause mit meinem kleinen Moped, hab’s angeschlossen, bin rüber gegangen in meine kleine Ecke, die jeder kannte und habe verkauft: „Coca-Cola, Mountain Dew, Dr. Pepper, ice-cold, what you want? Ready to go!“ Plötzlich gab es andere Kids, die auf einmal auch Sodas verkauft haben, doch mein Bruder hat das dann geregelt und ihnen gesagt, dass er sie fertigmacht, wenn sie nicht aufhören. Es war eben ernst zu nehmendes Coke-Business, haha.

Ollie in, Biggerspinflip out

Mark: Bist du denn eigentlich religiös?
Ich würde sagen, ich habe meinen eigenen Glauben. Das meiste von dem, was in der Bibel steht, ist meiner Meinung nach Bullshit. Ich glaube an die Kultur und dass Menschen in ihren Religionen verbündet sein sollen. Ich habe die Thora oft gelesen, als ich noch in die private jüdische Schule ging.

Wie sieht denn momentan ein normaler Tag für dich in Washington aus?
Ich habe gerade die Schule beendet und jetzt ist erst mal Sommer. Ich jobbe in unserem Skateshop und gebe auch Skate-Unterricht. Ich möchte ein bisschen Geld sparen und mir dann ein neues Auto kaufen, außerdem filmen gehen und hoffentlich noch mehr reisen.

Willst du nicht studieren?
Nein, ich habe zwar an Online-Studiengänge gedacht, aber mal sehen. Erst mal noch nicht. Ich möchte erst mal etwas Geld verdienen und glücklich sein.

Bigspin Heelflip

Du wurdest ja bereits öfters bei The Berrics gefeatured. Wie ist es dazu gekommen?
Jedes Jahr gibt es den „Bang Yourself“-Contest, und mein Filmer Laurence hat mich dazu animiert, teilzunehmen. Ich dachte niemals daran zu gewinnen, immerhin können Leute aus der ganzen Welt daran teilnehmen. Wir haben also einen 45-Sekunden-Clip eingereicht und einige Zeit später bekam ich einen Anruf und hatte das Ding gewonnen. Sie haben mich nach Kalifornien geflogen und dort habe ich dann den „Bangin’“-Clip gefilmt.

Kennen dich die Leute dadurch mittlerweile in Kalifornien?
Da gibt’s schon Unterschiede; an der East Coast kennen mich die Leute, würde ich sagen. In Colorado haben mich auch Leute erkannt und mich mit meinem Namen angesprochen. Ich denke, das hat aber auch damit zu tun, dass man sich meinen Namen gut merken kann.

Die nächste Frage geht an Mark: Wie bist du auf Yoshi aufmerksam geworden?
Mark: Durch meine Freunde in Washington. Sie haben mir immer wieder von ihm erzählt und meinten, ich müsse mir dieses Kid unbedingt mal anschauen. Die Szene in DC ist ziemlich eng beieinander und jeder kennt jeden. Ich hatte bereits einige Clips von ihm gesehen und irgendwann kommt halt der Punkt, an dem ein junger Skater seine Chance braucht. Es war der perfekte Zeitpunkt, und wegen all der Aktionen, die wir mit Nike in Deutschland während der XGames gemacht haben, war es einfach an der Zeit, Yoshi rüber zu holen.

Bist du also das erste Mal in Europa, Yoshi?
Ja, das erste Mal zum Skaten auf jeden Fall.

Dein Name ist ja tatsächlich sehr leicht zu merken; du weißt natürlich, was er im Deutschen bedeutet?
Ja klar, Tannenbaum. Der Name ist aber nicht deutsch, sondern jiddisch, also deutsch-jüdisch und stammt aus der Bibel.

Hast du dich als Jude in Berlin mit der ganzen Geschichte beschäftigt und auseinandergesetzt?
Ich habe bereits im Vorfeld und auch in der Schule sehr viel über die Geschichte erfahren und gelernt. Ich finde es faszinierend, und es interessiert mich sehr. Ich war sehr gespannt, nach Berlin zu kommen, es ist einfach ein so toller Ort mit so viel Geschichte. Ich weiß natürlich, dass der Rassismus und Antisemitismus, die Mauer und all das vor langer Zeit passiert sind. Also warum sollte ich nicht kommen? Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken. Mark und ich haben das Holocaust-Mahnmal besichtigt, es ist ein krasser Ort, mein Herz hat zu Klopfen angefangen, das sind unsere Leute.

Wie genau hast du dich dabei gefühlt?
Ich glaube, ich war sehr glücklich dort zu sein und es zu sehen, aber auf der anderen Seite auch… ich weiß nicht genau. Es war ein intensives Gefühl, ich wusste nicht genau, was ich denken sollte. Auch in Washington gibt es ein Holocaust-Museum, in dem ich gewesen bin, aber hier zu sein, wo alles tatsächlich passiert ist, ist noch mal eine ganz andere Nummer. Es ist schwer, das zu begreifen. Ich habe mich eher gefragt, wie ich es geschafft habe, hierher zu kommen und dachte nur: „Fuck, dieses Skateboard hat mich an diesen Ort gebracht.“ Das ist verrückt, so viel Geschichte, keine Ahnung, was ich noch alles gedacht habe.

Sind eigentlich Menschen aus deiner Familie durch den Holocaust zu Schaden gekommen?
Ja, ich habe Urgroßeltern, die in den Holocaust geraten sind, als sie jung waren. Ich glaube meine Uroma war acht Jahre alt, als es passierte. Es hat wohl jeder jemanden in der Familie, der den Holocaust zu spüren bekommen hat. Aber meine Uroma starb vor ungefähr zehn Jahren, also konnte ich nichts mehr von ihr in Erfahrung bringen, und somit weiß ich auch nicht, was ihr genau passiert ist. Aber ich habe trotzdem viel darüber gelernt. Es ist etwas, das in der Vergangenheit passiert ist und ich bin niemandem böse, es ist Geschichte.

Das heißt: du bist den Deutschen nicht böse. Stimmt es dich trotzdem traurig?
Es ist traurig, dass es in der damaligen Zeit passiert ist, aber wir befinden uns in einer neuen Welt, in einer neuen Ära. Wenn wir die Vergangenheit wieder aufleben lassen, wiederholt sich die Geschichte. Es ist passiert, wir müssen nach vorne schauen. Wir haben schließlich auch Scheiße gebaut, die Deutschen genauso… was auch immer. Wir haben weitergemacht und unsere Lektion daraus gelernt. Manchmal muss es eben in der Welt so laufen, um zusammenzuwachsen. Das ist zwar noch nicht passiert, aber wir sind auf dem Weg.

Crooks Pop over

Welche Nationalität besitzt du eigentlich?
Israelisch, dort bin ich geboren und dort habe ich bisher am längsten gelebt. Aber ich habe mehrere Pässe.

Du hast die israelische Fahne auf der Schulter tätowiert, was bedeutet dir das?
Ich will nicht vergessen, wo ich herkomme. Ich habe noch ein zweites, und beide bedeuten mir sehr viel. Es werden auch erst mal die einzigen Tattoos bleiben. Ich mag es auch nicht, wenn Leute sich irgendwelchen nichtssagenden Kram stechen lassen, Kermit den Frosch auf den Arm oder so, haha. Ich wusste, dass ich irgendwann ein Tattoo haben wollte, obwohl es gegen meine Religion ist. Man sagt, wenn du tätowiert bist, kannst du nicht auf einem jüdischen Friedhof beerdigt werden. Aber wie bereits gesagt, ich glaube nicht an alles, was sie sagen. Und jedes Mal, wenn ich mein Tattoo sehe, bringt es Erinnerungen zurück; es hat definitiv eine hohe Bedeutung für mich.

Mark hat von dir dieses krasse Bild im Mahnmal gemacht. Was sagt das Bild aus?
Eigentlich hat es keine große Bedeutung; ich denke, das soll jeder für sich entscheiden. Du siehst das jüdische Kid, das auf seine Kultur blickt. Frag dich einfach selbst, was denkt dieser Junge wohl? Offensichtlich ist es sein Blut und da man sein Gesicht nicht sieht, gibt es einen großen Spielraum, seine eigenen Interpretationen dafür zu finden. Was geht durch seinen Kopf, was denkt er wohl gerade? Wir sind dort eher zufällig vorbeigekommen, und ich hatte die spontane Idee, das Foto zu machen. Am Ende ist es wesentlich stärker geworden, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin gespannt, was die Skateszene dazu sagt. Ehrlich gesagt, ich war nicht sauer oder so. Aber es hat sich ähnlich angefühlt, als würde man das Grab seiner Großmutter besuchen.

Ich habe noch nie einen in Israel geborenen Juden getroffen, der auch noch gut Skateboard fahren kann. Ich finde das interessant…
Die Juden sind in der Geschichte schon so oft verfolgt worden, sind aus Ägypten rausgeflogen, usw. Vielleicht ist es etwas, das die jüdische Gemeinschaft braucht. Es gibt sehr viele strenggläubige Juden, aber ich finde die Message oft falsch. Sie sprechen nur über die Bibel, die Thora, was viele Menschen verunsichert. Aber wenn du dich über die Realität unterhältst und andere Dinge, zu denen man auch Bezug hat, dann versteht man die Leute besser. Und das ist das Coole am Skateboarding: Es ist keine Religion, sondern alle Kulturen kommen zusammen. Ich würde niemals ein muslimisches Kid auf einem Skateboard anmachen, sondern wir würden zusammen skaten. Also ich würde ihn eh nicht anmachen, aber Skateboarding stellt sämtliche Religionen außer Frage.

Ich glaube eh nicht an Gott.
Ich glaube daran, dass man ein guter Mensch sein muss, das Leben genießen und die richtigen Dinge tun sollte. Du sollst niemanden verletzen und das tun, was du tun musst. Dann wird alles gut.

Karma.
Karma, ganz genau. Ich denke, du musst nicht an irgendwas „Höheres“ glauben, auch wenn dort vielleicht irgendwas ist. Es gibt bestimmt keinen Grund für uns, in die Hölle zu müssen.

Mark: Wie sieht’s aus mit deinen Erfahrungen in Deutschland, gibt es etwas, mit dem du nicht gerechnet hättest?
Als Mark mich vor ein paar Monaten angehauen hat, dass ich nach Deutschland kommen sollte, war ich voll überrascht. Ich hätte nie damit gerechnet, mal wegen Skateboarding nach Deutschland zu kommen. Ich wusste, dass ich eines Tages kommen würde, aber hatte mir keine Gedanken darüber gemacht. Und dann ging alles ganz schnell, dass ich noch nicht mal Zeit dafür gefunden habe, alles zu begreifen.

Du warst jetzt drei Wochen in Berlin und München. Wie war es für dich?
Mir fehlen fast die Worte, es ist großartig. Deutschland ist so ein außergewöhnlicher Ort, so viele coole Leute, alle sind so freundlich. Die Skateszene hält zusammen, und wenn man wirklich für etwas arbeitet, kannst du es möglich machen. In Amerika ist es zu keiner Zeit garantiert, dass du für deine Mühen auch belohnt wirst. Hier hast du außerdem immer Leute, die dir helfen. Es ist unglaublich, besonders mit der ganzen Geschichte. Es ist irgendwie surreal, dass du neben der Mauer skaten gehen kannst. Ich habe sogar noch alte Einschusslöcher gesehen und bin echt gestoked, wie viel noch in dem alten Zustand belassen und bisher nicht erneuert wurde. Es ist krass, wie viel Geschichte hier bewahrt wird. Es kommt mir vor, als würden Israel und New York zusammengeworfen.

Nach all deinen Erfahrungen, kommen wir noch mal auf dein Skating zu sprechen. Es scheint, als hättest du selbst die härtesten Tricks „on lock“. Wie kommt’s?
Ich denke, das hat mit dem Muskelgedächtnis zu tun. Ich habe früher viel Wrestling gemacht, und mein Dad war ein Martial-Arts-Fighter. Er wollte immer, dass mein Bruder und ich zu 100% unser Bestes geben, also haben wir hart trainiert. Ich habe sieben Jahre Wrestling gemacht und an vielen Wettbewerben teilgenommen. Ich mag es sehr, wie körperlich und mental der Sport ist und habe diese Aspekte auf mein Skateboarding übertragen. Wenn ich einen Trick lerne, dann nicht aus Spaß, sondern ich will den dann können. Einen Kickflip habe ich tausendmal am Tag gemacht, um den Trick abzuspeichern. Oder ich habe ein Flatrail gebaut und vor meinem Haus den ganzen Tag nur Grinds geübt. Ich gehe nicht skaten, sondern trainieren. Im Wrestling habe ich dreimal die State Championships gewonnen, habe aber dann viel mehr Möglichkeiten im Skateboarding für mich entdeckt.

BS 360 Ollie Kickflip

Und nun hast du den BS 360 Ollie Kickflip am Baustellen-Doubleset gemacht. Das ist ziemlich hart…
Ja schon, aber die Sache ist, dass ich den Trick an jedem Spot kann.

Das ist aber nicht „jeder Spot“…
Ja, stimmt, da ist schon echt ein harter Spot. Ich weiß noch, bevor ich nach Berlin gekommen bin und mir Clips auf YouTube angeschaut habe. Als ich das Kulturforum sah, dachte ich, dass es der unglaublichste Spot ist, den ich je gesehen habe. Aber ich dachte auch, dass ich niemals dort sein würde. Das ist wie das ultimative Schlaraffenland für Skateboarder.

Und der Trick kam dann im 12. Versuch…
Elf Versuche zu viel!

Das ist aber etwas sehr ambitioniert! Aber hat sich bestimmt gut angefühlt, oder?
Ja, Mann, als ich weitergefahren bin, habe ich es erst gar nicht gecheckt. „Warte mal: falle ich gerade hin oder fahre ich hier den Downhill runter? Was ist passiert, ich habe den Trick gemacht!“ Ich bin gestoked, dass ich den geschafft habe, auf jeden Fall. Als ich das Doubleset auf YouTube sah, dachte ich mir, ich könnte einen Lazerflip machen, aber der war schon „abd“.

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Willst du Skateboard-Karriere machen?
Momentan läuft’s ganz gut, ich habe mittlerweile gute Sponsoren, die mich gut unterstützen. Ich kann gerade damit Geld verdienen und so werde ich versuchen, so lange zu skaten, wie es körperlich möglich ist. Danach würde ich vielleicht auch gerne in der Skate-Industry arbeiten, meine eigene kleine Company starten, ein paar Kids unterstützen, mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich würde auch gerne bei der Street League Select Series starten und den Leuten zeigen, dass ich Nyjahs Serie beenden kann, haha… irgendjemand muss es ja tun!

Alles klar, und wann schneiden wir dir endlich die Haare?
Beim Wrestling hatte ich früher immer einen kurzgeschorenen Kopf, aber damit sehe ich aus wie ein jüdischer Nazi. Ich würde sagen, ansonsten halt dann, wenn Mark mich zum Friseur schleppt. Aber morgen geht’s zurück. Fuck, ich würde gerne noch hierbleiben, dieser Ort ist einfach zu unglaublich.

Yoshi fährt für Nike SB, Stereo Skateboards, Pig Wheels, Palace 5 Skateshop, Paradox Griptape, Royal Trucks und Jiberish Clothing.

Den Namen Jeremy Leabres hatten wir bis zu dem Tage, an dem die neue “MADE – Chapter One” DVD von Emerica bei uns im Office angekommen ist, noch nicht gehört. Er ist die neue Geheimwaffe von Teammanager Heath Kirchart und so wurde seine Footage, ja sogar seine Existenz im Team von Emerica geheim gehalten. Nach Betrachten seines Parts stellte sich die Frage, wie das eigentlich möglich gewesen und wer der Typ mit den bunten Socken und dem Dauergrinsen überhaupt ist. Wir trafen Jeremy im Rahmen der Demo in der Skatehalle Berlin und haben ihn zu einem kleinen Kennenlern-Gespräch gebeten.

Hi Jeremy, woher kommst du überhaupt?

Ich komme aus Corona, Kalifornien. Die Stadt liegt ungefähr eine Stunde landeinwärts von Los Angels entfernt in der Wüste.

Und wie alt bist du?

19.

Oh, recht jung. Bevor wir deinen Part gesehen haben, kannten wir dich überhaupt nicht. Es scheint, du bist recht neu auf der Landkarte.

Yeah, ich bin ziemlich frisch im Team. Es war quasi die ganze Zeit geheim, dass ich jetzt dabei bin. Es war nicht ganz leicht, hat aber gut geklappt.

Die DVD ist ziemlich beeindruckend, besonders mit dem Booklet und das in der heutigen Zeit von Internet-Clips. Wie viele DVDs besitzt du eigentlich?

Ja, es ist wirklich toll. Du meinst, wie viele Skatevideos ich besitze? Hmm… meine Kollektion ist nicht besonders groß, vielleicht 10-15 ernstzunehmende Videos. Ich habe leider nicht besonders viele.

Okay, wie ist denn alles mit Emerica zustande gekommen?

Es kam eigentlich durch Leo (Romero). Ich glaube, er hat meinen Namen während eines Teammmeetings ins Gespräch gebracht. Und so habe ich anfangs erstmal Schuhe bekommen und bin immer öfter mit den Jungs zusammen skaten gegangen. Am Ende hat sich alles ergänzt und gut geklappt.

D.h. du kanntest Leo schon vorher?

Ja, schon. Ich bin bereits vorher für Toy Machine und Dekline gefahren und daher kannten wir uns bereits.

Ach und auf Toy Machine bist du ja jetzt auch offiziell! Es scheint, es läuft alles ganz gut gerade für dich!?

Ja Mann, es ist verrückt! Alles passiert so unglaublich schnell gerade und ich kann mich wirklich nicht beschweren. It´s awesome!

Welche ist denn deine Lieblings-Sockenfarbe?

Für gewöhnlich mag ich schwarze und rote Socken. Ich treibe es momentan nicht mehr so bunt mit den Socken.

Hat es auch einen psychologischen Aspekt für dich? Z.B. Rail skaten gleich rote Socken?

Oh nein, ich trage, was gerade sauber ist, haha…

Wie fühlst du dich denn jetzt als offizielles Mitglied des Emerica Teams?

Es ist super und es ist definitiv eine Ehre für mich. Als ich jünger war, hätte ich niemals damit gerechnet eines Tages für Emerica zu fahren. Nun ist es irgendwie passiert, das ist verrückt. Es ist einfach der Bro-Style, wir sind alle Freunde und es fühlt sich niemals bescheuert an, mit diesen Jungs abzuhängen. Das funktioniert einfach.

Welche Skater inspirieren dich?

Billy Marks, Heath Kirchart, Reynolds, die Legenden eben – alle ihre Parts sind einfach so gut.

Okay, was steht für dich in Zukunft an?

Morgen geht es nach Paris und ansonsten erstmal weiter viel skaten, filmen gehen für das Toy Machine Video, welches in ein paar Jahren erscheinen soll. Darauf konzentriere mich erstmal.

Danke Jeremy!

Danke euch!

Das Emerica Video und den brandneuen Part von Jeremy gibt es als Download – du zahlst dafür, soviel du möchtest.

Bei Alex Mizurov hat sich in den letzten Wochen einiges getan. Wir meinen damit gar nicht mal, dass er unentwegt am Filmen ist, um Footage für mehrere Projekte seiner Sponsoren zu sammeln, sondern hauptsächlich einen persönlichen Meilenstein: Der Rastatter mit russischen Wurzeln hat seine langjährige Freundin Denise zur Frau genommen. Und das, nachdem er kurz zuvor einen neuen Boardsponsor auf seine Liste geschrieben hat. Grund für uns, ein kleines Gespräch zu führen.

Hi Alex, Glückwunsch zur Vermählung von der gesamten Redaktion!

Danke vielmals, Jungs!

Wie lange seid ihr eigentlich schon ein Paar?

Im März hatten wir achtjähriges Jubiläum.

Wow, das ist schon eine recht lange Zeit, gerade wenn man bedenkt, dass du ja eigentlich auch noch jung bist.

Definitiv! Es hat bei uns immer gut geklappt, seit wir uns kennengelernt haben, und wir hatten nie Probleme. Ich glaube schon, dass es wohl auch daran gelegen hat, dass ich all die Jahre sehr viel unterwegs war: So hatte ich immer das Gefühl, mich richtig auf das Wiedersehen zu freuen, wenn ich nach Hause gekommen bin. Wir hatten also nie das Gefühl, dass wir aufeinander hocken, gerade in so jungen Jahren.

Wo habt ihr denn eigentlich geheiratet?

Es gab eine standesamtliche Trauung im Schloss von Rastatt – wir wollten etwas Schönes und Besonderes haben.

Waren denn auch einige von deinen Skatekollegen geladen?

Burny war zusammen mit seiner Freundin Tiff da, und er hat auch die Fotos geschossen. Was weitere Leute angeht, die ihr vielleicht kennt, ist Norbert (Szombati) mit seiner Freundin Sarah aus Köln angereist. Es war auch eher ein kleiner Kreis mit den engsten Freunden und Verwandten. Ein superschöner Tag war das, wir hatten bestes Wetter, es hat alles geklappt, und alle Gäste waren zufrieden.

Also ein perfekter Hochzeits-Stay-On-Run!

Haha, so könnte man es nennen! Es gab schon ein paar Kleinigkeiten, doch im Allgemeinen war alles super – Schloss, Auto, Essen…

Und wohin geht es in die Flitterwochen?

Wir fliegen zuerst für eine Woche nach Miami und von dort aus für weitere sieben Tage auf die Bahamas.

Hört sich gut an! Kommen wir zur zweiten Veränderung bei dir, von der wir vor Kurzem erfahren haben: Du fährst jetzt offiziell für Zoo York! Wie ist es dazu gekommen?

Richtig. Dazu möchte ich mich bei Matusch Janota bedanken! Ich habe seinen Welcome-Clip gesehen, und der hat mir echt gefallen; er fährt einfach supergut. Ich habe bis dahin die ganze Zeit EMillion-Boards bekommen, aber es war nichts Offizielles. Da habe ich einfach mal bei Zoo York angefragt, weil ich die Firma echt stylisch finde. Ich habe mich kurz darauf spontan mit dem Teammanager in Berlin getroffen, wir haben darüber gequatscht, er war down, ich bin down und so hat es sich ergeben.

Du warst doch aber gerade erst noch mit EMillion auf Tour, oder?

Genau, ich war noch auf der Mission-Tour dabei, hatte aber vorher schon die Zoo York-Boards getestet. Unmittelbar nach der Tour habe ich meinen Vertrag bekommen und alles hat geklappt. Ich war voll gerne mit den Jungs auf der Mission und habe noch ein paar Extrapunkte geholt, und ich bin ja auch weiterhin im Team, nur halt nicht mit Boards, aber Griptape. Für die EMillion-Jungs ist auf jeden Fall alles cool, und ich bin auch zufrieden mit meinem neuen Sponsor.

Und hast du einen „Europe-Status“ bei Zoo York?

Ja, genau. Das Europe-Team wird gerade langsam aufgebaut, es ist auch noch ein Engländer im Gespräch. Zoo York hat auf jeden Fall ein hohes Potenzial, die neuen Kollektionen sind echt stylisch. Ich bin auf jeden Fall gespannt!

Und was steht nun so für dich an? Irgendwelche Touren, vielleicht auch mal wieder nach Amerika?

Ja, ist in Planung, nach dem Urlaub. Vorher geht es noch auf eine Planet Sports-Tour, danach direkt auf eine von Nixon. Gestern erst wurde ich in die Mongolei eingeladen, da bin ich gerade am Überlegen, ob das hinhaut. Es steht auf jeden Fall einiges an: Ich will jetzt natürlich noch einen Welcome-Clip für Zoo York filmen, dann einen Clip für Red Bull Media House. Ansonsten filme ich noch für meinen C1RCA-Part, der Ende des Jahres erscheinen soll. Und mein Part für Bones Wheels kommt demnächst raus. Ziemlich busy also…

Na, sehr gut, dann wünschen wir dir dabei viel Erfolg und alles Gute!

Alex fährt für Zoo York, C1RCA, Planet Sports, Silver, Oakley, Nixon, Diamond, Bones, FKD, Footprint Insoles, Ogio, EMillion Griptape

In ihrem “Netzfilmblog” schreibt die “Zeit” über die Kultur der Skateclips und interviewt zu diesem Thema den 29jährigen Sebastian Linda, der mit Clips wie “The Revenge of the Beasts” oder “60 Minutes in a Skateboarder´s Life” immer wieder für Furore sorgt. Sehr lesenswert – hier entlang bitte!

Nach Daniel Pannemann in der letzten Woche ist jetzt Vladik Scholz mit einem Checkout bei Red Bull Media vertreten und macht in seinem Part definitiv ein paar sehr sehenswerte Moves. Gefilmt wurde all over the world und über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr – Verletzungspech sei “Dank”. Well done Vladik und jetzt bleib bitte erstmal fit!

Fünf Jahre ist es nun fast her, dass Chris Pfanner sein letztes Interview auf unseren Seiten hatte. Fünf Jahre, in denen viel passiert ist – Pro Board, Signature-Schuhe und Jeans, unzählige Touren um den Globus, Umzug nach Deutschland und zu guter Letzt die Vaterschaft haben einiges im Leben des gebürtigen Österreichers verändert. Es war somit höchste Zeit, den Anti Hero Pro aufzusuchen und herauszufinden, wie er mit der neuen Lebenssituation umgeht und seinen Alltag auf die Reihe bekommt. Und eine Sache möchten wir hier im Intro schon mal vorab klarstellen: Auch wenn Chris ab sofort mehr Verantwortung übernehmen muss – sein Skateboarding wird uns noch lange erhalten bleiben. The Show must go on!


Pic: Maderer
Interview: Sebi Vellrath

Hi Chris, erst mal herzlichen Glückwunsch zum Kind. Warst du bei der Geburt dabei?

Ja klar, ich war die ganze Zeit dabei. Es war eine sehr lebensverändernde Erfahrung, wenn man sieht, was die eigene Frau dabei durchmachen muss. Allein schon die neun Monate mit dem dicken Bauch rumzulaufen, ist hart. Und dann kommt der große Tag und du siehst, was sie da für Schmerzen aushalten musste. Das ist schon krass. Ich habe den größten Respekt vor meiner Frau. Ich sehe sie jetzt aus einem ganz anderen Licht.

Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe das ja auch am eigenen Leib erfahren dürfen…

Es fängt ja alles mit der Schwangerschaft an. Dann hat man nur die Geburt vor Augen, aber danach geht es ja erst richtig los – Das Stillen, Windeln wechseln, die schlaflosen Nächte. Ich muss echt sagen, die Anja meistert das sehr gut. Sie nimmt mir echt so viel ab, da ich durch mein Skateboarding natürlich immer noch viel unterwegs bin. Das ist echt der Wahnsinn, wie sie das macht. Ohne ihre Hilfe und ihr Verständnis könnte ich das gar nicht schaffen.

Wie hat sich dein Leben denn durch das Papa sein verändert? Fällt es dir jetzt schwerer auf Tour zu gehen?

Na klar, aber vorher war das auch nie einfach, meine Frau für längere Zeit alleine zu Hause zu lassen. Jetzt mit meinem Sohnemann ist das noch schwieriger, weil ich eine noch tiefere Verbindung aufgebaut habe. Aber von Luft alleine wird der Kleine nicht satt.

Packst du jetzt mehr Geld zu Seite und fährst wieder mehr Contest, oder wie?

Ne, in dieser Hinsicht hat sich bei mir nicht viel geändert. Ich habe auch vorher nicht viel Geld ausgegeben. Vielleicht hier und da mal ein Bier und eine Packung Kippen, aber da meine Reisen und Klamotten von meinen Sponsoren finanziert sind, habe ich nie unnötig viel Kohle auf den Kopf gehauen. Mehr brauche ich auch nicht. Auf diese Weise war ich schon gut vorbereitet auf unser Baby.


BS 180, Pic: Wagner

Kannst du etwas Geld zu Seite legen als Pro für einen Amibrand ?

Für mich war es schon immer eine Win/Win-Situation, weil ich mein Geld mit etwas verdiene, was mir Spaß macht und nicht als Arbeit vorkommt. Von daher hatte ich nie den Gedanken, dass ich viel Geld brauche. Ich bin super zufrieden – Meine Familie hat ein Dach überm Kopf, bekommt was zu Essen und wir können ab und zu mal einen gemeinsamen Urlaub machen. Das reicht doch völlig aus. Darüber hinaus mache ich mir gerade keine Gedanken.

Deine Freundin hat im Monster Interview total von dir geschwärmt. Ich gebe dir hier die Möglichkeit uns zu sagen, was du an ihr so schätzt.

Wir sind jetzt genau sieben Jahre zusammen. Ohne die Anja wäre ich niemals so weit gekommen. Ich mache meine Sachen so gut es geht und sie hat mir über die letzten Jahre immer den Rücken gestärkt. Sie nimmt mich mit all meinen Macken und akzeptiert mich so, wie ich bin. Wir sind über die Jahre zusammengewachsen und ich liebe sie dafür, dass sie immer für mich da ist. Ohne sie wüsste ich nicht, wo ich jetzt wäre.

Heutzutage gibt es ja nicht mehr so oft Paare, die lange zusammen sind, weil viele sich beim ersten Zoff direkt trennen und denken, dass da jemand besseres kommt.

Wir haben so viel zusammen durchgemacht und geschafft und das wirkt sich auch auf alle anderen Dinge in unserem Leben aus. Man fängt eben etwas an und zieht das dann durch.

Wie teilt ihr das denn auf mit dem Aufpassen?

Wir stehen ja erst am Anfang, aber im letzten Jahr habe ich schon geschaut, dass ich viel zu Hause bin und Anja unterstützen konnte in der Schwangerschaft. Ich gucke, dass ich meine Zeit jetzt besser einteile und wirklich darauf achte, zu trennen, was wichtig und unwichtig ist. Ich will natürlich so viel Zeit bei meinem Sohn verbringen und sehen, wie er wächst, aber wie ich schon vorher gesagt habe: The show must go on. Nur weil ich jetzt ein Kind habe, bedeutet es ja nicht, dass ich meinen Traum nicht weiter verfolge.


BS Lipslide, Pic: Maderer

Gibt es eigentlich Druck seitens deiner Sponsoren, dass du bestimmte Deadlines für Parts, Fotos und Ads einhalten musst?

So etwas wie Druck spüre ich da nicht. Ich wollte es aber auch immer so behalten, dass mir keiner wirklich was sagen kann. Ich gehe einfach viel Skaten und wenn jemand ein Bild braucht oder so, gucke ich das ich etwas auf Tasche habe. Ich versuche immer produktiv zu sein und meine Sponsoren zufrieden zu stellen, denn von denen kommt ja auch die Miete.

Bekommst du von deinen Sponsoren eine besondere ärztliche Versorgung, damit du im Verletzungsfall schnell wieder fit bist?

Ich habe jetzt kein spezielles Versicherungspaket oder ein besonderen Arzt, zu dem ich gehen kann. So weit sind wir im Skateboarding noch nicht. Aber ganz abgesehen davon, achte ich sowieso auf meine Gesundheit und versuche fit zu bleiben. Auch ohne den Sponsorenrummel möchte ich für mich einfach gesund bleiben, denn ich will ja auch mit 50 noch mein Board anschubsen können, hehe. Gut versichert bin ich natürlich auch. Die letzten paar Monate hatte ich mich mit einem Knöchelproblem zu kämpfen und habe das nicht richtig auskuriert. Dann war ich bei King of The Road und bin am zweiten Tag direkt wieder umgeknickt. Verletzungen gehören irgendwie dazu. You gotta pay to play. Aber ich habe gelernt, dass man seinem Körper Zeit geben muss, um zu heilen.

Erzähl doch mal eine verrückte Geschichte vom KOTR!

Ich war mit TNT, Robbie Russo, Frank Gerwer und Andrew Allen für Anti Hero unterwegs. Unser Teammanager war Andy Roy dabei und sogar John Cardiel und Julian Stranger waren dabei. Es sind echt viele verrückte Sachen passiert. Wir sind in Portland, Oregon, gestartet und das Creature Team hatte die Aufgabe, uns das Aufgabenbuch zu klauen. Wir kamen dort an und die Jungs kannten dort Mädels, die sie uns auf den Hals gehetzt haben. Die sind mit auf unser Hotelzimmer gekommen und um Mitternacht haben wir unser Buch aufgemacht. Gegen ein Uhr sind die Mädels dann abgehauen und unser Buch mit ihnen. Ich bin dann gleich losgerannt mit Frank Gerwer und wir haben uns auf das Auto der Chicks geworfen. Frank ist direkt von der Motorhaube gefallen. Ich bin mit den Mädels noch durch halb Portland gefahren und konnte zum Schluss unser Buch zurückgewinnen. Ja, so hat der Trip begonnen. Das war schon crazy.

Apropos Thrasher Magazine. Du bist ja ziemlich down mit Jake Phelps. Was ist das eigentlich für ein Typ?

Ich habe großen Respekt vor dem Phelpher. Er ist ein cleverer Kerl und hat richtig viel auf dem Kasten, aber er macht halt oft nicht den Eindruck, weil er letztendlich auch ein Punk mit Anti-Haltung ist. Aber manchmal haut er abends an der Bar ein Statement raus, bei dem du nicht erwartet hättest, dass sowas smartes von ihm kommt. Wenn er ein Idiot wäre, könnte er auch nicht das Magazin so gut führen wie es gerade läuft. Tief in ihm drin schlummert ein sehr weiser Mann.


Tailslide, Seq: Maderer

Die Anti Hero Crew verschafft bei mir irgendwie den Eindruck, als ob die Jungs gerne Party machen…

Es ist bestimmt nicht heftiger als bei anderen Companies. Sobald man sein normales Umfeld verlässt, ist man einfach aufgeregt und gehyped. Und da passiert es natürlich schnell, dass aus ein zwei Bierchen mehr werden und schwups – siehst du die Sonne wieder aufgehen. Aber die beiden Tonys (Trujillo und Miorana, Anm. d. Red) sind auch Väter und Julian Stranger ist nicht mehr der Jüngste, insofern sind wir nicht unbedingt die krasseste Partycrew. Das kommt eben oft so rüber, aber ich glaube nicht, dass wir schlimmer sind als ein anderes Team, das auf Tour geht.

Du bist ja oft in den Staaten. Wie sieht so ein Mission-Tag bei dir aus und was ist der größte Unterschied zu Skaten in Deutschland?

Es ist jetzt nicht viel anders als hier. Man organisiert einen Fotografen und einen Filmer und trifft sich. Wenn du in Südkalifornien wohnst, kann es dann mal passieren, dass drei Filmer da sind und ein Fotograf. Aber generell sind die Leute dort mehr angespornt, weil die Industrie dort sitzt und mehr Geld fließt. Hier in Deutschland können die Skater langsam zwar auch davon leben, aber die meisten müssen noch einen Nebenjob machen. In Amerika ist Skateboarding ein Vollzeitjob. Letztendlich ist es Skateboardfahren und das ist überall gleich. Man hat einfach eine gute Zeit mit der Truppe.

In welcher Stadt bist du denn untergebracht bei deinen USA Trips?

Wenn ich mit Vans oder Volcom zu tun habe, dann in Los Angeles, denn dort sind die Headquarters. Wenn ich mit Deluxe zu tun habe, dann in San Francisco. Ich muss schon sagen, dass mir San Francisco am Besten gefällt, weil es sehr europäisch ist. Es ist eine kleine Stadt, man kann vor die Haustür gehen und direkt lospushen. In Los Angeles brauchst du unbedingt ein Auto.

Wie findest du eigentlich Street League? Reizt es dich da mal mit zu fahren?

Wenn ich ehrlich bin, muss ich schon sagen, dass mein Skating etwas ganz anderes ist, als das was die Leute bei Street League treiben. Die meisten Fahrer da haben ihre eigenen Training Facilities und üben in denen ihre Tricks bis die sitzen. So skate ich halt nicht. Ich will einfach nur so schnell wie es geht von A nach B fahren. Mit Ollies dazwischen und wenn es gut läuft, auch mal Kickflips. Aber Street League gehört heutzutage zum Skateboarding dazu. Es ist doch auch schön, dass Skateboarding diese zwei Seiten hat. Die Leute können trainieren oder einfach nur aus Spaß fahren. Durch solche Events wird halt ein breiteres Publikum erreicht und da wir davon leben, profitieren wir irgendwie auch davon, jedenfalls wenn mehr Geld fließt. Aber um deine Frage zu beantworten – wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich da sicher hingehen und mitfahren.

Vielleicht musst du dann auch mal ein paar Nollie Flips machen…

Ich probiere ja andere Tricks, aber ich versuche bei meinem Skaten immer in Bewegung zu bleiben und da mache ich eben „meine“ Tricks gerne, weil ich die sicher kann und dann flowt es gut ab. Klar inspiriert mich das, wenn jemand ein dickes Gap mit einem Switch Flip klärt und ich gehe dann auch raus und versuche den Trick. Aber wenn ich dann zu lang daran rumkrampfe, denke ich mir „hey, da mache ich lieber meine Standard Tricks, die fühlen sich gut an und klappen immer“. Das zaubert mir dann einen Smiley ins Gesicht.

Wolltest du eigentlich unbedingt Skatepro werden oder hat es sich einfach so ergeben?

Es hat sich einfach eingeschlichen mit der Zeit. Ich habe die Yama Crew kennengelernt und durch die bin ich aus Bregenz rausgekommen. Dann kamen die Etnies Cups und anderen Contests, es lief halt ganz gut. Ich habe trotzdem erst mal meine Ausbildung fertig gemacht. Danach bin ich mit dem Geld, was ich bei den Contests gewonnen habe nach Barcelona gegangen. Und genau da hat sich dann eins nach dem anderen ergeben und nun bin ich halt hier.

Es gab keinen Moment, in dem du dir dachtest: „Ich setz jetzt alles auf ein Karte“ ?

Nicht wirklich. Ich wurde irgendwann in die USA eingeladen und bin da rüber, wo auch die Frage aufgekommen ist, ob ich dort hinziehen würde. Anja und Ich haben es auch versucht, waren eine ganze Weile drüben, aber irgendwie war das nicht unser Ding. Wir brauchen beide die Nähe von der Familie und unseren Freunden. Das wollten wir nicht aufgeben für etwas, bei dem man nicht sicher sein kann, ob es morgen noch genau so läuft.


Lipslide, pic: Wagner

Du hast eben gesagt, dass du eine Ausbildung gemacht hast. Welchen Beruf hast du gelernt?

Ich habe eine Ausbildung zum Informatiker gemacht. Das ist jetzt aber schon sieben Jahre her. Also wenn ich da heute wieder einsteigen wollte, müsste ich bestimmt noch ein paar Fortbildungen machen. Die Basics habe ich auf jeden Fall noch drauf, aber das Wichtigste ist, dass ich den Schein habe. Heutzutage ist es wichtig, dass man etwas in der Hand halten kann, schwarz auf weiß. Ich habe übrigens gerade noch etwas Neues angefangen – Wirtschaftspsychologe per Fernstudium. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich durch Skateboarding habe, aber ich möchte mich nie das Gefühl haben, 100% davon abhängig zu sein. Wenn es so wäre, würde ich so unter Druck stehen, dass ich durchdrehen würde. Es ist einfach gut zu wissen, dass ich auch etwas anderes im Leben machen könnte.

Was machst du sonst so neben dem Skaten?

Ich fotografiere gerne. Jetzt mit meinem Sohn habe ich ja immer das perfekte Motiv. Ich interessiere mich zudem fürs Zeichnen. Ich habe mir letztens so ein Einführungsvideo angeguckt, wie man Kinderbücher malt. Ich bin total fasziniert davon, besonders jetzt, wo ich selbst ein Kind habe. Bilder zu malen, in denen Emotionen oder Bewegung stecken, finde ich eine coole Sache. Mal sehen, wo mich das noch hinführt.

Willst du nach dem Skaten vielleicht doch in der Skateindustrie bleiben? Könntest dann ja auch Graphics malen für Anti-Hero…

Ich weiß gar nicht, ob es für mich jemals ein Leben nach dem Skateboarding geben wird. Es ist halt mein Leben – mit oder ohne Sponsorenrummel. Auch ohne die Sponsoren würde ich Skaten genau so betreiben, wie ich es jetzt mache. Ich könnte mir vorstellen, später auch im Skateboarding involviert zu bleiben. Ich hatte ja das Glück bei Vans einen Einblick ins Schuhdesign werfen zu dürfen und jetzt arbeite ich mit Volcom an einer neuen Jeans. Das ist alles sehr spannend für mich und ich lerne immer etwas Neues dazu. Und solange man weiter wissbegierig bleibt, erweitert man sein Spektrum und am Ende kann man sich dann aussuchen, was man gern machen will.


5-0, Pic: Wagner

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

Hoffentlich habe ich mein Studium einigermaßen abgeschlossen, vielleicht ein zweites Kind, glücklich verheiratet und immer noch Skateboard fahren. Wenn es so kommt, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.

Chris, vielen Dank für das Interview und alles Gute für dich.

Ich bedanke mich bei euch, meiner Familie, Freunden und allen Sponsoren.

Der 26-jährige Belgier ist ziemlich direkt. Er spricht mit kräftiger Stimme, ausdrucksstark und entschlossen, weswegen Phil Zwijsen ein guter Interviewpartner ist. Doch bis es zu einem Interview kommt, muss ein Skateboarder etwas erreicht haben. Es reicht nicht, Europameister in der Minirampe gewesen zu sein und es reicht auch nicht, bereits mehrere Fotos in unserem Mag veröffentlicht zu haben. Vielmehr geht es uns an dieser Stelle um Phils Vielfalt auf dem Skateboard, um sein internationales Standing und natürlich um seine außerordentlichen Skills, besonders die auf der Straße. Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Sie ist nötig, um zu beschleunigen und zu bewegen. Phil ist Skateboarder von Beruf und seine Energie ist eine natürliche Gabe, die ihn mit Freude und Hingabe seine Arbeit nicht wie Arbeit vorkommen lässt. Denn eigentlich will er nur skaten. Und das am liebsten jeden Tag.

Interview: Benni Markstein
Pics: Davy van Laere

Hi Phil, wie geht’s, was machst’e?

Mir geht’s gut, ich esse gerade etwas, hoffe das ist okay für dich?

Na klar, belgische Pommes Frites oder was gibt es heute?

Haha, nein. Kartoffeln, Bohnen und Cordon Bleu.

Hast du es selber gemacht, bist du ein guter Koch?

Ich koche fast immer dasselbe – Kartoffeln, Gemüse und Fleisch, zumindest wenn ich zuhause bin.

Also bist du gerade in deiner Heimatstadt Antwerpen?

Ja, ich hatte vor vier Monaten eine OP, deswegen bin ich seit einer Weile hier. Ich lebe in einem Ort etwa 15 Autominuten von Antwerpen entfernt.

Stimmt, du warst ja länger verletzt, was ist passiert?

Es ist nichts Spezielles passiert, ich bin einfach schon oft umgeknickt und der Knöchel war über einen längeren Zeitraum hart lädiert. Jedes Mal, wenn ich falsch gelandet bin, hatte ich starke Schmerzen und irgendwann konnte ich für Wochen nicht mehr skaten. Also flog ich von Barcelona nach Hause und wurde direkt am nächsten Tag operiert. Aber ich bin gestoked, es fühlt sich jetzt wieder voll gut an und ich kann wieder schmerzfrei skaten.

Wie viele OPs hattest du denn?

Zwei Stück. Vorher war der Knöchel auch schon mal gebrochen und ich hatte noch eine Schraube im Fuß. Diese haben die Ärzte gleich mit raus geholt. Jetzt ist der Fuß quasi wieder sauber und seit einem Monat kann ich wieder skaten.

Wie war es, dort aufzuwachen und wie bist du zum Skaten gekommen?

Durch meinen Bruder und seine Freunde habe ich angefangen. Es gab bei uns eine Minirampe und dort bin ich immer geskatet, außerdem gab es noch einen kleinen Skatepark mit Funbox und Rails.

Also bist du auf Transition groß geworden?

Ja auf jeden Fall, die ersten zwei Jahre bin ich nur Trannies gefahren und eher wenig street.

Hat dir das geholfen, deine Boardkontrolle für die Straße zu erlangen?

Ich bin happy, dass ich in der Transition angefangen habe, es hat mir sehr geholfen und ich mache es noch immer sehr gerne. Ich wollte aber auch schon immer einfach alles skaten, ich habe mich nie auf irgendwas festgelegt. Ich mag z. B. auch gerne Vert fahren, aber manchmal fahre ich auch ein paar Tage einfach nur Curbs.

Aber schnell muss es sein, oder?

Auf jeden Fall, deswegen ist es auch gut Transition zu fahren, weil du da immer schnell bist, langsam Skaten gibt es da nicht.


Nosegrind into Bank

Okay, kommen wir mal auf Belgien zu sprechen. Wie groß ist denn tatsächlich der Unterschied zwischen der Flämischen Region im Norden und der Wallonischen im Süden?

Für mich gibt es da nicht so einen Unterschied, aber für viele Leute gibt es da einen sehr großen. Aus meiner Sicht ist alles Belgien, auch wenn wir Flämisch sprechen und der Süden Französisch spricht. Wir wachsen zweisprachig auf, haben in der Schule allerdings nur eine Stunde pro Woche Französisch gelernt, weswegen ich die Sprache dummerweise nicht so gut beherrsche, was eigentlich ärgerlich ist. Allgemein sehe ich persönlich da keine Probleme, innerhalb der Regierung gibt es aber Differenzen und ab und zu große Dramen.

Wie viele Sprachen sprichst du denn?

Flämisch, Englisch kann ich gut, ein bisschen Französisch und ich versuche ein bisschen Spanisch zu sprechen.

Und was macht dein Deutsch?

Naja, ein bisschen vielleicht! Ich kann es schon teilweise verstehen, aber nicht wirklich sprechen.

Bist du politisch interessiert?

Nicht wirklich, ich checke die Nachrichten auch nicht regelmäßig genug, dass ich einen Plan davon haben könnte. Dafür bin ich auch einfach zu selten zu Hause.

Warst du denn ein guter Schüler?

Als ich jung war mochte ich die Schule eigentlich nicht besonders, doch als ich anfing zu arbeiten habe ich gemerkt, wie gechilled die Schule doch eigentlich war. Aber jetzt einfach nur zu Skaten ist das Beste, ich muss nicht arbeiten und ich muss nicht zur Schule gehen.

Was hast du denn nach der Schule gemacht?

Ich habe zwei Jahre in einem Vertrieb für Klimaanlagen gearbeitet. Ich bin mit einem Kollegen die ganze Zeit rumgefahren und wir haben die Geräte überprüft und gewartet und dementsprechend bei Problem geholfen. Dann habe ich noch in einem Skatepark gearbeitet und irgendwann habe ich angefangen, ein bisschen Geld mit Skaten zu verdienen. Und seit zwei bis drei Jahren skate ich nur noch.

Und läuft’s gut für dich?

Ja auf jeden Fall, es ist perfekt! Dank an meine Sponsoren an dieser Stelle, ohne die das alles nicht möglich wäre!

Du musst aber auch einen guten Job machen!

Ja schon, es gibt aber auch eine Menge guter Skater, die es genauso machen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Man braucht schon auch ein bisschen Glück und den Support von guten Sponsoren, dafür bin ich voll dankbar. Aber wenn es etwas ist, was man wirklich gerne macht, fühlt es sich nicht wie ein Job an.


Crooked Grind

Wir lange fährst du jetzt schon für Vans?

Vier Jahre.

Es könnte einen guten Zwijsen Schuh mit Bezug von belgischen Waffeln zur Vans Waffle-Sohle geben!

Das könnten Vans machen, sag ihnen das mal, haha! Das wäre super, hab ich noch gar nicht dran gedacht, gute Idee!

Also Vans, wenn du das liest, bitte mache einen Schuh mit Phil! Aber zurück zum Thema, was bedeutet für dich Loyalität und Identifikation mit deinen Sponsoren?

Darüber habe ich tatsächlich oft nachgedacht in letzter Zeit. Carhartt ist z. B. schon immer die Firma gewesen für die ich fahren wollte!

Wenn ich mir deine Sponsorenliste anschaue stelle ich fest, dass alles sehr gut zu deinem Skating, deiner Person und deinem Image passt. Wie ist es dann für dich, ein Beanie mit dem Logo einer Energy Drink Company tragen zu müssen?

Hm, wie soll ich es sagen. Die Sache ist, Monster Energy hilft mir wirklich weiter und all die Leute dort sind super nett und es ist angenehm, mit ihnen zu arbeiten, außerdem kümmern sie sich um mich und ermöglichen mir viele Trips. Sie tun so viel für mich, dass ich glücklich bin, für sie zu fahren. Das Einzige, was ich machen muss, ist ihren Brand zu repräsentieren, was für mich okay ist, da sie mir wirklich helfen. Das bedeutet, dass ich ab und zu ein Beanie trage und Sticker auf mein Board klebe, das ist kein Problem für mich. Deswegen kann ich mein Leben durch Skaten finanzieren und dafür bin ich sehr dankbar.

Und trinkst du gerne Energy Drinks?

Nur auf Parties. Ansonsteb habe ich bereits genug Energie in mir wenn ich skaten gehe!

Wie oft gehst du denn skaten?

Wenn ich nicht verletzt bin, jeden Tag.

Du hast in Barcelona gewohnt, richtig?

Nicht wirklich gewohnt, vielmehr habe ich für vier Monate dort überwintert.

Ist es 2012 noch immer so, dass Barcelona das europäische Skate-Mekka ist?

Auf jeden Fall, es kommen so viele Leute dorthin und das ist voll gut! Ich habe bei Lucas Fiederling gewohnt. Man kann jeden Tag skaten gehen, wenn die eine Crew mal chillt, gehst du halt mit anderen Leuten los. Das ist großartig!

Ich habe ein Video aus China gesehen, in dem du einen 14 Stufen Lipslide machst, bei dem am Spot ca. 300 Passanten zuschauen. Warst du nicht nervös, dass dich an einem so harten Spot so viele Leute beobachtet haben?

Ja schon, aber der Spot war perfekt! Anfangs war es schon unangenehm, aber ich habe zuerst einen Boardslide gemacht und der ging direkt und ich habe mich gut gefühlt, also ging der Lipslide auch easy. Es waren schon richtig viele Leute, doch das hat mich nicht wirklich gestört.

Manchmal langt ja nur ein Passant, der zuschaut und es stresst total…

Klar, das kenne ich auch! Als ich in Belgien was filmen wollte, haben nur wenige Leute zugeschaut und es ging einfach nicht. Aber als ich in China war, waren es hunderte Leute und da bin ich einfach geskatet. Ich weiß nicht genau woran es lag, aber dort ging es irgendwie.

Du warst ja auch schon oft in den Staaten, wie sind so deine Eindrücke?

Ich mag es wirklich dort und möchte bald wieder rüber! Eigentlich ist es dasselbe wie hier, aber es fühlt sich ganz anders an. Es ist jedes Mal irgendwie neu, ich muss wieder rüber!

Könntest du dir vorstellen in Amiland zu leben?

Hm, ja vielleicht. Ich könnte es auf jeden Fall. Ich wüsste nicht genau wo, wahrscheinlich in New York, doch dann gibt es wieder dasselbe Problem mit dem Winter wie in Belgien.


BS 5-0

Hast du früher mal davon geträumt, Pro Skater zu sein?

Ich habe mir früher nie so sehr darüber Gedanken macht, habe es nie so betrachtet. Doch jetzt gerade ist der Traum wahr, also kann ich es auch nicht verneinen. Es ist bestimmt für viele Leute ein Traum und man kann definitiv für ein paar Jahre eine sehr gute Zeit haben. Und das ist für mich gerade voll wichtig, viel Spaß zu haben und auf all diese verrückten Reisen zu gehen und einfach so viel zu versuchen, wie möglich.

Spürst du keinen Druck um für Videoparts zu filmen oder Fotos zu schießen?

Doch, manchmal schon, wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht genug mache, weil ich z. B. verletzt bin. Aber das ist leider auch der normale Lauf der Dinge und so versuche ich immer zu 100 % mein Bestes zu geben. Nach meiner OP hatte ich das Gefühl, drei Monate zu verlieren, doch so ist es nun mal. Deswegen gehe ich jetzt auch jeden Tag raus und filme.

Was hast du denn in naher Zukunft geplant? Ziele, Projekte, Touren?

Es soll bald ein neues Element Video erscheinen, ich weiß gar nicht, ob das schon spruchreif ist. Es wird auf jeden Fall hart für mich, einen Full Part zu filmen. Außerdem arbeite ich mit Lucas (Fiederling) an einem Projekt, weiter geht’s mit einer Sache, an der ich mit Moritz Erian arbeite, es gibt also eine Menge zu tun. Es ist zwar sehr viel, doch so wird es wenigstens nicht langweilig. Es ist perfekt. I’m ready for it.

Danke für das Interview und viel Erfolg!

Phil fährt für Monster Energy, Vans Europe, Element Europe, Carhartt, Lockwood Skateshop, Area 51 Skatepark, Rocker Wheels, Ashes Griptape and Crvwkd Crew.


Ollie into Metal Bank

Krass, clean und kreativ

„Sein Lebensstil spiegelt sich auch in seinem Skaten wieder. Krass, clean und kreativ im Umgang“
– mit diesen Worten wird der 21 – Jährige Neumannheimer Maxi Schaible von seinem besten Homie Daniel Trautwein beschrieben.


Pic: Burny

Nachdem wir das Interview mit ihm geführt haben, können wir dem auch nur zustimmen. Maxi ist ein Skater der neuen Generation in Deutschland, die mit dem Internet aufgewachsen ist, für die Partys bis zum Morgengrauen genau so dazugehören wie große Spots. Man kann sich ja nicht aussuchen, wann man geboren wird. Trotz der heutigen Möglichkeiten sich dauernd abzulenken und voll zu drönen, scheint es so, als ob Maxi das Beste aus seiner Zeit als Vollblutskater herausholt und trotzdem nicht dem Wahnsinn dieser schnelllebigen Jugend zum Opfer fällt. Er weiss eigentlich ziemlich genau, was er will. Dieses Interview war für ihn, als auch für uns, eine Überraschung, und wir freuen uns für den stets gut gekleideten Sunnyboy und Schwiegermamas Liebling eine verdiente Plattform bieten zu dürfen, denn wir versprechen euch: Maxi wird uns in den nächsten Jahren noch einiges an gutem Skateboarding abliefern und das hier ist er die Spitze des Eisbergs.

Interview: Sebi Vellrath

Hey Maxi, wo steckst du gerade?

Ich bin gerade bei meinen Eltern. Die wohnen hier ein bisschen auf dem Land.

Wo kommst du denn genau her?

Ich komme aus Pfalzgrafenweiler, das ist so ein kleines Dorf so ca. 70 Km von Stuttgart entfernt. Da geht echt nicht viel. Ich hatte das Glück, dass ich durchs Skaten ziemlich früh da rausgekommen bin und immer nach Stuttgart gefahren bin und da Leute kennengelernt habe.

Hast du irgendwas anderes vor dem Skaten gemacht?

Ja ich habe lange Fußball gespielt. Hätte ich nicht aufgehört, glaube ich sogar, wäre ich heute sogar richtig gut darin. Vielleicht kein Profi, aber schon obere Liga. Aber das Vereinsding hat mir irgendwann nicht mehr so Bock gemacht. Skaten ist einfach cooler.

Hast du auch mal in Stuttgart gewohnt?

Die letzten 1,5 Jahre habe ich in Stuttgart gewohnt und jetzt seit einem halben Jahr wohne ich in Mannheim.

Und in Stuttgart hast du in einer Skater WG gewohnt?

Ne, die Jungs sind nicht geskatet. Es war aber trotzdem eine coole Zeit.

Jetzt studierst du in Mannheim. Was machst du denn genau?

Handelsmanagement.

Na das hört sich ja an, als ob du damit schon einen Plan hast…

Ich weiß noch nicht genau, was ich später damit anfangen kann. Ich war vorher auf einem Wirtschaftsgymnasium und danach habe ich mich einfach mal für ein Wirtschaftsfach eingeschrieben. Ich bin gerade im ersten Semester und kann noch gar nicht sagen, ob ich das durchziehe oder ob es das ist, was ich schon immer machen wollte. Ich bekomme die ganze Zeit auf die Nase gedrückt, dass im Endeffekt nur die Kohle zählt. Kohle, Kohle, Kohle …


BS TS, Pic: Wagner

Kohle ist auf jeden Fall sehr wichtig. Mit Skateboarding in Deutschland wird man ja nicht so richtig reich …

Ein Ryan Sheckler vielleicht. Es ist ja der Traum von jedem Skater, davon leben zu können. Wenn du dir anguckst, was für krasse Skater in Deutschland oder generell in Europa nicht davon leben können, dann ist das schon sehr heftig. Ich für meinen Teil bin voll zufrieden, mit dem was ich von Skateboarding habe. Ich hätte jetzt auch nie gedacht, dass ich mit euch ein Interview mache. Ich bin sehr glücklich über meinen jetzigen Stand.

Wie bist du eigentlich an deine Sponsoren gekommen? Ich habe auf youtube so ein paar alte „The Rookie Project“ Videos von dir gesehen. Durch die Clips?

Oh Mann, die räudigen alten Clips … haha. Ja als Kids haben wir einfach viel gefilmt. Aber ein Sponsor-Me-Tape von mir gab es nie. Philipp Schmidt (DVS) hat mich schon recht früh mit Lakai Schuhen versorgt und als wir dann in Kontakt getreten sind, war ich ziemlich schnell auf DVS. Von Urban Supplies habe ich auch ziemlich schnell Unterstützung bekommen. Ich habe von Anfang an versucht, immer viel rumzukommen und meine Sponsoren so gut es gut zu representen.

Bist du eigentlich viel im Internet unterwegs?

Seit einem halben Jahr versuche ich Facebook zu vermeiden, da mir das irgendwann zu viel wurde mit dem ganzen „Liken“ und kommentieren von jedem Foto. Aber da ich damit aufgewachsen bin, bin ich es ja gewohnt sich Musik aus dem Netz zu laden oder auch jetzt Instagram und so Dinge. Ich muss nicht jeden Tag meine Mails checken, vielleicht mal, wenn ich auf Tour bin, aber ich dreh’ jetzt nicht durch, wenn ich mal eine Zeit lang offline bin.


FS Tailslide, Pic Burny

Erzähl mal was zu deinem Cover. Der Bs Overcrooks ist ja einer deiner Tricks, aber für diesen musstest du ja schon richtig arbeiten …

Erstmal kann ich noch gar nicht glauben, dass das ein Cover wird. Erst wenn ich das wirklich sehe, werde ich das realisieren „Fuck, Alter, Cover!“. Wir waren letzte Woche noch richtig viel skaten und es lief richtig gut. Den Bs Overcrooks hatte ich Burny vorgeschlagen für das Interview und als wir dort ankamen war ein Café aufgebaut in der Anfahrt und ich dachte mir, wir können hier unmöglich skaten. Zudem wollte ich noch ein neues Brett anschrauben, da meins total schrott war, aber keiner hatte einen Tool dabei. Burny ist dann erstmal in das Café gegangen und kam nach ein paar Minuten mit der Kellnerin raus, um die Anfahrt frei zu machen. Es war alles voll hektisch, aber ich dachte mir dann halt „Fuck it!“ und bin mit meinem alten Board aufs Rail gegangen. Mit Lil Wayne auf dem Ohr ging das auch schon und nach ungefähr zehn Versuchen hatte ich den Trick dann im Kasten. Vorher habe ich aber auch gut kassiert. Vom Grind und Gefühl her war das der beste Bs Overcrooks, den ich je gemacht habe.


Pic: Burny

Bist du selbstkritisch mit dir und der Footage, die von dir rauskommt?

Es gibt so manche Sachen bei mir, die gehen einfach nicht klar. Zum Beispiel bunte Rollen, bemaltes Griptape oder auch megabunte Schuhe.

Gibt es eigentlich in Mannheim eine Skateszene?

Ich bin ja ziemlich verwöhnt dadurch, dass ich aus Stuttgart komme und immer mit den krassesten Leuten unterwegs war. Hier gibt es eigentlich nur einen Spot, an dem die Leute skaten. Ich kann mir noch gar kein richtiges Bild machen von der Szene hier, da ich am Wochenende immer unterwegs bin und in meinem Semesterferien war ich gerade mal vier Tage hier.

Du wohnst ja jetzt über einem Headshop, aber kiffen tust du ja gar nicht…

Hahaha, woher weißt du das denn jetzt schon wieder? Der Trautwein wahrscheinlich. Ja, das stimmt. Und da ich wirklich nicht barze, bringt mir der Headshop ziemlich wenig. Ich bekomme hier und da mal Sprüche gedrückt, aber ich habe einfach keinen Bock drauf. Ich höre total gern Wiz Khalifa, der ja nur übers Kiffen rappt, aber selber hat mich das nie gereizt. Vielleicht kommt das ja noch.


Bluntslide Bigspin out, Pic: Wagner

Ne, lass mal sein. Ist doch okay so. Feiern gehst du ja trotzdem, oder? Was ist denn das MW a.k.a Das Männerwohnheim?

Schon wieder ein Insider. Das ist in San Sebastian entstanden auf der Arrow & Beast Tour. Wir hatten halt ein Zimmer mit Daniel Wagner, Daniel Trautwein, Kamil, Stefan Brenner, Sandro Trovato und mir. Am dritten Tag sah unser Raum aus wie Sau, sprich alles lag auf dem Boden, die Drinks waren umgeschüttet und generell war es einfach dreckig. Wagner hatte seinen Fotoequipment auf San Miguel Dosen gelagert, teilweise waren Shirts voller Bier und Kamil meinte nur noch: „Ey hier sieht´s ja aus wie im Männerwohnheim“. Irgendwie mussten wir uns alle kaputt lachen. Nach sechs Tagen sah es noch schlimmer aus und es ist komplett ausgeartet.

Inwiefern?

Ach, da rede ich lieber nicht drüber. What happens on tour, stays on tour …

Ein Gentleman schweigt …

Es war eben ein Mittwochabend in San Sebastian und natürlich ging da nicht soviel, aber irgendwann standen wir alle in einem kleinen Kellerclub und haben gut abgetanzt. Das war auf jeden Fall richtig geil und wir sind mit mehr Leuten in unser Männerwohnheim zurückgekommen als vorher losgegangen, wenn du verstehst, was ich meine, hehe. Jedenfalls musste das Mobiliar in unserem Zimmer noch richtig dran glauben. Inzwischen hat sich aus dem Männerwohnheim so ein Instagram Ding entwickelt und alle Beteiligten posten fleissig Fotos mit Sachen, die so ein bisschen assi sind. Wenn es nach mir gehen würde, hätten wir schon eine Klamottenline gedropped.


BS 180 fakie Nosegrind, Pic: Wagner

Was geht eigentlich bei dir und Kickflips? Ihr seid nicht die besten Freunde, habe ich erfahren…

Da habe ich schon mit gerechnet, dass du mich das fragst. Keine Ahnung, Alter. Ich kann die schon und kriege die auch hin, aber wenn sich ein Trick nicht so gut anfühlt, habe ich auch keine Lust darauf den zu machen. Wenn ich jetzt trainieren würde, dann könnte ich die auch bestimmt mal irgendwo rein machen oder so. Aber ich vernachlässige meine Kickflips schon gerne mal und deshalb sieht man die nicht so oft von mir.

Du hast ja zwei Brüder. Können die auch Kickflips?

Mein kleiner Bruder skatet auch und hat voll Bock. Früher sind beide regelmäßig geskatet, aber mittlerweile ist nur noch der Kleinere am Start. Mit dem versuche ich, wenn es sich ergibt, möglichst oft zusammen zu skaten. Und ja, der hat richtig gute Kickflips am Start. Der macht Flip Fs Boardslides am Handrail. Das ist schon sick.

Also bekommen wir in Zukunft mal was zu sehen von Niklas Schaible?

Ja, wenn der mal Gas geben würde, dann könnte man mit dem sicher mal was machen. Ich kann ja mit ihm reden. Dann könnt ihr für 2018 schon mal was planen, hehe.

Hast du eigentlich irgendwelche Vorbilder oder Heroes, die du abfeierst?

Als Kid war ich total geflashed, als ich Louis Taubert das erste Mal auf einer DVS Tour getroffen habe. Aber ich habe jetzt keinen bestimmten Lieblingsskater. Mir ist einfach wichtig, dass wenn jemand stylish fährt, er auch cool drauf ist. Ich finde, das Gesamtbild muss stimmen. Das ist mir mit Madars Arpse so ergangen. Den haben wir in Spanien kennengelernt und ich kannte ihn nur von seinen Videoparts. Als wir mit dem dann unterwegs waren, hat sich herausgestellt, dass er ein supercooler Kerl ist. Das ist ein perfektes Zusammenspiel.

Ich habe eben mit der Mutter deiner Ex-Freundin gesprochen, als ich versucht habe, dich zu erreichen und die schwärmt ja total von dir. Du bist aber mittlerweile solo und lässt dir die Weibchen gerne mal nach Mannheim einfahren, habe ich gehört.

Oh, Mann, wer hat dir denn das schon wieder gesteckt? Es wäre schön, wenn mich da mal ein paar Mädels besuchen kommen würden. Aber jetzt echt mal, wer hat dir denn diese ganze Storys gesteckt?

Wir haben unsere Leute überall …

Ihr seid schlimmer als die Mafia, Mann. Es ist jetzt nicht so, als ob ich tausend Frauen am Start hätte. Es hält sich alles noch im Rahmen. Das ist alles, was ich dazu sagen will.

Du bist ja jetzt solo. Wie sähe denn deine Traumperle aus?

Sie sollte einen guten Körper haben. Die Haare sind mir egal. Hauptsache die kommen darauf klar, dass ich durchs Skaten viel unterwegs bin.

Bist du mit deiner Ex Freundin auseinander, weil ihr genau das nicht passte?

Ne, die war richtig entspannt, was das angeht. Wir haben uns einfach auseinander gelebt.


FS Feeble, Pic: Burny

Du hörst ja viel deutschen Hip Hop aus dem Frankfurter Bereich. Was findest du daran so geil?

Hörst du sowas nicht gerne? Ich höre sowieso viel Rap. Aber ich feiere eben Haftbefehl, Celo & Abdi und die ganzen Gangster richtig ab. Es gibt ja viele Leute, die sagen, dass das einfach nur asoziales Gelaber ist, was die Jungs da raushauen, aber für mich ist das nur Unterhaltung. Wenn du dir die Texte so anhörst und denkst: „Wie 100 Packs an den Eiern?“ Wie macht der das? Klar, da musst du einfach nur drüber lachen. Ich glaube das verstehen viele Leute falsch.

Ich habe erfahren, dass du hier in Berlin auch mal gangstermäßig in einen Club eingebrochen bist. Erzähl doch mal, was da los war.

Ja, ich habe die Story auch gehört, aber ich kann mich an den Abend gar nicht mehr erinnern.

Jaja, schon klar. Wie ist es denn bei dir, wenn du Party machen gehst? Hast du dich unter Kontrolle oder auch gerne mal einen Filmriss?

Ach das hält sich bei mir in Grenzen. Da gibt es ganz andere Kandidaten, die mehr Gas geben als ich. Ich bin jetzt 21, also habe ich ja auch noch genug Zeit, Party zu machen. Den einen oder anderen Filmriss gab es aber schon.

Irgendwie verbinde ich dich immer im Doppelpack mit Daniel Trautwein. Ihr seid schon die besten Freunde, oder? So Hanni-und-Nanni–mäßig.

Daniel ist auf jeden Fall einer meiner engsten Homies. Wir sind früher für den gleichen Skateshop gefahren und waren immer schon zusammen auf Touren. Er wohnt zwar in Stuttgart, aber ich kann dadurch immer bei ihm pennen, wenn ich am Wochenende da bin. Der ein cooler Typ und zudem hat er die besten Hardflips in Deutschland. Grüße an dieser Stelle.

Maxi, ich habe das Gefühl, dass du ein ziemlich relaxter Dude bist. Rastest du trotzdem mal aus beim Skaten?

Ich versuche schon die ganze Zeit zu chillen, aber wer kennt das nicht? Manchmal flippt man eben aus, wenn ein Trick nicht klappt. Besonders wenn man weiß, dass man den Trick schaffen kann. Das einzige Board, was ich durchgetreten habe, war nach dem Bs Overcrooks. Aber auch nur, weil ich froh war, den Trick gemacht zu haben und endlich mit dem Scheißboard abschließen wollte.


Big Bluntslide, Pic: Burny

Was macht dich glücklich im Leben?

Gute Frage. Unterwegs zu sein und die Welt durch mein Skateboarding kennen zu lernen ist schon ein Privileg, was nicht jeder hat. Ich brauche jetzt nicht die große Kohle oder materielle Sachen. Ich finde es cool, neuen Leuten zu begegnen, aus denen sich sogar manchmal Freundschaften ergeben. Mit einer guten Crew in einem unbekannten Land zu sein, das macht mich glücklich.

Schöne Schlussworte. Willst du noch irgendwas loswerden?

Shout Outs gehen ans Männerwohnheim, meine Freunde, ihr wisst wer ihr seid, an Burny und D-Wag, Philipp von DVS, Christian Welther von LRG, Felix und Murat von Urban Supplies, Arrow & Beast und meine Familie.

Zoo York wurde von der Iconix Brand Group aufgekauft. Iconix ist nicht irgendein Unternehmen. Die Firma macht Ed Hardy, Ecko Unlimted und nun eben, neben Starter Caps, auch Zoo York. Bei allen Teamfahrern werden, laut Zered Basset, die Verträge nicht verlängert. Lediglich Chaz Ortiz und Brandon Westgate sind weiterhin im Team der Marke, die von allen als originelle, authentische Skatecompany aus New York wahrgenommen wurde. Beim Lesen dieses Interviews mit Zered Basset kommen einem fast die Tränen in die Augen, besonders wenn man die Geschichte von Zoo York kennt. Die meisten Teamfahrer haben die letzten 10 Jahre alles für ihren Sponsor gerissen und was haben sie nun davon? – einen Kick Off oder was? Mmhh… Interessantes Interview, das zum Nachdenken anregt. Was jeder davon hält, ist ihm selbst überlassen.

Zoo York sah jedenfalls zu Anfangszeiten so aus:

Ein alter Mann im Körper eines 22 Jährigen. Marcel ist ziemlich altmodisch, kritisch und direkt. Auf den ersten Blick vermutet man einen grimmigen Typen, der alles scheiße findet. Er ist kein Partyanimal, nicht weil er keinen Alkohol verträgt, denn Trinken kann er ganz gut, sondern weil es ihm wichtiger ist, fit zu sein und auf Mission zu gehen. Familie und Freunde sind ihm sehr wichtig. Er hat guten Kontakt zu seinen Eltern und kümmert sich um seine Homies. Den Hund seiner Freundin nimmt er mit zum Skaten und manchmal sogar mit zur Arbeit. Wenn ihm etwas nicht passt gibt er es gerne kund, nicht weil er jemanden anpissen will, sonder weil er hohe Ansprüche an sich und seine Umwelt hat. Habgier ist im fremd. Das einzige wofür er wirklich Geld ausgibt sind Mützen, davon hat er eine amtliche Sammlung und hochwertige Gadgets wie Jagedmesser, Thermoskannen oder Dartpfeile. Man kann sagen er hat einen kleinen Faible für Handarbeit und Qualitätsprodukte. Das Minimum ist für ihn schon mehr als genug. Solange er seine Freunde um sich hat und Skaten kann, ist er zufrieden.

– Aladin Cabart

P: Yo, Marcel, was geht gerade bei dir?

MK: Ich sitz hier grad im Rebel Rockers Laden in Düsseldorf rum.

P: Arbeitest du da?

MK: Ne, ich arbeite im Vibes Skateshop, aber hier haben sonst alle Geschäfte zu. Heute ist Weiberfastnacht. Da hat alles dicht.

P: Wie sieht denn ein normaler Tagesablauf aus bei dir?

MK: Kommt ganz drauf an. Drei Tage die Woche stehe ich früh auf und muss um 10:30 auf der Arbeit stehen. Je nachdem, wie das Wetter ist und wie viele Aushilfen noch kommen, gehe ich am Nachmittag skaten. Und wenn ich frei habe, bin ich sowieso die ganze Zeit skaten.

P: Sag mal, wer ist eigentlich auf deinen Spitznamen „Monty“ gekommen?

MK: Das war der Yannick (Schall). Er meinte ich hätte eine gewisse Ähnlichkeit mit Monty Burns von den Simpsons. Es gibt Schöneres, aber auch Schlimmeres. Und dann hat sich der Name bis in den Ruhrpott durchgesetzt, wobei viele es am Anfang gar nicht gecheckt haben.

P: Wie lange skatest du jetzt schon?

MK: Oh, ich glaube etwas über 10 Jahre.


Nollie Nosegrind, Pic Nothers

P: Hast du dann noch die Ruhrpottzeit mit der „Macht“ (legendäre Crew aus den 90ern, bestehend aus den Najras Brüdern, Flo Marfaing und Mehmet Aydin) mitbekommen?

MK: Ne, da habe ich gerade angefangen. Da habe ich nur Geschichten gehört von Florentin und den Mühlheimer Jungs.

P: Wer hat dich denn damals so aus dem Pott beeinflusst?

MK: Das waren viele. Eigentlich alle, die in Wuppertal in der Wicked Woods Halle zu Besuch waren. Mark Frölich war auf jeden Fall eine große Inspiration.

P: Und deine All Time Favorite Skater?

MK: Auf jeden Fall Penny, Arto und Rowley. Und jeder meiner Freunde, mit denen ich skate.

P: Zur „Wuppertal fickt alle“ Zeit warst du dann aber schon am Start, oder?

MK: Ja, da bin ich schon drei oder vier Jahre geskatet. Das war eine geile Zeit. Wir waren eine Riesenposse.

P: Wie hat sich die Szene in Wuppertal verändert seit der Schließung der Wicked Woods Halle?

MK: Viele haben aufgehört zu skaten, nachdem die Halle zugemacht hat. Es wurde zwar ein neuer Indoorpark gebaut, aber der ist eher Rollerblade- und BMX-lastig. Das war auf jeden Fall ein Grund, warum viele nicht mehr fahren. Ich habe auch leider nicht mehr so den Kontakt zu den Leuten in Wu-Tal, da ich jetzt schon einige Zeit in Düsseldorf wohne.


BS 5-0, Pic Korbmacher

P: Warum bist du eigentlich nach Düsseldorf gezogen?

MK: Ich habe im Vibes Skateshop angefangen zu arbeiten und bin das erste Jahr immer hin- und hergependelt. Und da ich hier immer mehr zu tun hatte, hat sich auch mein Freundeskreis in Düsseldorf aufgebaut. Deshalb bin ich auch wohnungstechnisch hierhin gezogen. In Wuppertal habe ich zudem noch bei meinen Eltern gewohnt, wo ich sowieso mal raus wollte.

P: Ist die Szene in Düsseldorf besser?

MK: Mir gefällt es hier definitiv besser. Die Szene ist aber schon ein bisschen gespalten. Es gibt die Peek Jungs vom Bowl, mit denen habe ich nicht so viel zu tun, und dann halt die Streetskater.

P: Du hast ja auch ne Crew – Team Intus. Erzähl mal, wer da alles mit von der Partie ist?

MK: Die Idee kam uns im Suff. Und so hat sich das dann entwickelt. Mittlerweile sind wir recht groß. Es sind so knapp 15 Leute, die damit zu tun haben. Ein paar aus Düsseldorf, ein paar aus Remscheid, in Finnland haben wir einen und auch in Holland. Wir sehen uns alle regelmäßig und man hat immer einen Platz zum Schlafen, wenn man sich besucht. Was wir so machen, kann man auf teamintus.blogspot.com sehen.

P: Du warst auch viel mit einem finnischen Kollegen unterwegs…

MK: Kennengelernt habe ich den Johani in Berlin. Dann haben wir uns in Helsinki getroffen, wo er wohnt, und seither kommt er auch immer wieder zu mir. Da ist jetzt eine echt gute Freundschaft entstanden über die Jahre.

P: Du siehst aus wie ein Hippie. Aber wie viel Hippie steckt wirklich in dir? Ernährst du dich gesund?

MK: Wie meinste jetzt? Ob ich Freilandeier kaufe, oder was?

P: Ne, so generell…

MK: Naja, ich esse kein Fleisch.

P: Schon mal nicht schlecht. Spielst du Gitarre?

MK: Ne, ich bin leider total unmusikalisch. Auf diesen Zug bin ich nie aufgesprungen.

P: Kein guter Hippie. Was bereitet dir die größte Freude im Leben?

MK: Dass ich mir die Freiheit gönne, keine Festanstellung zu haben und eigentlich das machen kann, worauf ich Lust habe.

P: Was sind deine größten Ängste?

MK: Eigentlich versuche ich den Tag zu leben und mir nicht zu viele Sorgen über die Zukunft zu machen. Man weiß ja sowieso nicht, was passiert. Deshalb mache ich mir da kaum Gedanken.


Ollie, Pic Korbmacher

P: Gehst du viel feiern?

MK: Im Moment versuche ich mich da im Zaum zu halten. Aber ab und zu feiern lässt sich nicht vermeiden. Besonders nicht, wenn die Intus Jungs in der Nähe sind.

P: Willst du mit deinem Skating was erreichen oder steht der Spaß ganz vorne?

MK: Na klar steht der Spaß ganz vorne, aber ich habe halt Lust mehr daraus zu machen. Es ist schon geil, sich ein paar Reisen finanzieren zu können oder ein kleines Taschengeld zu bekommen. Anders würde es auch nicht funktionieren, dass ich noch Teilzeitjobs machen könnte.

P: Was sind denn deine Lieblingsreiseziele?

MK: Barcelona finde ich geil. Finnland ist auch schön, aber mir ist am wichtigsten, dass ich mit meinen Freunden unterwegs bin. Wenn ich mit einer gestellten Crew auf Tour bin und dann Fotos machen soll, fällt es mir schwerer, als wenn ich meine Gang dabei habe. Da fühle ich mich schon wohler. Wo wir dann sind, ist schon fast egal.

P: In Berlin warst du ja auch schon öfters, und ein Bekannter von dir hat mir erzählt, dass du dort das eine oder andere Fahrrad hast mitgehen lassen.

MK: Äh, nicht dass ich wüsste. Das ist einfach in meiner Kiddiezeit passiert. Ob ich so etwas jetzt noch mal machen würde, ist fraglich. Mittlerweile kauf ich mir lieber ein geklautes Fahrrad auf dem Flohmarkt. Da gibt es die so billig. In der Beziehung bin ich jedenfalls reifer geworden, hehe.


FS Nollie, Pic Korbmacher

P: Sehr gut. Und wo willst du unbedingt mal hin?

MK: Australien oder Amerika würde ich mir gerne mal anschauen, aber da muss ich erstmal meine Flugangst bekämpfen.

P: Ich habe gesehen, dass du nicht bei facebook bist. War das eine bewusste Entscheidung?

MK: Ja, ich bin halt krass paranoid … haha. Nein, ich habe mich nie damit befasst, auch schon als das mit Myspace losging. Ich gebe eigentlich nur gerne Leuten etwas preis von mir, die ich wirklich kenne. Mich interessiert es auch nicht, was andere Leute so machen und ich will auch keine Profile durchstöbern. Mein Leben spielt sich draußen ab, ich hänge nie vorm Computer. Ich krieg nur von anderen mit, über was die sich Gedanken machen und dann bin ich froh, da nicht so drin zu stecken.

P: Warum sieht man dich so selten auf Contests?

MK: Ich sage meinen Sponsoren, dass sie mich gerne zu Contests schicken können, aber sie dürfen da nichts erwarten. Es kommt drauf an. Wenn ich einen guten Tag habe, könnte was klappen, aber es gibt keine Garantie dafür. Hier gibt es halt keine Halle und wenn, dann skate ich viel Betonparks. Aber mich auf einen neuen Parcours einzufahren, dafür brauch ich immer einen Tag.

P: Du bist neu auf DC. Wie kam es dazu?

MK: Das ist eine längere Geschichte, die auch mit dem Shop, in dem ich arbeite, zu tun hat. Der wird bald zumachen, aber eigentlich sollte es ein DC Crew Laden werden. Die Idee von DC war, lokale Skater über den Shop zu sponsern. Aber Ingo Bremmes (DC Teammanager) hat mich dann gefragt, ob ich nicht direkt ins deutsche Team will. Und das konnte ich nicht abschlagen, nachdem es bei Adio letztes Jahr den Bach runter ging. Ich bin sehr glücklich darüber.

P: Pusht dich das, härter zu skaten?

MK: Wenn man immer neuen Stuff unter den Füßen hat, mit dem man zufrieden sein kann, pusht das auf jeden Fall.

P: Das merkt man. Der Nollie Heelflip in Leverkusen war ja nicht ohne, gerade wenn man bedenkt, dass du nicht so ein Stufenmoscher bist…

MK: Im Moment springe ich schon öfters Stufen runter. Mir macht es einfach Spaß. Das ist auf jeden Fall eine Entwicklung, denn früher bin ich mehr Curb gefahren.

P: Siehst du dich gerne in Magazinen?

MK: Ich mache das ja schon relativ lange und die erste Zeitungspräsenz ist auch schon etwas her. Ich mache mir da nicht mehr so viel Gedanken drüber wie am Anfang. Ich bin nicht mehr so selbstkritisch wie früher. Wenn man mal schief guckt auf einem Bild, kann man da im Nachhinein auch nicht mehr viel dran ändern. Es gibt ja Leute, die regen sich darüber auf. Damit habe ich schon längst aufgehört.


Nollie Heelflip, Pic Korbmacher

MK: Was geht bei dir neben Skateboarding?

P: Ich habe gerade angefangen, mit meinem Mitbewohner eine Boardcompany zu gründen. Almaros Skateboards heißt das Projekt. Da ich mit meinen letzten Boardsponsoren immer Pech hatte, starten wir jetzt unser eigenes Ding. Wenn das Interview erscheint, gibt es auch den ersten Promoclip und die Website. Wir machen auch keine gedruckten Grafiken im üblichen Sinn, sondern wir brandmarken die Designs. Im Moment sitzen wir immer bei uns in der Küche und tüfteln an unseren Ideen.

P: Gibt es auch schon ein Team?

MK: Aladin Cabart, mein Mitbewohner, ich selbst, Patrick Zentgraf aus Krefeld, Markus Skobwron und noch ein paar Homies hier aus der Ecke, die das Ding supporten. Am Anfang ist es ja auch wichtig, dass die lokalen Skater die Company pushen. Gerade wenn man, wie wir, kein großes Budget zur Verfügung hat. Beziehungsweise überhaupt keins.

P: Wir drücken euch die Daumen. Was steht bei dir noch an 2012?

MK: Am Samstag geht es mit dem DC Team nach Cadiz an die spanische Küste. Ich bin sehr gespannt, da ich keinen aus dem Team richtig kenne bisher. Natürlich habe ich den ein oder anderen mal auf einem Contest getroffen, aber noch nie in Ruhe geredet und abgehangen.

P: Da wünschen wir dir viel Spaß. Willst du noch Grüße loswerden?

MK: Ich grüße alle Leute, die mich mögen und die ich auch mag. Und meine Sponsoren.

P: Dann bedanke ich mich bei dir für’s Interview.

MK: Kein Problem.

Interview: Sebi Vellrath
Marcel fährt für Almaros Skateboards und DC Shoes.


FS Ollie, Pic Korbmacher